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1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

Titel: 1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
Autoren: Michael Breuer
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Besorgungen zu erledigen. Abgesehen davon schien das kleine Dorf völlig ausgestorben zu sein.
    Wo die wohl alle steckten?
    Die dreißigjährige Susan war in Morley groß geworden und gehörte zu den jüngeren Einwohnern des Hundert-Seelen-Dörfchens. Wer es sich leisten konnte, verließ den Ort rechtzeitig, um sein Glück in London oder Canterbury zu suchen. Bisher war es nicht gelungen, der anhaltenden Landflucht Einhalt zu gebieten.
    Auch Susan hatte schon oft überlegt, Morley den Rücken zu kehren. So lange sie sich jedoch noch um ihren alten Vater kümmern musste, kam dies für sie nicht in Frage und so schob sie den Gedanken stets wieder beiseite.
    Gemeinsam mit ihrem Vater bewohnte die Dreißigjährige ein zweigeschossiges Haus, das direkt an der Hauptstraße des Orts lag. Es war nicht besonders groß, aber für zwei Personen allemal ausreichend.
    Susan wischte sich eine blonde Haarlocke aus der Stirn. Vorhin hatte sie ihren pflegebedürftigen Vater zu Bett gebracht. Wahrscheinlich schlief er jetzt bereits selig wie ein Baby. Den Rest des Abends hatte sie damit zur freien Verfügung und diesen wollte sie ganz gewiss nicht allein Zuhause verbringen.
    Aus diesem Grund hatte sie sich auch mit Robert verabredet. Der Mechaniker war etwa fünf Jahre älter als sie und besaß eine Werkstatt am Ende der Ortschaft. Seit gut einem halben Jahr gingen sie miteinander.
    Unwillkürlich schmunzelte Susan.
    Miteinander gehen … wie das klang! Dabei war sie doch schon lange kein turtelnder Teenager mehr. Im Gegenteil, wenn Susan sich kritisch im Spiegel betrachtete, konnte sie deutlich die Spuren erkennen, die das Leben in ihrem Gesicht hinterlassen hatte.
    Aber das war egal. Robert nahm sie so wie sie war. Ihn störten die kleinen Fältchen nicht.
    Beim Gedanken an ihren Freund glätteten sich Susans Gesichtszüge unwillkürlich und ein Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen. In seiner Gegenwart fühlte sie sich wieder jung.
    Für den heutigen Abend hatten sie ausgemacht, dass Susan ihn in seiner Werkstatt abholte, sobald sie ihre Arbeit erledigt hatte. Sie entschied kurzerhand, dass dieser Zeitpunkt nun gekommen war und beschloss daher, sich ein wenig frisch zu machen.
    Eine heiße Dusche, etwas Lippenstift und saubere Kleidung – schon fühlte sich Susan bereit für ihren Geliebten. Die Sehnsucht verlieh ihr Flügel.
    Schon kurz darauf trat sie hinaus auf die abendliche Hauptstraße. Nun, da langsam die Dunkelheit herannahte, wirkte der menschenleere Ort noch gespenstischer und unwillkürlich fröstelte Susan.
    Sie blickte einen Moment stirnrunzelnd nach links und rechts, dann setzte sie sich schließlich kopfschüttelnd in Bewegung, um Roberts Werkstatt aufzusuchen.
    Jedes Mal, wenn Susan an einem der kleinen Läden vorbeikam, welche die Hauptstraße säumten, blieb sie stehen und warf durch die Schaufensterscheiben einen Blick ins Innere.
    Einige der Geschäfte hatten früher als sonst geschlossen und waren bereits verwaist. Der Krämerladen indessen hatte noch geöffnet.
    Als Susan hineinblickte, sah sie Mister Brewster regungslos hinter seiner Theke sitzen. Sein wulstiger Mund war halbgeöffnet und aus leeren Augen starrte er in die Einsamkeit seines Ladens. Er schien in unergründliche Fernen zu blicken.
    Doch schnell bemerkte er, dass er beobachtet wurde. Unvermittelt ruckte Mister Brewsters Kopf herum. Das Leben kehrte in seine Augen zurück. Der Blick des alten Krämers war so unvorstellbar kalt, dass Susan unwillkürlich zusammenzuckte. Eilig nickte sie ihm zu, um dann mit schnellen Schritten weiterzugehen. Dabei jagten sich ihre Gedanken.
    Mister Brewster hatte völlig verändert gewirkt. Da waren nur Eiseskälte und Zorn in seinem Blick gewesen. Susan fragte sich, was wohl mit ihm geschehen war.
    Mit einem unguten Gefühl passierte sie den örtlichen Pub. Dann blieb sie plötzlich abermals irritiert stehen. Es dauerte einen Moment, bis ihr einfiel, was sie konkret störte.
    Zwar war der Pub hell erleuchtet und offensichtlich geöffnet, aber aus der Gaststätte war kein Laut zu hören. Es herrschte eine gespenstische Stille, die Susan unwillkürlich frösteln ließ. Da war keine Musik, kein fröhliches Lachen der Zecher, keine Gesprächsfetzen.
    Da war einfach gar nichts!
    Obwohl alles in ihr danach drängte, schnell weiterzugehen, überwand sich Susan und bewegte sich vorsichtig in Richtung der offenstehenden Eingangstür.
    Trotz der gespenstischen Stille erwies sich der Pub nicht als verlassen. Im Gegenteil,
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