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1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

1851 - Dreizehn Seelen für den Satan

Titel: 1851 - Dreizehn Seelen für den Satan
Autoren: Michael Breuer
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sie mit den Krallen fast streichelnd über seine weiche ungeschützte Kehle fuhr. Er musste kein Hellseher sein, um zu wissen, was sie von ihm wollte.
    Und im nächsten Moment nahm sie es sich auch schon!
    Die Krallen bohrten sich in Dawsons Kehle und rissen tiefe Wunden. Sofort schoss überreichlich der rote Lebenssaft hervor.
    Der Verbrecher stieß einen gurgelnden Schrei aus, als er spürte, wie das Blut aus ihm heraussprudelte. Das Schmatzen der Vorfreude, welches die Unheimliche ausstieß, nahm er nur wie durch einen dichten Nebel wahr.
    Abrupt beugte sie sich auf ihm nach vorne und presste ihre faltigen Lippen auf die schreckliche Halswunde. Schlürfend saugte sie das salzige Nass in sich hinein.
    Dawson merkte davon jedoch nichts mehr. Sein Bewusstsein verdunkelte sich. Sein Körper zuckte noch ein wenig, dann sackte er einfach in sich zusammen. Das hinderte die Unheimliche jedoch nicht daran, weiter ihren abscheulichen Durst an ihm zu stillen. Alptraumhaftes Schmatzen erfüllte das Innere der Hütte.
    ***
    Die Sonne ging auf über den Wäldern und ließ ihre grellen Strahlen wie Schlangen durch die dunklen Baumkronen kriechen. Langsam bahnte sich das Licht auch seinen Weg ins Innere des ärmlichen Backsteinhauses.
    Der neue Tag enthüllte zwei hingestreckte Körper, die auf dem morschen Holzfußboden des Hauses lagen. Eine kleine eingetrocknete Blutlache hatte sich um Mike Dawsons verkrümmte Gestalt ausgebreitet. Seine unheimliche Peinigerin kauerte immer noch auf ihm. Ihr Körper war zusammengesackt. Es schien fast, als würde sie schlafen. Die Greisin hatte in einer fast zärtlichen Geste die Arme um den Körper ihres Opfers gelegt. Von Zeit zu Zeit durchliefen kleine krampfartige Zuckungen ihren Leib.
    Schließlich richtete sich die Alte mit einem leisen Stöhnen auf. Ihr Opfer würdigte sie keines Blickes mehr.
    Durch die Stärkung mit dem Blut des Eindringlings begannen ihre Gedanken wieder zu fließen, wurden klarer. Immer mehr wurde sie sich ihrer Umgebung bewusst.
    Ihre Knöchel knackten, als sie die morschen Finger bewegte. Langsam drehte sie den Kopf nach links und rechts, so als wolle sie jedes Detail des Raums in sich aufnehmen.
    Ihre zuerst unsicheren, dann immer flüssiger wirkenden Schritte führten sie tiefer ins Innere des Hauses hinein. Vor einem milchig trüben Spiegel blieb sie stehen.
    Ein bitteres Lächeln umspielte die Mundwinkel der Unheimlichen, als sie sich betrachtete. Das Glas war noch klar genug, um zu erkennen, was die Zeit ihrem Körper angetan hatte.
    Sie war alt, sehr alt, aber dank des Blutes ihres Opfers erfüllte neue Kraft ihren ausgemergelten Körper. Jetzt war sie gestärkt und wenn die dunklen Mächte ihr gewogen waren, dann würde sie schon bald nichts mehr aufhalten können.
    Die faltigen Lippen der Greisin begannen unhörbare Worte zu murmeln, während sie gleichzeitig ihr Abbild im Spiegel fixierte.
    Noch während sich ihr Mund bewegte, setzte eine unheimliche Veränderung ein. Die zerknitterten, raubvogelähnlichen Gesichtszüge wurden auf wundersame Weise sanfter. Die Falten glätteten sich von Geisterhand.
    Das lodernde Feuer kehrte in die Augen der Unheimlichen zurück, während die Verwandlung weiterging.
    Der gebeugt dastehende Körper der Greisin straffte sich. Mit einem Mal wirkte sie nicht mehr ausgemergelt. Im Gegenteil, pralle weibliche Rundungen zeichneten sich unter ihrem ärmlichen Kittel ab. Die fahlen, runzligen Lippen erstrahlten plötzlich voll und kirschrot. Auch das ehemals graue Haar hatte sich verändert. Es war zu einer dichten schwarzen Mähne geworden, die in weichen Wellen bis zur Hüfte herabfiel.
    Die Unheimliche ließ ein Kichern hören, das schon bald in ein perlendes Lachen mündete. Alles Krächzende war aus ihrer Stimme verschwunden. Sie klang ganz wie die einer jungen Frau. Nur die dunklen, hypnotischen Augen wirkten immer noch uralt.
    Zufrieden strich sie mit den zarten, feingliedrigen Händen über ihre neuen Kurven. Die wiedererlangte Jugend zauberte ein strahlendes Lächeln auf ihr Gesicht. Nur wenn man ganz genau hinsah, konnte man den verdorbenen Zug erkennen, der um ihre Mundwinkel spielte.
    Doch sie hatte sich nicht nur äußerlich verwandelt. Auch in ihrem Inneren war eine Veränderung eingetreten. Die vorher zähflüssigen Gedanken waren nun wieder glasklar.
    Die Unheimliche erinnerte sich. Mit aller Deutlichkeit wurde sie sich ihrer Lage bewusst.
    Äußerlich mochte sie nun jung sein, doch ihr war klar, dass es sich bei
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