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1850 - Vollmond-Grauen

1850 - Vollmond-Grauen

Titel: 1850 - Vollmond-Grauen
Autoren: Jason Dark
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musste. Es gab keinen Stillstand in der Welt, und auch in ihrer kleinen und überschaubaren war das so.
    Noch blieb sie allein. Licht gab es nicht. Wenn sie mal einen Schein sah, dann huschte er über die entfernt liegende Straße hinweg.
    Man würde ihr viele Fragen stellen oder es würde das Gegenteil eintreten, weil hier etwas passiert war, das aus dem Rahmen fiel. Da waren die Hunde plötzlich zu reißenden Bestien geworden.
    Einfach so?
    Daran glaubte sie nicht. Es musste einen anderen Grund geben, und den würden sie auch herausfinden.
    Eine Bewegung nicht weit vom Fahrzeug entfernt irritierte sie. Dagmar schaute durch die Scheibe an der Fahrerseite und stellte fest, dass sie sich nicht getäuscht hatte.
    Da war jemand.
    Einer, der vier Beine hatte und damit rasch über den Boden huschte.
    Auf dem Rücken der Frau bildete sich ein Schauer. Sie hatte genau gesehen, wer sich dort bewegte. Es war einer der Hunde gewesen, und er sah aus, als wollte er wegrennen. Das trat nicht ein, denn er hatte ein Ziel in der Nähe.
    Das war die Tote!
    Er huschte hin, blieb neben dem Leichnam stehen und beschnüffelte ihn. Es sah aus, als wollte er noch einen letzten Abschied von einem Menschen nehmen, den er geliebt hatte.
    Auch der zweite Husky kam. Er gesellte sich zu seinem Artgenossen. Beide umschlichen die Tote und kümmerten sich dann nicht mehr um sie. Sie hatten etwas anderes vor, denn sie starrten den Opel an und wohl auch die Frau, die darin saß. Das war aus ihrer Perspektive zwar nicht möglich, aber Dagmar hatte das Gefühl, dass es so war, und sie atmete schneller.
    Auch hörte sie ein heiseres Bellen, das ihr nicht gefiel, und dann zuckte sie zusammen, als sich beide Hunde umdrehten und in Richtung ihres Autos liefen.
    Ein paar Sprünge brachten sie noch hinter sich, dann stießen sie sich ab und landeten wieder auf der Kühlerhaube. Der Laut des Aufpralls war gut zu hören, und Dagmar bekam auch die Vibration des Wagens mit. Dann hockten die Hunde auf ihrem Platz, und sie sah die Tiere dicht vor sich.
    Zum ersten Mal ärgerte sich Dagmar Hansen, dass sie keine Waffe bei sich trug. Die Pistole hatte sie zu Hause gelassen. Sie zu einem normalen Treffen mitzunehmen wäre lächerlich gewesen, nun dachte sie anders darüber, und sie fragte sich auch, was die beiden Huskys vorhatten.
    Zunächst nichts.
    Sie hockten dicht vor der Scheibe und glotzten in das Innere des Fahrzeugs. Dagmar wurde von ihnen fixiert, und sie hatte den Eindruck, eine Kälte oder Gnadenlosigkeit in den Augen zu lesen, wie sie bei normalen Hunden nicht vorkam.
    Aber was war hier noch normal?
    Die Tote war es. Dagmar ging davon aus, dass die tote Ellen Peters nicht das Ende war. Dann wären die Huskys verschwunden. So aber hockten sie auf der Motorhaube und starrten nach innen.
    Was wollten sie?
    Die Antwort auf diese Frage war für Dagmar Hansen leicht. Sie wollten keine Zeugen haben. Und sie würden versuchen, an Dagmar heranzukommen, um sie zu töten.
    Sie konnte nichts dagegen tun, außer so lange durchzuhalten, bis ihr Freund Harry Stahl auftauchte.
    Er war bestimmt schon unterwegs. Dagmar wählte wieder seine Nummer.
    Harry meldete sich.
    »Ich bin es«, sagte sie.
    »Okay. Und weiter?«
    »Ich sitze praktisch in der Falle, die mir von zwei Hunden gestellt wurde.«
    Zuerst sagte Harry nichts. Dann schnaufte er kurz und fragte: »Kannst du genauer werden?«
    »Klar.« Sie beschrieb ihre Lage, und Harry hörte ihr zu, ohne sie einmal zu unterbrechen, und sie musste dann eine Frage stellen, um eine Antwort zu erhalten.
    »Was sagst du denn dazu?«
    »Das kriegen wir hin. Ich bin gleich da.«
    »Sehr gut. Bist du bewaffnet?«
    »Ja.«
    »Okay, dann werden wir sehen. Und noch etwas, Harry.«
    »Bitte?«
    »Ich glaube nicht, dass sie einfach so gehandelt haben. Da hat jemand nachgeholfen. Irgendeine Macht oder Kraft, mehr kann ich dir nicht sagen, aber ich denke, dass alles so zutrifft.«
    »Gut, wir werden es herausfinden. Halte du bis dahin die Ohren steif, dann ist alles okay.«
    »Wann kannst du hier sein?«
    »In ein paar Minuten, denke ich.«
    »Gut.« Dagmar ging es etwas besser. Das kurze Gespräch hatte ihr gut getan. Jetzt konnte sie sich wieder auf die beiden Hunde konzentrieren, die auf der Kühlerhaube hockten und sie weiterhin anglotzten. Ihre Augen waren nicht mehr rot. Sie sahen wieder normal aus.
    Dann passierte doch etwas. Es hatte nichts mit Dagmar zu tun, sondern mit den Hunden. Bisher hatten sie ruhig auf der Haube gesessen,
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