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1849 - Die Mittagswelt

Titel: 1849 - Die Mittagswelt
Autoren: Unbekannt
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..."
    „Schluß, Lanagh! Keine Diskussion."
    Er ging voraus, ohne daß er es für nötig hielt, sich umzusehen. Von hinten kamen Wortfetzen wie „Verdammter Spielverderber! - Ist mir langweilig! Mir tun die Füße weh."
    Und dann sauste ein Schatten von einem Meter Länge direkt über seinen Kopf hinweg. Saedelaere zuckte zusammen. In der fliegenden Gestalt erkannte er Lanagh.
    Der halbwüchsige Raubyner hatte sein Flugaggregat aktiviert, gegen Saedelaeres ausdrückliche Anordnung. Es kam, wie es kommen mußte. Lanagh schaffte keine zwanzig Meter, dann holte ihn ein Stottern in der Energiezufuhr aus der Luft.
    Der Kleine flog noch zehn Meter weit. Er prallte auf den Boden, purzelte unter Schmerzensschreien eine ganze Strecke.
    Einen Kommentar schenkte sich Saedelaere. Er schaute lediglich, ob Lanagh verletzt war. Raubyner gehörten zur zähen Sorte, der Kleine hatte nicht mal aufgeschürfte Stellen. Kurz darauf setzten sie ihren Weg fort. Das Wimmern, das von hinten kam, sollte nur sein Mitleid heischen.
    Die Siedlung umfaßte zwei- bis dreihundert Häuser. Ihre Bauweise erweckte einen wenig exotischen Eindruck. Architektonische Experimente suchte man vergebens, statt Ästhetik waren Zweckmäßigkeit und Haltbarkeit Trumpf. Die weißen Wände hatten nicht viele Fenster.
    Manche Dächer trugen Antennen; an der Form erkannte er Funkempfänger für Normalenergie. In der Milchstraße benutzte man solche Antennen für Trivideo und für privaten Funkverkehr. In Tolkandir konnte der Zweck ein völlig anderer sein, je nach Volk und je nach Gesellschaftsordnung.
    Sie blieben vor der Ortsgrenze stehen. Saedelaere blickte auf ein rotes Schild. Es markierte die Grenze zwischen dem Fußweg und einer ausgebauten Straße.
    Niemand war zu bemerken. Nur das Schild. Saedelaere wollte nicht glauben, was er da zu sehen bekam.
    Das Schild stellte eine noch größere Überraschung dar als die Begegnung mit Goedda.
    „Was ist denn, Alaska?" wollte Lanagh wissen.
    Und Scheep setzte hinzu: „Wollen wir hier zu Stein werden oder was?"
    „Seht ihr die Schrift?" fragte der Träger der Haut mit dumpf klingender Stimme.
    „Logisch."
    „Lest vor!"
    „Wie sollten wir wohl?" fragte Lanagh respektlos. „Das ist eine fremde Sprache. Nie so was gesehen."
    Saedelaere verkündete: „Gut. Dann lese ich es euch vor. Da steht das Wort Nusteir."
    „Ja ... Na und?"
    „Ich nehme an, Nusteir ist der Name der Ortschaft. Die Schriftzeichen sind auf interkosmo."
    „Heee ... Moment mal!" Die Kleinen waren plötzlich ebenso aufgeregt wie er selbst. Lanagh lief zu dem Schild und kratzte neugierig daran herum. Ein Wunder, daß es nicht zu Bruch ging. „Interkosmo, war das nicht deine Sprache, Alaska?"
    „Ja. Interkosmo wird in der Milchstraße gesprochen. In meiner Heimat."
    „Hast du nicht behauptet, das wär’ ein paar Milliarden Lichtjahre weg?"
    „Ein paar Millionen", korrigierte er. „Stimmt. Das habe ich gesagt."
    „Wie kommt das komische Schild dann hierher?"
    „Ich habe keine Ahnung, Lanagh. Wirklich keine Ahnung."
    Lanagh folgerte messerscharf: „Da stimmt was nicht, Alaska."
    Und damit, fand Saedelaere, hatte der Kleine eindeutig recht. Sie überquerten die unsichtbare Grenze zur Siedlung. Das erste Haus auf der linken Seite war ein kastenförmiger Bungalow mit zwei Fenstern und einer verschlossenen Tür an der Straßenfront. Der bepflanzte Streifen vor dem Eingang sollte wohl ein Garten sein.
    Saedelaere trat an die Tür. Er fand eine Klingel und ein Namensschild. Wer immer in diesem Haus wohnte, er oder sie hieß Kesto Bartam. Es war nicht der Name, der ihm ein mulmiges Gefühl verschaffte, sondern die Schrift. Interkosmo - schon wieder.
    Er streckte die Hand aus und drückte auf den Klingelknopf. Aber nichts geschah, im Haus blieb es still.
    Statt dessen schreckte ihn ein Rufen auf: „He, Alaska!" hörte er von hinten. Lanagh und Scheep winkten aufgeregt. Sie zeigten beide in dieselbe Richtung.
    Drei schattenhafte Gestalten kamen die Straße entlang. Saedelaere erstarrte. Sie sahen genauso aus wie der Schatten aus der Hütte, exakte Ebenbilder. Als gehörten sie zu einer völlig anderen Realität.
    Sie benutzten dieselbe Straße und atmeten dieselbe Luft, und dennoch fühlte er sich wie ein Eindringling in eine verbotene Welt, wie ein Gespenst.
    Die Schatten steuerten ein Haus an, das auf der anderen Straßenseite lag. Saedelaere bemerkte, daß ein unregelmäßiger blauer Kreis das Gebäude umschloß. Jemand hatte die Farbe von Hand
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