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1848 - Wir jagten die rote Hexe

1848 - Wir jagten die rote Hexe

Titel: 1848 - Wir jagten die rote Hexe
Autoren: Jason Dark
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Collins nuckelte an ihrem Getränk. Sie fühlte sich gut, als sie die Wärme spürte, die durch ihre Kehle in Richtung Magen rann. Der Tag war zwar zu warm für Oktober, aber es ging ihr gut hier draußen und sie fror auch nicht.
    Man sagt, wer am Wasser sitzt und auf die Wellen schaut, der kann sich beruhigen. Der findet Ruhe. Der ist weg vom großen Stress, und das erging Jane Collins ebenso. Sie fühlte sich locker, manchmal sogar beschwingt und dachte nicht mehr oft an den Grund, der sie tatsächlich hergeführt hatte.
    Es ging um Larissa.
    Nein, nicht einfach um diese Person. Die war schon etwas Besonderes. Das Schicksal hatte sie zu einem Ghoul werden lassen, zu einer weiblichen Leichenfresserin. Jane hatte Mühe, dies zu akzeptieren, aber es war nun mal leider so.
    Sie streckte ihre Beine aus.
    Die Wirtin kam und erkundigte sich, ob Jane noch etwas trinken wollte.
    »Ja, ein Wasser, wenn möglich.«
    »Gern.«
    »Danke.« Die Sonne kam durch. Eine unsichtbare Hand schien die Wolken am Himmel zur Seite geschoben zu haben. Jetzt fielen die Strahlen der Oktobersonne auf die Erde. Sie glitten auch über das Laub an den Bäumen und sorgten dafür, dass seine Färbung noch intensiver aussah. In einem hellen Gelb oder auch in einem tiefen Rot. Es waren die wunderschönsten Farbtöne, die die Natur präsentierte.
    Jane bekam das Wasser serviert. »Bitte, und ich hoffe, dass es Ihnen nicht zu kalt ist.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Dann können Sie auch ins Haus kommen.«
    »Danke.«
    »Ich bin auf jeden Fall dort.«
    »Sie sind sehr nett.«
    »Das gehört dazu.«
    »Sie sagen es. Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Ich bin Erica Hold.«
    »Und ich heiße Jane Collins. Bin eine einsame Person in Warteposition. So kann man mich beschreiben.«
    »Auf wen oder was warten Sie denn mit dem Segler?«
    Jane lachte. »Ich weiß es selbst nicht. Das war einfach nur so dahin gesagt.«
    »So ist das. Ich geh mal wieder rein.«
    »Tun Sie das.«
    Jane Collins blieb allein zurück. Ihre Gedanken drehten sich jetzt um die Person, die sie hier erwartete. Larissa, der weibliche Ghoul, würde ihrer Meinung nach da sein, wenn der Segler einlief. Sie stand zu ihm in einer besonderen Verbindung. Jane ging davon aus, dass sich Larissa etwas aufbauen wollte, und das schaffte sie nicht allein. Dazu musste sie sich jemanden holen, und die Ghouls waren genau nach ihrem Geschmack. Ob sie sich aber im Hellen bis an das Schiff herantraute, das war die Frage. Typen wie sie mussten vorsichtig sein. Sie waren zu leicht als Nichtmenschen zu erkennen. Allein der widerliche Geruch reichte aus. Es war schwer für sie, ihn wegzubekommen. Da reichte auch oft kein Parfüm mehr.
    Die Strahlen der Sonne wärmten auch im Oktober, zwar nicht mehr so intensiv wie zwei Monate zuvor, aber ihre Kraft reichte aus, um Jane durchzuwärmen.
    Sie drehte sich so, dass ihr Gesicht von der Sonne beschienen wurde, schloss die Augen und genoss die spätsommerliche Wärme.
    Sie spürte, dass sie müde wurde. Das wollte sie nicht, aber sie kam nicht dagegen an. Die andere Seite war stärker, und sie zerrte Jane Collins in das tiefe Dunkel des Schlafs hinein …
    ***
    Erica Hold stand in der Küche und wischte Gläser trocken. Dabei ging sie sehr sorgfältig zu Werke. Sie ließ sich Zeit für jedes Glas. Es waren ihre besonderen Stücke, die auch nicht im Lokal Verwendung fanden. Wenn jemand Wein bestellte, erhielt er kein besonderes Glas, sondern eines aus der Billigsammlung. Aber wenn sie sich selbst einen guten Schluck gönnte, dann trank sie aus dem Glas. Das hatte sie auch am gestrigen Abend getan. Es war praktisch der Abschied von dieser Hütte gewesen, die in den Winterschlaf überging und aus ihm nicht mehr erwachen würde.
    Hütte nannte sie den Bau. Weil er aus Holz errichtet und auch recht niedrig war. Der grüne Außenanstrich blätterte allmählich ab, das Dach war mit Moos überwuchert, die Fensterläden hätten auch mal wieder gestrichen werden sollen, aber das kostete einfach zu viel. Da hätte sie sich in Schulden stürzen müssen, was sie nicht wollte.
    Die letzten Gläser, ein wunderschönes Erbe einer ebenfalls schönen Vergangenheit. Aber die Zeiten kehrten nicht mehr zurück. Nichts blieb, wie es mal war.
    Noch einen Gast hatte sie. Es würde der letzte in dieser langen Reihe sein. Wenn diese Jane Collins gegangen war, würde sie alles abschließen und darauf hoffen, dass niemand einbrach, und dann in aller Ruhe losfahren.
    Der Gedanke hob ihre Stimmung. Sie
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