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1846 - Lockvogel Larissa

1846 - Lockvogel Larissa

Titel: 1846 - Lockvogel Larissa
Autoren: Jason Dark
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geachtet. Ihre rechte Hand war zu ihrem Kopf hochgefahren und hatte aus den Haaren den Kamm gezogen.
    Es war einer mit breiten Zinken, zwischen denen es schon Lücken gab. Nein, keine Zinken. Im allerletzten Moment erkannte Ray Parker die Wahrheit.
    Keine Zinken.
    Das waren Messer!
    Er wollte den Kopf wegdrehen und sich wieder zurückwerfen, das schaffte er nicht mehr.
    Die Messer waren schneller.
    Und sie trafen sein Gesicht. Sie schnitten die Haut auf, schälten sie förmlich ab, und dann waren auf der linken Gesichtshälfte die roten Streifen zu sehen, aus denen das Blut quoll und in Richtung Hals rann.
    Die Schmerzen waren kaum zu beschreiben, es war grauenhaft für ihn. Er wollte nicht schreien, doch bei diesen Schmerzen konnte er nicht anders.
    Aus seinem offenen Mund drangen die Klagelaute, die aber keinen beeindruckten. Erst recht nicht Larissa.
    Sie sah sich als Siegerin an. Das war sie auch, denn sie hatte gewonnen.
    Er lag wieder vor ihr. Noch immer sickerte das Blut aus den Wunden. Das Gesicht war gezeichnet und würde es für alle Zeiten bleiben, das stand fest.
    Sie schaute ihn an. Sie leckte ihre Lippen. Dabei dünstete sie einen widerlichen Gestank aus. Die Verwesung kam voll durch. Ekel stieg in ihm hoch.
    Sie sah aus wie ein Mensch, aber sie war keiner mehr. Wer so stank, der gehörte zu den schlimmsten Dämonen, die es gab. Zu der niedrigsten Stufe, zu den Leichenfressern, den Ghouls.
    Die Gestalt neben dem Bett fing an, sich zu verändern. Etwas Schleimiges und Dickes quoll aus dem Körper hervor und gab ihm eine ganz andere Form.
    Noch bewegte sich die Veränderte gut auf ihren Beinen. Sie ging zur Tür und öffnete sie. Dabei warf sie einen Blick nach draußen, und sie genoss den Nebel und die Herbstluft.
    Das Opfer war da.
    Sie war da.
    Und sie war jetzt in der Lage, sich in aller Ruhe um das Opfer kümmern zu können.
    Sie schloss die Tür wieder. Dann ging sie auf das Bett zu. Sie hatte sich noch mehr verändert, denn jetzt war auch ihr Gesicht durch den Schleim in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Das entstellte sie völlig. Die Schleimschicht war dick. Sie befand sich auch in ständiger Bewegung, und als sich Larissa bückte, da löste sich ein klumpiger Tropfen, fiel nach unten und klatschte auf das Gesicht des Liegenden, der kurz zusammenzuckte.
    Er schaute noch hoch.
    Was er über sich sah, das war nicht zu fassen. Das war grauenvoll und wie ein Gruß aus der Hölle.
    Und jetzt war ihm klar, dass auch ihn bald der Teufel holen würde …
    ***
    »Und du hast wirklich noch nichts von den beiden Taten gehört, John?«, fragte mich Jane Collins.
    »So ist es.«
    »Seltsam.«
    »Fallen sie überhaupt in meinen Bereich?«
    »Kann ich auch nicht so sagen. Jedenfalls denke ich, dass wir mal darüber reden sollten.«
    »Wann?«
    »Recht schnell.«
    Ich musste lachen. »Das heißt bei dir sofort.«
    »Nein, du kannst dir ruhig etwas Zeit lassen. Es gibt da ein kleines Restaurant, in dem wir uns treffen könnten. Es liegt in Mayfair und nicht weit von meiner Wohnung entfernt.«
    »Okay, ich habe noch nichts gegessen.« Jetzt spürte ich auch, dass sich mein Magen meldete. »Wie heißt das Lokal denn?«
    » Peppermint .«
    »Okay, ich werde da sein. Ist es dir recht, wenn ich sofort losdüse?«
    »Klar. Ich bin schon da.«
    »Ha, ha, hätte ich mir auch denken können.«
    »Dann bis gleich.«
    Was die Detektivin Jane Collins von mir genau wollte, das wusste ich nicht. Ich kannte auch das Restaurant nicht, das sich als ein vegetarisches entpuppte, aber für Veganer nicht geeignet war. Da war ich schon mal froh.
    Ich hatte den Laden kaum betreten, da winkte mir Jane zu. Sie saß auf einem grünen Stuhl an einem gelben Tisch, trank Wasser, und wenig später sah ich auch, was sie aß. Es war eine Gemüse-Quiche, die gar nicht mal so übel aussah.
    »Na, schmeckt es?«
    »Setz dich, John.«
    »Gern.« Der Holzstuhl war mit einem Kissen belegt, das ein Sitzen erträglich machte. Ich deutete auf Janes Essen. »Was ist das?«
    Sie erklärte es mir genauer. Lauchgemüse, Möhren und Salat, damit war der Teig belegt worden. Nee, das war nicht meine Sache, und so bestellte ich erst mal was zu trinken, blätterte ein wenig in der Speisenkarte und entschied mich dann für ein Nudelgericht mit einer Pilzsahnesoße.
    »Aber bitte weniger«, sagte ich zu dem Ober.
    »Wir haben auch die kleineren Portionen.«
    »Davon nehme ich eine.«
    Jane Collins grinste, als der Kellner verschwunden war. »Sonst sagt der immer
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