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1846 - Lockvogel Larissa

1846 - Lockvogel Larissa

Titel: 1846 - Lockvogel Larissa
Autoren: Jason Dark
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schon.«
    »Und worüber soll ich lachen?« Ich blieb vor ihr stehen und küsste sie blitzschnell auf beide Wangen. »Morgen, erst mal.«
    Glenda schnappte nach Luft. Dann fragte sie: »Was ist denn in dich gefahren?«
    »Wieso?«
    »Du bist so locker heute.«
    »Das bin ich auch, denn ich habe mich schon auf deinen Kaffee gefreut. Schon bei dem Duft bekomme ich eine lange Zunge.«
    »Dann sieh zu, dass du nicht darüber stolperst.«
    »Keine Sorge.« Ich holte mir meinen Kaffee und drehte mich mit der Tasse in der Hand um.
    Glenda Perkins hatte sich der Jahreszeit entsprechend angezogen. Sie trug einen braunen Rock aus Feincord und dazu einen grünen Pullover. Beides waren Herbstfarben. Besonders das Grün war in diesem Winter modern.
    Ich trank die ersten Schlucke, war hochzufrieden und ging in unser Büro, in dem Suko schon wartete. Vorsichtig nahm ich Platz und schaffte es, keine Tropfen über den Rand fließen zu lassen. Suko saß mir gegenüber und schaute auf den Bildschirm, weil er nach Neuigkeiten suchte, die in der vergangenen Nacht passiert waren.
    Auch Glenda erschien. Sie hielt sich an den Türpfosten fest und schüttelte den Kopf.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    Sie lächelte kurz. »Eigentlich nichts. Es liegt nichts an. Und Sir James lässt euch auch in Ruhe.«
    »Himmel, womit haben wir das verdient?«
    »Ja, das frage ich mich auch.«
    »Trotzdem werde ich etwas tun.«
    »Oh.« Glenda spitzte die Lippen. »Was denn?«
    »Anrufen.«
    »Und wen?«
    »Tanner.«
    Sie lachte, denn auch sie kannte den Chiefinspektor, diesen alten Grantler, der immer schlechte Laune zu haben schien, aber jemand war, der zu den Kollegen gehörte, die große Erfolge mit seiner Mannschaft aufzuweisen hatten.
    Er würde seinen Dienst schon angetreten haben. Ich wusste, dass Tanner immer mehr auf den Nachtdienst verzichtete, das sollten die Jungen übernehmen. Es sprang in der Nacht nur noch ein, wenn Not am Mann war. Seine direkte Durchwahlnummer kannte ich und es dauerte auch nicht lange, da wurde abgehoben.
    Wer ihn auf dieser Nummer erwischte, waren nur wenige Menschen, aber die mussten auch damit rechnen, einige ungewöhnliche Ansagen zu bekommen.
    Das erlebte auch ich.
    »Wer stört am frühen Morgen?«
    »Ich.«
    »Ha!« Seine Stimme knallte in mein Ohr. »Ausgerechnet John Sinclair.« Er hatte mich also erkannt. »Warum wird mir denn das Leid zugefügt? Warum, zum Teufel?«
    »Guten Morgen, erst mal.«
    Tanner lachte. »Wie soll der Morgen gut sein, wenn ich schon deine Stimme höre?«
    »Sei doch nicht so despektierlich.«
    »Bin ich aber.«
    »Warum? Hat dich dein Weib geärgert?«
    »Die, mein lieber John Sinclair, ärgert mich schon seit vierzig Jahren. Aber daran habe ich mich gewöhnt. Was willst du denn? Mich wieder mal von der Arbeit abhalten?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Ich möchte dich um etwas bitten.«
    »Auch das noch. Wenn so etwas von dir kommt, muss ich einfach auf Durchzug schalten.«
    »Hör lieber zu.«
    »Gut. Ich will mal nicht so sein.«
    »Es geht um zwei Leichen, die gefunden wurden«, sagte ich, »und die sahen nicht eben normal aus.«
    »Was heißt das?«
    »Ich hörte, dass die Körper angeknabbert aussahen.«
    Tanner schwieg. Ich hörte ihn nur schnaufen. Dann gab er zu, dass es zwei Leichen gab, bei denen man nicht genau wusste, wie die Menschen zuvor ums Leben gekommen waren. Rasch fügte er noch etwas Wichtiges hinzu.
    »Das ist aber nicht mein Fall.«
    »Das dachte ich mir. Aber du bist darüber informiert worden, nehme ich mal an.«
    »Ja, das bin ich.«
    »Das ist wunderbar. Kannst du mir sagen, wie der Stand der Dinge ist?«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    »He, so forsch?«
    »Ich habe mit den Fällen nichts zu tun.«
    »Schade.«
    »Willst du dich denn reinhängen, John?«
    »Das kommt darauf an. Ich habe nur gehört, dass die Leichen so schlimm aussahen. Als hätte man versucht, sie zu fressen, um es mal drastisch auszudrücken.«
    »Und wer hat das gesagt?«
    »Das spielt keine Rolle. Stimmt es oder stimmt es nicht?«
    »Ich denke, dass es stimmt, John.«
    »Aha. Hat man dich informiert?«
    »Ja, es gab sogar eine Konferenz.«
    »Und wie lautete das Ergebnis?«
    Da musste Tanner lachen. »Nun ja, auch ein Arzt konnte nicht genau sagen, wer sich mit den Leichen beschäftigt hatte. Es gab auch keine Gebissabdrücke. Derjenige, der sich an den Leichen zu schaffen gemacht hatte, der hat ihnen Stücke aus dem Körper gerissen. Das muss ein Raubtier gewesen sein.«
    »Wer hat das
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