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1846 - Lockvogel Larissa

1846 - Lockvogel Larissa

Titel: 1846 - Lockvogel Larissa
Autoren: Jason Dark
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nichts mehr, suchte nach Worten, dann nickte er und knetete zugleich seine Hände.
    »Was hast du denn?«
    »Nichts, Larissa.«
    »Doch, du hast was. Sag es. Sag es ehrlich. Ich will oder muss es einfach wissen.«
    »Gut, aber du darfst nicht sauer sein.«
    »Mal schauen.« Diese Antwort hatte sich Ray Parker zwar nicht gewünscht, aber er hatte das Thema einmal auf den Tisch gebracht, und dabei wollte er jetzt auch bleiben.
    »Ich – ich – ähm – kann nicht.«
    »Was soll das denn?«
    Zum ersten Mal sah er, dass sie auch überrascht schauen konnte. »Was ist denn los?«
    Parker schüttelte den Kopf. »Verdammt, ich schaffe es nicht, ich würde mich nur blamieren …«
    »Und?«
    »Ich kriege keinen hoch. Das ist es!«
    »Was soll das?«
    »Ja, wie ich es schon sagte.« Er senkte den Blick und wiederholte den Satz. »So sieht es aus, verflucht. Ich kann nicht bei dir bleiben und werde deshalb verschwinden.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich will gehen.«
    »Aha.«
    »Wir – wir – können uns dann ja in den nächsten Tagen irgendwann treffen. Ist das okay?«
    »Hm. Das weiß ich noch nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Ich weiß es einfach nicht, verdammt noch mal. So ist das. So muss man es sehen.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe dich kommen lassen. Ich habe mich auf diese Stunde gefreut, und jetzt muss ich hören, dass du kein Interesse mehr hast. So war das nicht abgemacht.«
    Ray Parker gab die Antwort mit weinerlicher Stimme. »Ich kann dich ja verstehen, Larissa, aber ich habe dir meine Gründe genannt, und die musst du akzeptieren.«
    »Nein, das werde ich nicht.«
    »Doch.« Er zitterte plötzlich. »Ich kann einfach nicht. Das ist so, und das bleibt so.«
    »Nein.« Plötzlich sprach sie sehr weich. »Das ist doch kein Beinbruch, mein Freund. Dagegen kann man was machen. Ich werde dafür sorgen, dass es dir wieder besser geht.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Doch.«
    Parker quälte sich. Er wusste nicht, was er machen sollte, er warf einen Blick in das Gesicht der Frau, das ihm plötzlich gar nicht mehr so hübsch vorkam. Er sah darin auch nicht mehr den interessanten slawischen Ausdruck. Er konnte den Ausdruck nicht beschreiben, aber er gefiel ihm nicht.
    »Ich gehe.«
    »Nein, du bleibst!«
    Er holte tief Luft. »Das kann ich nicht. Ich will mich nicht blamieren und …«
    »Aber ich habe mit dir gerechnet, mein Freund.«
    »Ja, ja, das war abgemacht. Nur ist jetzt etwas dazwischen gekommen. Das musst du begreifen.«
    »Nicht für mich.«
    »Doch, auch für dich.«
    Er nickte ihr zu, und noch in der Bewegung fing er sich den Schlag ein.
    Sie hatte aus dem Handgelenk zugeschlagen und sehr viel Kraft hineingelegt. Der Handrücken traf das Gesicht des Mannes, der plötzlich die Kontrolle verlor. Vor seinen Augen tanzte die innere Welt des Wohnmobils. Er befand sich in einer Rückwärtsbewegung und erhielt noch einen Treffer, der ihn in der Körpermitte traf.
    Ray Parker fiel zurück.
    Er landete auf dem runden Bett, federte noch kurz nach und blieb dann liegen.
    Und dabei hörte er die Stimme der Frau.
    »Du glaubst doch nicht, dass ich dich laufen lasse, Süßer, nein, das glaubst du nicht …«
    ***
    Irgendwann war er nackt!
    Wie das genau geschehen war, das hatte er nicht richtig mitbekommen. Einen dritten Treffer hatte Ray Parker noch verdauen müssen. Da hatte er dann für einen Moment das Bewusstsein verloren, und in dieser recht kurzen Zeitspanne hatte sie ihn entkleidet.
    Aber warum? Warum war das geschehen? Er konnte sich keine Antwort darauf geben, und als die Schmerzen etwas verklungen waren, da konzentrierte er sich wieder auf seine Umgebung.
    Auch auf den Geruch!
    Er hatte ihn nicht vergessen. Er war nach wie vor präsent. Er stach in seine Nase, er war da, aber er mochte ihn nicht. Es stank nach alter Erde, nach Verwesung, nach Leiche und Friedhof. Da kam alles zusammen und vereinigte sich zu diesem Konglomerat.
    Er roch nicht so.
    Also musste es die schöne Larissa sein, die diesen Gestank abgab.
    Aber wieso? Wie war es möglich, dass jemand so widerlich stank? Er wusste es nicht, aber er musste sich darauf einstellen, dass Larissa so eklig roch.
    Das zu begreifen kam einem Schock gleich. So etwas konnte es eigentlich nicht geben. Das war wider die Natur. Ein Mensch, der nach Verwesung roch, obwohl er lebte?
    Das war schlimm, das war nicht zu akzeptieren. Das wollte er auch alles nicht. Wahrscheinlich machte er sich zu viele Gedanken. Er wollte versuchen, ein vernünftiges Wort
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