Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
184 - Das Kreuz der blinden Göttin

184 - Das Kreuz der blinden Göttin

Titel: 184 - Das Kreuz der blinden Göttin
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Zimmer befand und sich ihrem Schmerz hingab. Sehr viel Taktgefühl würde nötig sein, um ihre Gefühle nicht zu verletzen.
    Ich klopfte leise an ihre Tür. Sie öffnete nicht, fragte aber, wer da sei. Ich nannte durch die Tür meinen Namen und erinnerte sie an den gestrigen Zwischenfall, den sie bereinigt hatte.
    Danach machte sie die Tür auf.
    Ernst sah sie mich an. Sie wirkte müde und kraftlos. »Was wollen Sie, Mr. Ballard?«
    »Kann ich irgend etwas für Sie tun, Mrs. Elcar? Egal, was. In einer solchen Situation kann man jede Hilfe brauchen.«
    Sie seufzte geplagt. »Wenn ich nur wüßte, warum er das getan hat.«
    »Darf ich reinkommen?« fragte ich. »Möchten Sie mit jemandem reden?«
    Sie trat zurück, gab die Tür frei. Ich trat ein. Glynis legte sich aufs Bett. Ich setzte mich auf einen Stuhl, verhielt mich ruhig, wartete.
    Wenn sie reden wollte, würde sie es tun.
    »Wir hatten eine Differenz«, sagte sie gedankenverloren, als würde sie mit sich selbst sprechen. Im Moment schien ich für sie nicht zu existieren. »Ich hatte mich auf diesen Urlaub so sehr gefreut… Die Gesellschaft von Rock Cassavetes war mir sehr angenehm… Ich hatte meinen Spaß mit ihm, ganz harmlos, aber Martin ärgerte es.«
    »Hat er deshalb im Flugzeug einen Cognac nach dem anderen gekippt?«
    »Ja.« Die Frau nickte. »Dabei war es wirklich harmlos, das können Sie mir glauben. Ich war zwölf Jahre mit Martin verheiratet. Nie im Leben hätte ich diese intakte Ehe bewußt aufs Spiel gesetzt.«
    »Martin machte mir schwere Vorhaltungen«, sagte Glynis Elcar. »Er drohte, den Urlaub abzubrechen, wenn ich mich nicht endlich wie seine Frau benehmen würde. Genau das waren seine Worte. Ich hielt ihm dagegen, daß ich kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte. Da starrte er mich an, als würde er mich zutiefst verachten, und sagte: ›Wie kann man nur so schrecklich verdorben sein?‹ Ich war empört, verlangte, daß er das zurücknahm, doch er erwiderte: ›Ich werde dich für dein Vergehen an unserer Ehe bestrafen! Bis an dein Lebensende sollen dich die Schuldgefühle quälen!‹« Ich hatte keine Ahnung, daß er so weit gehen würde.
    Er muß den Verstand verloren haben. Es gibt keine andere Erklärung für das, was er getan hat. Als mir sein Vorhaben klar wurde, wollte ich ihn daran hindern. Ich stürzte auf den Balkon. Er lachte. Es klang schadenfroh… Und dann… sprang er. Ich dachte, mich würdfe der Schlag treffen.«
    Für einen Selbstmord war das, worüber sich Martin Elcar geärgert hatte, ein zu geringer Grund.
    »War Ihr Mann sehr labil, Mrs. Elcar?« fragte ich.
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Nach zwölf Jahren Ehe kennt man seinen Partner doch so gut wie sich selbst«, sagte ich.
    Glynis schüttelte den Kopf. »Martin war eine Ausnahme - glaube ich. Er war oft sehr verschlossen. Wenn ich jetzt zurückdenke, muß ich sagen, daß mir Martin möglicherweise all die Jahre etwas vorgespielt hat. Ich glaube, den richtigen Martin Elcar habe ich erst heute kennengelernt.«
    »Was werden Sie nun tun? Kehren Sie nach England zurück?«
    »Ich weiß es noch nicht. Im Augenblick fühle ich mich nicht stark genug für die Heimreise. Ich werde sehen, wie es mir in ein paar Tagen geht.«
    Ich versuchte ihr mit tröstenden Worten zu helfen, nannte meine Zimmernummer und sagte: »Falls ich irgend etwas für Sie tun kann, lassen Sie es mich wissen.«
    »Ich kann Sie doch nicht belästigen.«
    »Unsinn. Wenn Sie Hilfe brauchen, können Sie über mich verfügen.«
    »Sie sind sehr nett, Mr. Ballard«, sagte Glynis ergriffen. Verwunderung erschien in ihren Augen. »Aber… warum wollen Sie mir helfen?«
    Ich lächelte. »Ich bin ein Philanthrop, ein Menschenfreund.«
    »Ich könnte Ihnen den Urlaub verderben.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Mrs. Elcar«, erwiderte ich und erhob mich,
    ***
    Nachdem Tony Ballard gegangen war, sprang Glynis Elcar auf. Haß, Triumph, Bosheit und Schadenfreude verzerrten ihr Gesicht. Sie lachte rauh.
    »Hereingelegt, Dämonenjäger!« stieß sie verächtlich hervor. »Du hast nichts gemerkt!«
    Sie streckte die gespaltene Schlangenzunge heraus und machte eine obszöne Geste.
    »Du hast keinen blassen Schimmer, was hier läuft, weißt nicht, mit wem du es zu tun hast. Der Wille des Bösen wird geschehen, ohne daß du es verhindern kannst. Helfen willst du mir? Soll ich dir verraten, was mein größter Wunsch wäre? Dich tot umfallen zu sehen!«
    ***
    »Cruv!« Tucker Peckinpah strahlte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher