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1827 - Flucht durch Bröhnder

Titel: 1827 - Flucht durch Bröhnder
Autoren: Unbekannt
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verzichte jedoch aus mehreren Gründen auf einen Hilferuf. Je mehr vegaonische Komponenten sich ins System der Maoten begeben, desto größer ist die Gefahr, daß eine obligatorische Komponente untergeht. Außerdem will ich mich aus eigener Kraft befreien. Die Seele benötigt keine Hilfe. Sie muß immer aus eigener Kraft handlungsfähig bleiben."
    „Ich ehre deine moralische Einstellung und deinen Mut, Rätin. Verzeih mir, daß ich es so direkt zu dir sage: Aber könnte es sein, daß du einen Fehler begehst? In unserer Situation dürfen wir nicht wählerisch sein.
    Du sagst selbst, die Seele muß überleben. Was zählt da die Moral?"
    Ich war unsicher und schwieg. Mein Zuja hatte prinzipiell recht. Hätte Alaska Saedelaere die Unterhaltung hören können, er hätte sich wohl auf seine Seite geschlagen.
    „Die Zeit drängt", meldete sich Mellenbrock erneut. „Irgendwann werden die Maoten merken, daß wir heimlich kommunizieren. Dann kann es zu spät sein. Handle endlich! Du gefährdest den vegaonischen Plan nicht durch einen Hilferuf, sondern durch dein Zögern."
    „Das ist nicht wahr!" erwiderte ich laut.
    „Doch. Ohne die Seele wird nicht einmal Zujandron zum Kometen werden."
    Die Frequenz Enkendrans war mir bekannt. Es war eigentlich ganz einfach. Ich konnte den Koordinator informieren, der wiederum wandte sich dann an Zujandron. Gemeinsam würden sie auf den Gedanken kommen, daß Hilfe in der Heimat der Maoten nicht möglich war.
    Aber was hätte ich damit erreicht? Lediglich mein Versagen wäre offenbar geworden. Meine Nachricht würde alle Hoffnung der anderen Komponenten zunichte machen. Für die Bildung des Kollektivs der Ysperay war meine Teilnahme unabdingbar.
    Der virtuelle Körper, den ich vor mir atmen und vibrieren sah, zerfiel in mehrere auseinanderstrebende Teile. Ich hatte alle Mühe, die Glieder und den Rumpf wieder zusammenzubringen, bis sie wieder dem Bild einer humanoiden Frau entsprachen.
    Mellenbrock ahnte meine finsteren Gedanken.
    „Wenn du nichts unternimmst", sprach er eindringlich, „dann verurteilst du Zujandrons Volk zum Untergang."
    „Das ist nicht wahr!"
    „Doch. Der Sahmhorst befindet sich in 24.000 Lichtjahren Entfernung. Über diese Strecke kannst du an der Erzeugung des Kollektivs nicht teilnehmen."
    Mit den 24.000 Lichtjahren hatte Mellenbrock leider recht.
    Alaska sprach mich an. Ich konnte ihm jetzt nicht zuhören und legte seine Worte in einen Speicher. Er tat mir leid, denn erzeigte sehr viel guten Willen.
    Ich merkte, wie meine Überlegungen abschweiften. Ich durfte mich mit Alaska und den Raubynern nicht befassen, wenn ich eine Lösung finden wollte. Schließlich hatte ich durch mein euphorisches Handeln die Lage erst heraufbeschworen. Hätte ich nur ein bißchen länger abgewartet, wäre möglicherweise alles wie geplant verlaufen.
    Der Hyperfunkempfänger sprach an. Ich erkannte Nosetto, die ebenfalls eine meiner Stellvertreterinnen gewesen war.
    „Rätin Dorota!" drängte sie mich. „Melde dich! Der Koordinator hat mit fast allen Räten Kontakt aufgenommen. Es fehlen nur du und Molladaga."
    Molladaga war die Rätin für Energieversorgung. Was mochte geschehen sein? Ihr Fehlen zeigte, daß der vegaonische Plan nicht vollkommen war. Zujandron hätte Reserven einplanen müssen, für den Fall, daß eine oder mehrere Komponenten ausfielen.
    Jetzt war es zu spät. Damals, als das in Blut getauchte Wesen unser Gegner gewesen war, hatte niemand daran gedacht, daß die Trennung einige Jahrtausende währen könnte. Der Fehler ließ sich nicht mehr korrigieren.
    Es war wohl typisch für mich, daß ich mich mehr mit Zujandrons Problemen oder mit denen Molladagas befaßte, als mit meinen eigenen.
    Vielleicht hatte Zuja Mellenbrock doch den richtigen Weg erkannt. Ich war es, die im Moment Hilfe brauchte, nicht der Oberste der ehemaligen Nomaden von Bröhnder.
    Aber was sollte Zujandron tun, sobald er von meinem Problem erfuhr? Gar nichts - oder sollte ich da einem Irrtum unterliegen?
    Alaskas Rufe wurden immer drängender.
    „Ja, Alaska?" fragte ich ihn nach einiger Zeit.
    „Was geht in dir vor, Dorota? Ich bin sehr mißtrauisch."
    „Ich überlege, ob ich den Koordinator Enkendran oder gar Zujandron über meine Lage informieren soll."
    „Würden die anderen vegaonischen Komponenten uns helfen?"
    „Sie würden es in jedem Fall versuchen. Ich befürchte jedoch, daß der Versuch ihr Ende wäre. Es scheint mir wahrscheinlicher, daß ein einzelnes Schiff sich befreit, als
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