Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1826 - Das Nebelheer

1826 - Das Nebelheer

Titel: 1826 - Das Nebelheer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
leben, und das ist immerhin etwas.«
    »Stimmt«, kam es kleinlaut zurück.
    Ich muss etwas tun!, dachte Jane und fragte sich zugleich, was sie tun sollte. Eine Waffe ziehen und schießen hätte sie schaffen können, aber sie wusste nicht, wen sie dabei traf.
    Einen Menschen oder einen Körper, den man als Geist oder Schatten ansehen konnte. Außerdem war noch nichts passiert. Die beiden Reiter standen am offenen Fenster und schauten in das Arbeitszimmer, als überlegten sie, ob sie überhaupt hineinklettern sollten, was durchaus möglich war von ihren Tieren her.
    »Sagen Sie doch was, Jane.«
    »Warum?«
    »Verdammt noch mal, Sie müssen was sagen. Sie müssen etwas tun. Deshalb habe ich Sie engagiert. Sie sind diejenige, die mich beschützen soll.«
    »Das weiß ich.«
    »Wie schön«, rief er sarkastisch.
    Jane sah die Dinge anders. »Ich weiß gar nicht, was Sie wollen, Marian. Ist Ihnen denn etwas passiert?«
    »Nein, im Moment noch nicht.«
    »Sehen Sie. Wir können ganz ruhig bleiben. Die Reiter haben uns beiden nichts getan.«
    »Und Sie glauben, dass es so bleibt?«, kreischte er. Dann fing er an zu lachen. »Ich nicht, ich verdammt nicht.«
    Jane Collins ließ ihn in Ruhe. Sie konnte ihn sogar verstehen. Er hatte Angst. Und das vor seinem Namen, dann vor der Vergangenheit, und deshalb hatte er sich Hilfe geholt. Die war aber nicht so eingeschlagen, wie er es sich gedacht hatte.
    »Nein, das glaube ich nicht«, erklärte Jane.
    »Was glauben Sie nicht?«
    »Dass uns die Reiter nichts tun wollen.«
    Er streckte Jane einen Arm entgegen and drückte seinen Oberkörper vor, was ihm nicht gut tat, denn die Bewegung war nicht gut für seine Wunde. Er verzog das Gesicht.
    Jane lief zu ihm, doch er schüttelte sie ab. »Hören Sie auf. Kümmern Sie sich lieber um die beiden Reiter da. Ich will sie auf keinen Fall in meiner Nähe haben.«
    »Das werden Sie auch nicht.«
    »Dann schließen Sie zumindest das Fenster.«
    »Ja, wenn Sie es so haben wollen.« Jane spielte die Krankenschwester. Sie drehte sich wieder um und warf einen Blick auf das geöffnete Fester. Es stand noch offen, aber es war trotzdem etwas passiert. Die beiden Nebelreiter waren verschwunden.
    Das hatte Marian Drake noch nicht gesehen. Jane meldete ihm die gute Botschaft.
    »Die sind weg.«
    Er zuckte zusammen. »Wirklich?«
    »Schauen Sie selbst hin.«
    Er tat es, lachte und rieb dann seine Hände. »Tatsächlich, sie sind verschwunden, wie haben Sie das denn gemacht?«
    »Gezaubert.«
    »Ha, ha …«
    Jane gab keine weitere Antwort mehr. Dafür ging sie auf das Fenster zu, denn sie hatte dort etwas gesehen und wollte herausfinden, ob sie sich geirrt hatte.
    Sie kam näher und sah tatsächlich etwas wie Schlieren oder Schwaden in Höhe der Fensterbank entlang gleiten. Das war nicht normal, und Jane war nicht mehr ganz so siegessicher. Dennoch trat sie ans Fenster und schaute hinaus.
    Zunächst stellte sie fest, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Es gab diesen Nebel, der allmählich herandrängte. An der rechten Seite war er dichter, von dort kam er auch her. Und da lag auch der Wald, wo sich möglicherweise John Sinclair aufhielt.
    Der Detektivin fiel auch noch etwas anderes auf. Eigentlich hätte sie im Nebel und in der Dunkelheit nichts sehen dürfen, sie sah aber trotzdem etwas, und das lag an diesem schwachen bläulichen Licht, das den Nebel begleitete. Es war beileibe kein Strahlen. Man konnte von einem Glanz sprechen, der durch den Nebel allerdings abgeschwächt worden war.
    Er kam, er bewegte sich lautlos, und Jane ging davon aus, dass dies nicht grundlos geschah.
    Aus dem Zimmer meldete sich Marian Drake. »Was ist denn? Was sehen Sie da?«
    »Nebel!«
    »Was? Wieso?«
    »Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Aber es ist ein recht dichter Nebel, der da kommt.«
    »Wieso kommt?«
    »Das ist eben so.«
    »Und was ist mit den Reitern?«
    »Die sehe ich nicht mehr«, erklärte Jane.
    Marian schwieg. Jane brauchte keine Antworten mehr zu geben. Sie konnte sich auf den herannahenden Nebel konzentrieren, der sich lautlos bewegte.
    In ihrem Rücken hörte sie, dass jemand kam. Auch ein Schnaufen erreichte sie. Es war natürlich Drake, der seinen Sessel verlassen hatte. Er wollte nicht mehr passiv bleiben und sehen, was sich außerhalb des Hauses abspielte.
    »Ich will mal was sehen!«
    »Das können Sie auch.« Jane trat zur Seite. Sie hörte das Schnaufen des Mannes, dann drückte sich ein Körper neben sie und beugte sich nach vorn. Der Mann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher