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1824 - Zentrum der Zentrifaal

Titel: 1824 - Zentrum der Zentrifaal
Autoren: Unbekannt
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die wir niemals gewollt haben, die uns aufgezwungen wurden und deren genaue Grenzen niemand kennt. Wurden wir je nach unseren Wünschen gefragt?"
    Califorms Worte mobilisierten die Menge. Im Chor riefen die Zentrifaal seinen Namen und vermittelten ihm das Gefühl der Macht.
    Wir haben nicht Partei ergriffen, redete ich mir ein. Wir haben nur versucht, unser eigenes beben zu retten. Das ist alles. Caliform gegenüber sind wir keine Verpflichtung eingegangen.
    Aber von wem, wenn nicht von ihm, konnten wir ein Raumschiff erhalten, das wir so dringend benötigten?
    „Es muß möglich sein", tönte Caliform, „daß wir naturgegebene Aggressionen ungestraft ausleben. Ich werde das beweisen. Deshalb bin ich nach Zentrifaal-Zentrum zurückgekehrt ..."
    Tosender Beifall unterbrach ihn.
    „... obwohl", fuhr Caliform fort, „obwohl es Clans gibt, die mir nach dem Leben trachten. Man hat versucht, mich zu töten. Aber wenn meine Gegner zu Mördern werdenbeweist das nicht, daß ihre zur Schau gestellte Friedfertigkeit falsch ist? Vor allem jedoch, daß sie die Galornen nicht mehr fürchten. Ich frage mich: Weiß ABetchaga mehr?-Niemand kann uns verbieten, das zu tun, was unser Blut vorschreibt! Die GEDEONTA wird uns allen die Freiheit bringen!"
    Langsam schwebte Caliform herab. Er suchte das Bad in der Menge, doch ob es Perry und mir ebenso guttun würde, blieb dahingestellt. Von Natur aus war ich weder ängstlich noch zurückhaltend, aber vorsichtshalber sah ich mich nach einer Zuflucht zwischen den Landestützen der CHIIZ um.
    „Kommt!" forderte uns einer der Männer aus A-Kestahs Clan auf.
    „Wohin?" wollte Perry wissen.
    „In das Hauptquartier der GEDEONTA."
    Mehr Informationen waren dem Zentrifaal nicht zu entlocken.
    Caliform hatte das Landefeld betreten und ließ sich feiern. Im Nu war er von Hunderten Zentrifaal umringt, und immer mehr drängten heran, um ihn mit der linken Hand zu berühren. Die Rechte hatten fast alle in die Höhe gereckt, die Finger abgespreizt.
    „Martialisches Gehabe liegt wohl in der Natur dieses Volkes", sagte Perry leise.
    Unsere zentrifaalischen Begleiter hatten vollauf damit zu tun, uns dem Gedränge zu entreißen.
    Zweifellos war die Zahl von Califorms Anhängerschaft mittlerweile auf über zwanzigtausend angewachsen.
    Ein Bodenfahrzeug stand bereit.
    Niemand hielt uns auf. Falls es eine Kontrollinstanz überhaupt gegeben hatte, war der normale Betrieb inzwischen zusammengebrochen. Das quirlige Treiben in einem Ameisenhaufen wirkte kaum weniger hektisch.
    Vor dem Gebäude herrschte Chaos. Eine Wolke aus Lärm und Abgasen bestimmte das Bild, der Individualverkehr lag brach. Viele Zentrifaal ließen ihre Fahrzeuge einfach stehen und scherten sich einen Dreck darum, daß sie damit den Verkehrsinfarkt besiegelten.
    Ein Schwebegleiter hielt auf uns zu, eine einfache graue Maschine. Mir fiel auf, daß einer unserer Begleiter mit einem Kodegeber hantierte.
    Mitgefangen, mitgehangen. Ich hatte ein denkbar ungutes Gefühl, zumal vor meinem inneren Auge mein Freund Gucky erschien. Er sah mich durchdringend an und entblößte seinen einzigen Nagezahn. Willst du alle Vorsätze über Bord werfen, Dicker? Das ist es nicht wert.
    Jemand stieß mich unsanft vorwärts, dann zerrten kräftige Arme mich in die Höhe.
    „Ich protestiere gegen diese Behandlung ..."
    Der Fahrtwind peitschte mir ins Gesicht; der Zentrifaal hinter dem Steuer schwieg ebenso hartnäckig wie unsere Begleiter.
    „Laß es gut sein, Bully!" In Perrys Augen brannte jenes Feuer der Faszination, das in all den langen Jahrhunderten nie erloschen war. Zum erstenmal hatte ich dieses Leuchten bemerkt, als wir auf dem Mond den notgelandeten Kreuzer der Arkoniden entdeckt hatten. Damals war unser verstaubtes Weltbild gründlich über den Haufen geworfen worden.
    Die unbegreifliche Schöpfungsvielfalt, die wir bisher kennengelernt hatten, war dennoch nur ein Bruchteil der Wunder des Universums. Je mehr wir davon sahen, desto unstillbarer wurde unsere Sehnsucht danach.
    „Ich habe nicht die Absicht, unsere Weltanschauung für ein Raumschiff zu verkaufen", raunte Perry mir zu.
    Der Schwebegleiter tauchte ein in die Straßenschluchten der Hauptstadt, die mich an das New York des ausgedehnten zwanzigsten Jahrhunderts erinnerte. Von Horizont zu Horizont erstreckte sich die bizarre Skyline, ein surrealistisches Gemälde aus Licht und Schatten, in dem die Schatten überwogen. Und das lag nicht nur daran, daß wir bereits späten Nachmittag hatten
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