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1824 - Zentrum der Zentrifaal

Titel: 1824 - Zentrum der Zentrifaal
Autoren: Unbekannt
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führten zum Heck des Seelenverkäufers. In einem davon war der Attentäter verschwunden. Er konnte jeden Augenblick das Antriebssystem zur Explosion bringen.
    Das Heck absprengen, bevor die Kettenreaktion das gesamte Schiff vernichtete! Nur für einen Bruchteil kam mir der Gedanke, aber ich schwang mich in die Tiefe, hangelte mich die Treppe hinab.
    Spiegelnde Wandsegmente offenbarten ein verzerrtes Abbild meiner selbst. Dieses unförmige, dunkelfarbige Gesicht war mir fremd. Noch dazu wirkte es mit seinen Kanten und Vorsprüngen seltsam unfertig. Und nicht nur, daß der Mund weitaus höher saß und es wohl schwierig war, Nahrung da hineinzustopfen, die Blickleiste war zu zwei weit auseinander stehenden Rudimenten verkümmert. Wie man mit diesen überhaupt vernünftig wahrnehmen konnte, ohne von einander überlappenden Bildern in den Wahnsinn getrieben zu werden; blieb mir ein Rätsel.
    Zwanzig Meter unter mir kämpfte der Attentäter gegen Paradea. Nicht einfinal in der Übermacht hatten sie eine Chance.
    Ich sprang, riß den Gegner mit mir zu Boden - und stieß zu.
    Ein dumpfer Schmerz raste durch meine Hand, im nächsten Moment schüttelte der Zentrifaal mich ab.
    Seine Nägel schlitzten meinen Arm bis zum Ellenbogen auf. Der Schmerz war unbeschreiblich.
    Wieder stieß ich zu. Und wieder vergeblich. Meine Hand war ein Spott der Natur, nur fünf Finger, die Nägel weicher als die eines Neugeborenen.
    Nicht zögern! Angreifen!
    Die Rechte des Gegners zuckte vor meinem Gesicht vorbei. Ich spürte den Luftzug, wirbelte herum und rammte dem Zentrifaal beide Fäuste in den Rücken. Er brüllte auf, taumelte. Noch einmal schlug ich zu.
    Knochen splitterten, mein Gegner knickte nach rechts ein, aber er war immer noch schnell genug, mir eine klaffende Wunde quer über den Brustkorb zu reißen.
    Widerlicher roter Saft durchnäßte meine zerfetzte Kleidung. Und schon war der Zentrifaal wieder über mir, mir blieb keine andere Wahl, als mich fallen zu lassen, und im Fallen stemmte ich die Beine hoch und hebelte den massigen Körper über mich hinweg ...
    Der Übergang kam blitzschnell, ich blickte in Reginald Bulls besorgte Miene und fühlte mich hundeelend. Achtlos ließ er den Helm fallen, den er mir abgenommen hatte. Wahrscheinlich war er bleicher als ich selbst.
    „Du hast geschrien wie am Spieß", würgte er tonlos hervor. „Was war los, Perry?"
    „Virtual Reality", sagte ich. „Diese B-Terestan ist mit ihren Programmen topaktuell. Sie hat das Geschehen an Bord der CHIIZ umgesetzt und bietet die Möglichkeit, sich in unsere Identität zu versetzen."
    „Öfter mal was anderes."
    Bully begann steinerweichend zu schimpfen.
     
    *
     
    Immer mehr Besucher des Simulationszentrums blieben aus, bot ihnen doch die Wirklichkeit inzwischen ebenso packende Abwechslung.
    Mehrere Aufrufe A-Betchagas über die Medien verhallten ungehört. Jedenfalls häuften sich die Tumulte. Das Erbe der Zentrifaal gewann die Oberhand; niemand wollte in der Situation noch vernünftig sein.
    Was zählte, war offenbar die Stimme des Blutes. Die Galornen schienen ihren Schrecken als Buhmänner eines ganzes Volkes verloren zu haben.
    Am Morgen des 19. Januar versammelte A-Caliform seinen Clan zur Lagebesprechung. Bully und ich wurden von allen Seiten bestaunt; uns schlug Interesse, aber auch Ablehnung gegenüber. L-Libbizz, eine Frau, brachte unverhohlen zum Ausdruck, daß sie uns nicht traute. Für sie sahen wir aus wie Galornen.
    Drei Stunden bis zum Beginn der Revolution. Obwohl A-Caliform perfekte Vorarbeit geleistet hatte, würde ein hoher Blutzoll zu zahlen sein. Mich überraschte die Härte einiger Clanmitglieder, mit der sie Verluste unter der Bevölkerung als unumgänglich abtaten.
    Zwischen Bully und mir bedurfte es nur eines flüchtigen Blickes. Wir hatten in der vergangenen Nacht lange darüber geredet, vor allem A-Betchagas wiederholte Aufrufe zur Vernunft hatten uns zu denken gegeben.
    Die einzige Möglichkeit, ein Blutvergießen abzuwenden, war, die Gegenseite zu informieren. Sobald die wenigen neuralgischen Punkte, an denen die GEDEONTA das Feuer der Revolution entfachen wollte, von A-Betchaga im Handstreich eingenommen wurden, mußte die Aktion im Sand verlaufen. Dazu eine Aufklärung über alle Videostationen, die Aufhebung des Start- und Landeverbotes und damit einhergehend wieder eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung auf beiden Kontinenten ...
    A-Caliform vertraute uns. Aber war die Chance, ungezählte Leben zu retten,
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