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1817 - Krieger der Gazkar

Titel: 1817 - Krieger der Gazkar
Autoren: Unbekannt
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den beiden Menschen, die er seit Wochen durch die grüne Hölle Lafayettes begleitete.
    Joseph Broussard jr" der BASIS-Veteran, ehemaliger Anführer der Beausoleils, lebte schon seit einigen Jahren wieder auf Lafayette. Nach dem Ende der Coma-Expedition hatte er zusammen mit seinen Freunden Michael Doucet und Dewey Balfa auf der zum riesigen Vergnügungscenter umfunktionierten BASIS als Animateur gearbeitet. Bei einer Schlägerei war es zu einem Unfall gekommen, bei dem der alte Cajun eine so schwere Kopfverletzung davongetragen hatte, daß sein geistiges und emotionales Niveau kaum mehr übendem eines Zehnjährigen lag. Er war mit den beiden Freunden nach Lafayette zurückgekehrt und hatte auf der Forschungsstation Camp Mirage gearbeitet.
    Pepe besaß weder einen vollen Vornamen noch einen Nachnamen. Er war gerade Mitte Zwanzig, sein Gemüt und Verstand jedoch wie bei Joseph zurückgeblieben. Eines Tages war er einfach im Camp aufgetaucht und geblieben. Im Lauf der Zeit hatte sich zwischen den beiden Behinderten ein inniges Vater-Sohn-Verhältnis gebildet, was die anderen auf der Station nicht ohne Rührung beobachtet hatten.
    Die anderen auf der Station.
    Weder Joseph noch Pepe hatten je wieder davon gesprochen, seit sie aufgebrochen waren. Aber beide träumten jede Nacht davon und erwachten oft schweißgebadet, die Bilder des Massakers vor Augen; den Mund in lautlosen Schreien weit aufgerissen.
    Camp Mirage existierte nicht mehr. Es war dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Mitarbeiter der Station hatten vor diesem ersten Angriff zwar rechtzeitig fliehen können, waren jedoch später auf der Flucht zusammen mit einer terranischen Prüfungskommission und deren Schutztruppe niedergemetzelt worden.
    Das Grauen ließ sich in so wenige Sätze zusammenfassen, doch die einzelnen Tragödien benötigten viel mehr. Da waren Anja Shriver, die Xeno-Biologin und Leiterin der Station, und Michael Doucet, mit dem sie zarte Bande verbanden; Dewey Balfa, zusammen mit Michael und Joseph der letzte der von Lafayette stammenden BASIS-Veteranen, die in die Heimat zurückgekehrt waren, und dessen Leibesumfang durch die Zuneigung zum Essen zu stattlichem Volumen angewachsen war, daß er selbst Fran Duret Konkurrenz machte; Fran Duret, die alte, mütterliche, stimmgewaltige Lafayetterin, unter deren eisgrauen Blicken jeder selbstbewußte Mann zu einem kleinen Jungen schrumpfte; die beiden trinkfesten Funkerinnen Amelia und Ira Roussot ... und so weiter.
    So viele Namen, so viele durch die Jahre so vertrauten und größtenteils liebgewordenen Gesichter. So viele CajunFeste voller Fröhlichkeit, Gesang und Tanz.
    „So viel Schmerz", flüsterte Joseph leise in sich hinein. Er wischte verstohlen über die Augenwinkel.
    Nein, da gab es keinen Grund, .das neue Jahr zu feiern. Alles war dahin, auf immer.
    Nachdem -er als gesund entlassen worden war, hatte Joseph Broussard sich an die Hoffnung geklammert, auf Lafayette ein neues Leben beginnen zu können; ein Leben im verdienten Ruhestand, voller Frieden und Harmonie. Jahrelang hatte sich dieser Wunschtraum erfüllt, und Joseph war sicher gewesen, niemals mehr aus dieser Idylle gerissen werden zu können.
    Wäre er nur niemals so sicher gewesen, dem Leben nur das Beste abringen zu wollen und das Schlechte zu leugnen.
    Aber warum? Warum hatten sie alle auf solche Weise sterben müssen, gerade im Moment der größten Vertrautheit und Zuversicht, die Arbeit in diesem Team noch auf Jahre hinaus fortführen zu können? Joseph hatte sich vor allem für Anja und Michael gefreut, denn die beiden hatten lange Jahre der Annäherung gebraucht, um endlich eine vorsichtige, scheue Beziehung aufzubauen.
    Nun war ihnen nicht einmal mehr vergönnt gewesen, im Tod vereint zu sein; nacheinander waren sie zerstrahlt und verdampft worden.
    Einen Trost gab es für Joseph: Sie litten keine Schmerzen mehr, für sie gab es keine grauenvollen Alpträume zu jedem Zeitpunkt, wenn die Augen geschlossen waren und die Müdigkeit das Bewußtsein überwältigte.
    „He, Jop, weshalb stößt du nicht mehr mit mir an?" drang Pepes klare Stimme in seine Gedanken.
    „Entschuldige", sagte Joseph und lächelte.
    Sogar seine Augen funkelten, als er den Becher hob und dem Jungen erneut zuprostete. Er wußte, wie traurig Pepe manchmal war, daß auch er nachts unter den Träumen litt, aber seine angeborene Heiterkeit und sein kindlicher Verstand konnten sich nicht in den Abgründen der Melancholie verlieren.
    Und im Grunde ging es
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