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1816 - Der sanfte Henker

1816 - Der sanfte Henker

Titel: 1816 - Der sanfte Henker
Autoren: Jason Dark
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Schluss zum Mord kommen, aber sie würde zuvor ihre Überlegenheit auskosten.
    Einen Schritt ging sie nach vorn. Dabei bewegte sie die Hand mit der Feder. Sie glitt für einen Moment an ihrem Gewand entlang oder was immer man sich darunter vorzustellen hatte, aber sie hatte dabei einen entscheidenden Punkt berührt. Möglicherweise hatte sich ein loser Knoten geöffnet. Jedenfalls rutschte das Gewand nach unten und faltete sich an ihren Füßen zusammen.
    Jetzt war auch sie nackt!
    In diesem Moment schüttelte ich den Kopf. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, aber es stimmte tatsächlich. Sie stand noch vor mir, bewaffnet mit einer Pistole und einer Killerfeder.
    Erneut lächelte sie. Sie zog die Lippen in die Breite und fragte mit leiser Stimme: »Na, wie gefalle ich dir?«
    »Sehr gut.«
    »Ja, das glaube ich dir. Es ist nicht jedem Mann vergönnt, unter einem derartigen Anblick zu sterben. Ich werde zu dir kommen und dir die Feder in den Körper stecken. Sie wird dir dein Leben nehmen. Klar?«
    »So etwas hatte ich mir schon gedacht.«
    »Dann ist es gut.«
    Dann ging sie weiter.
    Der nächste Schritt würde sie an das Bett bringen, auf dem ich lag. Es war mehr eine Liege, aber so bezogen wie ein Bett, denn es gab ein helles Laken.
    Bevor sie mit einer letzten Bewegung auf das Bett steigen konnte, hörte sie meine Frage.
    »He, warum tust du das? Warum soll ich sterben? Ich habe dir nichts getan.«
    »Es muss so sein.«
    »Wieso das?«
    »Es gibt Regeln.«
    Jetzt war ich überfragt. Okay, Regeln gab es überall. Aber was meinte sie damit? Ich kannte keine Regeln, die dafür sorgten, dass ein Mord passierte.
    »Welche Regeln denn?«
    »Die Unsrigen. Die wir gemacht haben. Du weißt selbst, dass du nicht zu uns gehörst. Was unsere Freude ist, das ist dein Hass. So kann man es ausdrücken.«
    »Ihr dient dem Teufel«, stellte ich fest.
    Sie fing an zu lachen. »Wir dienen der anderen Seite und nicht dem Teufel.«
    »Ist das nicht gleich?«
    »Nein, wir sind etwas Besonderes.«
    Ja, das glaubte ich ihr sogar. Ich hatte den Namen noch nicht erwähnt, aber ich wusste, dass er eine wichtige Rolle spielte. Es war so etwas wie die neue Hölle, der sie frönten, und an deren Spitze stand ein Mächtiger. Einer, der aussah wie ein normaler Mensch, der aber keiner war. Wohl ein Mensch, doch er hatte sich auf die Seite des absolut Bösen geschlagen, das von Luzifer beherrscht wurde. In seinem Umkreis fühlte sich Matthias wohl. Da war er durch das Böse beschützt, und das würde nie vergehen.
    »Du gehörst zu Matthias!«
    Ich hatte den Satz als eine Feststellung gesagt und hörte ein knappes Lachen.
    Es war für mich so etwas wie eine positive Antwort, und ich rechnete damit, dass sie noch mehr sagen würde.
    Das tat sie nicht.
    Sie hatte jetzt die richtige Distanz zum Bett, um es am Fußende besteigen zu können. Ich lag zwar nicht auf einem Doppelbett, aber das hier war durchaus breit, so hätte eine zweite Person ebenfalls noch Platz finden können.
    Ich schaute nach vorn und über mich hinweg. Ich sah, dass sie das rechte Bein anhob, das Knie gegen die Matratze drückte, um dann langsam das Bett zu entern, das sie jetzt mit mir teilen wollte.
    Ich hätte mich vom Bett rollen können, das war keine Frage. Aber eine Kugel aus der Beretta war immer schneller. Und sterben wollte ich trotz der miesen Lage nicht.
    Ich hob den Oberkörper leicht an und stützte mich dabei auf meine Ellbogen. Das gefiel ihr nicht.
    »Bleib liegen!«, fuhr sie mich an. »Bleib auf dem Rücken liegen, dann ist alles in Ordnung.«
    Für sie vielleicht, nicht für mich. Trotzdem musste ich gehorchen und mich ihr überlassen.
    »Ja, das ist gut«, lobte sie mich, und zum ersten Mal bekam ich zu spüren, warum sie der sanfte Henker genannt wurde, denn mit der Feder strich sie an der Unterseite meines rechten Beins hoch …
    ***
    Glenda und Suko hatten das Gebäude betreten und gingen auf die Anmeldung zu. Dahinter saß ein dunkelhaariges Wesen und telefonierte. Die Kleine sprach schnell und zupfte während des Telefonats immer an ihren Locken herum.
    Glenda Perkins hatte schon jetzt die Faxen satt, energisch klopfte sie gegen die Glasscheibe, und das Geräusch wurde gehört.
    Die junge Frau zuckte zusammen, drehte den Kopf nach rechts und sah die Besucher. Ihr Erschrecken war echt. Die Augen hatten sich geweitet, sie sprach noch einen schnellen Satz, bevor sie den Hörer senkte und ihn auf den Apparat legte.
    Ihr Lächeln hatte sie schnell wieder
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