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1816 - Der sanfte Henker

1816 - Der sanfte Henker

Titel: 1816 - Der sanfte Henker
Autoren: Jason Dark
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abgenommen hatte.
    Das hatte die andere Seite nicht.
    Ich fand sie in der Tasche, und jetzt fühlte ich mich schon besser. Die kleine Lampe glitt zusammen mit meiner Hand aus der Tasche, dann versuchte ich, mich aufzurichten.
    Es klappte.
    Ich gelangte in eine sitzende Haltung, was schon mal ein großer Schritt nach vorn war. Meine körperlichen Funktionen arbeiteten wieder, und jetzt musste ich den nächsten Schritt wagen, denn ich brauchte einfach Licht.
    Die kleine Leuchte flammte auf. Plötzlich wurde es hell. Ich konnte wieder sehen, endlich, wenn auch nicht alles, aber was in meinem Sichtbereich lag, das reichte mir aus.
    Ich hatte Glück gehabt. Der recht breite Lichtstreifen war auf ein Hindernis getroffen. Auf eine Wand.
    Aber das war nicht alles.
    Es war nicht nur die Wand, die ich anstrahlte. Da gab es noch etwas. Und zwar eine Tür. Und als ich sie sah, atmete ich erst mal tief auf. Es war immerhin eine Möglichkeit, diesem Raum hier zu entkommen.
    Noch saß ich.
    Um von hier zu verschwinden, musste ich aufstehen, und dann wusste ich nicht, ob die Tür offen oder verschlossen war. Egal, erst mal hochkommen.
    Bei mir funktionierte alles. Ich kam auf die Beine, aber ich verspürte sofort den Schwindel, der mich wieder zurück auf den Boden holen wollte. Zum Glück war die Wand nicht weit weg, an der ich mich abstützen konnte.
    Ich blieb für eine Weile in dieser Position stehen und holte einige Male Luft. Das tiefe Durchatmen tat mir gut, und so kam ich wieder zu Kräften.
    War die Tür verschlossen oder nicht? Ich ging hin, konzentrierte mich auf die Klinke, drückte sie nach unten – und erlebte das, womit ich hatte rechnen müssen.
    Die Tür war verschlossen.
    Ich ging wieder zurück und lehnte mich gegen den anderen Teil einer Wand.
    Der erste Versuch war also nichts. Aufgeben würde ich nicht. Und ich glaubte auch nicht, dass man mich in Ruhe lassen würde. Wenn ich die Tür nicht aufbekam, dann eine andere Person.
    Es dauerte nicht mal lange, und ich hörte an der Tür ein Geräusch. Es war an der anderen Seite aufgeklungen. Zuerst war es nur ein Kratzen gewesen, danach hörte ich die ersten Schritte, als die Person kam, die hinter der Tür gekauert hatte.
    Es war Jamila Londry!
    Sie trug so etwas Ähnliches wie ein buntes Badetuch um den Körper geschlungen. Ihre Füße umschlossen rote Riemen-Sandalen. Das Licht aus dem Nebenraum leuchtete sie an und gab ihrer Haut einen leicht grüngelben Touch, der sich auch in ihren Augen wiederfand.
    Um den Hals hatte sie eine Kette mit schwarzen Perlen gehängt. Sie schaute mich an, und ich sah etwas an ihr, das mir ganz und gar nicht gefiel.
    Es war die Beretta in ihrer Hand.
    Meine Beretta!
    Um sicher zu sein, hielt sie die Waffe mit beiden Händen fest. Die Mündung zielte auf meinen Körper, und ich sah auch kein Zittern.
    Ich war der Erste, der etwas sagte, und nickte ihr zu. »So und jetzt? Wie geht es weiter?«
    »Das wirst du sehen.«
    »Ich bin gespannt.«
    »Ach ja? Freust du dich auf den sanften Henker, wenn er dich besuchen kommt?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Er wird dich aber besuchen.«
    »Das heißt, du wirst das tun.«
    »Genau.«
    »Aha. Dann hast du es ja schon jetzt getan. Herzlich willkommen in meiner Umgebung.«
    Sie bewegte nicht nur ihre Waffe, sondern auch ihren Kopf.
    »Komm her!«
    Was sollte ich tun? Ich musste gehorchen, und ich war zudem gespannt, was sie von mir wollte. Eine schwache Ahnung hatte ich schon, verdrängte sie allerdings aus meinen Gedanken.
    Nachdem ich den ersten Schritt gegangen war, wich sie zurück. Ich ging auch den zweiten, den sie auch ging, und so blieb der Abstand zwischen uns gleich.
    Dann überschritt ich die Schwelle.
    Vor mir lag der andere Raum, und ich sah, dass er nicht leer war. Er war zwar steril und machte auf mich den Eindruck einer Waschküche. Helle Fliesen bedeckten die Wände. Im Hintergrund führte eine kleine Treppe hoch zu einer Tür.
    Nicht weit von mir entfernt stand eine Liege. Sie war gut gepolstert, und Jamila Londry dirigierte mich darauf zu. Ich schielte auf die Beretta und stellte fest, dass Jamila immer den nötigen Abstand beibehielt, um mir keine Chance zu geben, sie anzugreifen.
    Jamila schaute mich erneut an und lächelte. Danach gab sie ihren Kommentar ab.
    »Und jetzt zieh dich aus!«
    Ich hatte sie verstanden, zuckte zusammen und fragte: »Was soll ich?«
    »Dich ausziehen, verdammt!«
    Besonders überrascht war ich nicht. Das Bett oder die Liege hatte darauf
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