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1814 - Unter dem Galornenstern

Titel: 1814 - Unter dem Galornenstern
Autoren: Unbekannt
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karstige Buchtungen; wir überkletterten jedes Hindernis, um nicht wichtige Stellen der Landschaft zu verpassen.
    Selbst in den tiefsten Spalten hatte es weder lebendes Getier noch verborgene Pflanzen. Was, wenn auf diesem Planeten kein Leben entstanden war? Der Sandhase schien das Gegenteil zwar zu zeigen- aber über den wußten wir so gut wie gar nichts.
    Die fremde Sonne kletterte immer höher am Himmel. Richtig warm wollte es dennoch nicht werden.
    Stunden später besaßen wir noch immer keine Spur. Und als wir uns bereits halbwegs damit abgefunden hatten, zum Landeplatz des Raumschiffs zu wandern, da passierte doch etwas.
    Ich sah es als erster.
    Der Dicke wäre mir fast in den Rücken gerannt, so plötzlich und unvermutet blieb ich stehen.
     
    *
     
    „Was ist mit deinem Sicherheitsabstand!" fuhr ich ihn an.
    Bull riß die Augen auf. Er mußte mit offenen Augen geschlafen haben. Ein menschlicher Körper nimmt sich die Ruhephasen, die er braucht; und wir brauchten dringend eine.
    Er murmelte unverständliche Worte. Sein Blick fiel auf die Schlucht, die sich vor uns öffnete. Seine Haltung versteifte sich plötzlich, Reginald Bull war von einer Sekunde zur anderen so hellwach, wie es ein Mensch nur sein konnte.
    „Perry", sagte er leise.
    „Ja, ich weiß."
    Er schaute mich mit stummem Vorwurf an. Wäre ich nicht sicher gewesen, daß die seltsame Gestalt dort unten völlig reglos stand, ich hätte mir gewiß nicht die Zeit für einen Disput genommen.
    „Hat er uns gesehen?"
    „Wenn er es kann, dann sieht er uns schon seit einigen Minuten hier herumlaufen. Das hier ist sein Blickfeld."
    Die Sonne schien von ihrem höchsten Punkt. Eine humanoide Figur von etwa -einssechzig Größe stand im grellen Licht. Ich fühlte mich an ein lebendiges Skelett erinnert, an eine zerbrechliche Ansammlung von Knochen, Gelenken und Knorpelplatten.
    „Wir gehen näher ran", entschied ich. „Vielleicht ist es lebendig."
    „Ein Tier, Perry?"
    „Ich weiß nicht. Kannst du irgendwas erkennen, das wie Kleidung oder wie künstliche Ausrüstung aussieht?"
    „Nichts."
    Bully und ich setzten uns in Bewegung. Diesmal nahmen wir die Sache mit dem Sicherheitsabstand sehr genau. Je weiter wir auseinanderstanden, desto schwieriger wurde es, uns beide zugleich anzugreifen.
    Die Schlucht war mehr als dreißig Meter breit. Ich hielt mich links, der Rothaarige tastete sich rechts an der Basaltwand entlang. Beide hielten wir einen Brocken Fels in der Hand, als Mittel zur Drohung, als Wurfgeschoß für den Ernstfall oder als Schlagwerkzeug.
    Je näher wir rückten, desto mehr Details wurden im prallen Sonnenschein erkennbar. Die Sache mit dem wandelnden Skelett erwies sich als zutreffend.
    Ich war jetzt sicher, daß es sich um ein lebendiges Wesen handelte. Das Geschöpf verfügte über ein Exoskelett, die Knochenstruktur trat an den meisten Stellen äußerlich zutage und stützte das, was sich im Körperinneren befand. Meiner Ansicht nach eine durchaus sinnreiche Einrichtung der Natur; auf diese Weise konnte das Skelett gleichzeitig als eine Art Schutzpanzer dienen.
    So zerbrechlich wie der Fremde aussah, hatte er diesen Schutz auch bitter nötig.
    Das Exoskelett besaß eine perlmuttfarbene Tönung. Wenn man genauer hinsah, konnte man dazwischen bleiche, vorwiegend weiße Zonen Haut erkennen. Der Fremde war ein Albino. Manche Stellen wirkten durchsichtig, wie eingefärbtes Glas. Und genauso spröde. So etwas wie Muskulatur war am ganzen Körper nicht zu sehen. Ich fragte mich, auf welche Art sich das Wesen bewegte.
    Der untere Teil der Beine wies ein sandfarbenes, geschecktes Muster auf. Die Füße bestanden nicht aus Zehen, Ballen und Fersen wie die eines Menschen, sondern aus jeweils einigen hundert Knochensegmenten.
    Die Segmente waren mit einiger Sicherheit beweglich. Sie schlossen so perfekt mit dem Untergrund ab, daß sie wie ein Bestandteil des Felsens erschienen.
    Und noch etwas bemerkte ich: Rund um die Füße wirkte der Basalt gebleicht, ausgelaugt. Als hätte man ihm die Farbe entzogen. Wie das sein konnte und warum, ob es sich um einen Zufall handelte, darauf gab es keinen Hinweis.
    Der Totenschädel verstärkte den ersten Eindruck. Er paßte ins Bild eines kristallisierten Skeletts.
    Der Mund war lippenlos, eine Nase existierte nicht, und breite Knochenwülste schirmten die Augen gegen intensive Sonnenstrahlung ab.
    Die fremdartigen Pupillen lagen vollständig im Schatten, bewegten sich um keinen Millimeter. Ich hatte schon Wesen
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