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1814 - Unter dem Galornenstern

Titel: 1814 - Unter dem Galornenstern
Autoren: Unbekannt
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erlebt, deren Augen nicht im Schädel bewegt werden konnten. Wenn ein solches Wesen in eine andere Richtung schaute, dann bewegte es den ganzen Kopf - wenn es nicht, wie beispielsweise ein Blue, über 360-GradSicht verfügte.
    In diesem Fall waren die Augäpfel rund und menschenähnlich. Also mußten sie auch beweglich sein, ihre Kugelkonstruktion hätte sonst keinen Sinn gemacht.
    Am meisten fielen die Ohren des Fremden ins Auge. Ihre Muscheln waren pro Seite dreimal so groß wie ein menschlicher Handteller. Es sah aus, als hätte der Fremde kleine Flügel am Kopf. Daß sie ausschließlich zum Hören dienten, vermochte ich mir nicht vorzustellen.
    „Perry", flüsterte Bull. Der Dicke stand nur zwei Meter entfernt.
    „Was?"
    „Seine Ohren haben sich bewegt."
    „Bist du sicher?"
    „Absolut."
    „Dann lebt er also."
    „Oder war’s der Wind, Perry?"
    „Hier unten in der Schlucht weht kein Lüftchen."
    Ich näherte mich dem Fremden, bis der Abstand nur noch wenige Zentimeter betrug.
    Etwas in mir sagte Gefahr, aber ich hörte nicht darauf. Es war kaum anzunehmen, daß eine solche Gestalt mehr als fünfzehn Kilogramm Gewicht besaß. Körperlich war ich dem Wesen himmelweit überlegen.
    Meine Nase registrierte überhaupt nichts, Geräusche gab der Fremde ebenfalls keine von sich. Wenn er lebte, dann spielten sich seine Körperprozesse auf eine andere Art ab, als es beim Menschen der Fall war.
    Ich überlegte, ob das Wesen nachtaktiv lebte. Die Vermutung erklärte immerhin seine mächtigen Ohrmuscheln; der Fremde war möglicherweise auf den Hörsinn fixiert.
    „Kannstdu mich verstehen?" fragte ich auf interkosmo.
    Keine Reaktion.
    „Mein Name ist Perry Rhodan." Ich streckte einen Arm aus und deutete auf Bully. „Das ist Reginald Bull. Wir möchten Kontakt aufnehmen."
    Mehrmals wiederholte ich die Namen. Keine Silbe, keine Bewegung.
    Ich bildete mir natürlich nicht ein, daß der Fremde mich verstand. Dies hier war nicht die Milchstraße, und wenn man von der Heimat einige Millionen Lichtjahre entfernt ist, kann man seine Sprache vergessen. Der Versuch diente nur als Testballon. Überhaupt zu kommunizieren, darauf kam es an. Eine gemeinsame Sprachbasis konnte man sich erarbeiten, notfalls mit Zeichen.
    Aber alles nützte nichts, wenn es keine Reaktion gab: Mit einer Statue zu kommunizieren, das war unmöglich.
    Zögerlich streckte ich die Finger aus. Ich berührte die fremde Gestalt extrem vorsichtig, mit den Kuppen zuerst. Es war ein sonderbares Gefühl. Irgend etwas befürchtete ich die ganze Zeit, aber was immer es war, es traf nicht ein.
    „Wie sieht’s aus?" fragte Bully gespannt.
    Er stand zwei Meter entfernt, machte keine Anstalten näher zu kommen, das gebot die Vorsicht. Es durfte sich immer nur einer in Gefahr begeben.
    „Er vibriert", stellte ich fest. „Und er ist sehr warm. Das heißt, er ist am Leben."
    „Dann ärgere ihn ein bißchen, Perry. So wird das nie was."
    „Du meinst, er ist kitzlig, Dicker?" fragte ich amüsiert.
    „So was Ähnliches."
    „Nein, nein. Ich nehme an, wir brauchen ihn noch. Es könnte sein, daß er der Anhaltspunkt ist, den wir suchen. Ich will nicht unsere vielleicht einzige Hoffnung verärgern. Wir warten besser, bis er von allein aufwacht."
    „Warten? Hier?"
    „Natürlich, Bully. Wo denn sonst? Suchen wir uns einen warmen Sonnenplatz, und dann heißt es Geduld haben."
    Ich deutete auf eine Nische im Fels, in der es zwei sitzplatzähnliche Buchtungen gab. Wir kletterten ein paar Meter, dann ließen wir uns mit ächzenden Geräuschen nieder. Ich hatte Hunger, ich hatte Durst, und ich war so müde, daß ich im Sitzen hätte einschlafen können.
    Aber dazu kam es nicht.
    Bevor ich ernsthaft nachdenken konnte, wer von uns beiden die erste Wache übernahm, faßte mich Bully an der Schulter. Der Dicke deutete dorthin, wo der Fremde gestanden hatte.
    „Verdammt, Perry! Er ist weg."
    Ich brauchte einen Augenblick, bis ich. es begriffen hatte. In mir wallte eine gehörige Portion Zorn auf.
    Es sah ganz so aus, als hätten wir einen riesengroßen Fehler begangen. Wir hatten ihm den Rücken zugewandt, unsere einzige Chance war uns aus den Händen geglitten.
    „Er muß wahnsinnig schnell gewesen sein", staunte Bull. „Im Ernst! Dieser Knochenmann kann überhaupt nirgendwohin, ohne daß wir ihn sehen."
    „Ja .... Wohin soll er von hier aus gegangen sein?"
    Ich suchte ergebnislos mit den Augen jede Spalte ab. Der Fremde mußte schon senkrecht die Wand hinaufgeklettert sein.
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