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1814 - Unter dem Galornenstern

Titel: 1814 - Unter dem Galornenstern
Autoren: Unbekannt
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ohne Decken und ohne warme Kleidung war das gleichbedeutend. Wenn wir leben wollten, mußten wir im Sitzen oder im Stehen auf den Morgen warten.
    Vor Entkräftung sprachen wir kaum ein Wort. So starrte ich ins Schneegestöber, immer aus der am wenigsten zugigen Ecke. Die Dunkelheit war mit Blicken kaum zu durchdringen.
    Was mochte aus dem Albino geworden sein? Hielt er sich am Pilzdom auf? Oder versuchte er soeben, uns ein weiteres Mal anzugreifen?
    Ich konnte mir nicht vorstellen, daß wir das zweifelhafte Vergnügen so schnell wieder haben würden.
    Eine Bergsteigertour traute ich ihm nicht zu, nicht mit seinem zarten Körperbau, dem brüchigem Exoskelett.
    Nach einer endlos langen Zeit wurde es hell.
    Bully und ich kamen mühevoll auf die Beine, reckten uns und brachten die steifen Beine auf Betriebstemperatur. Unsere Taschen stopften wir mit Haken voll, die Seile hängten wir uns blank über die Schultern.
    So gerüstet begaben wir uns mit dem ersten Licht ins Freie. Obwohl ich die ganze Zeit jämmerlich gefroren hatte, nahm mir die Kälte beinahe den Atem. Draußen war es drei Grad kälter, schätzte ich. Über sieben oder acht Grad minus hätte ich mich nicht gewundert.
    Wir legten dreißig Meter senkrecht in der Wand zurück, brauchten dabei die Hälfte unserer restlichen Haken auf, dann veränderte sich die Neigung. Es wurde übergangslos flacher. Wir hatten die Kante des Plateaus erreicht.
    Die letzten hundert Meter kletterten wir ohne Haken aufwärts.
    Es begann wieder zu schneien. Die Flocken brannten auf der Haut, wenn sie tauten, aber das war etwas, worüber ich mich beim besten Willen nicht mehr ärgerte. Das flach ansteigende Land lag unter einer dichten weißen Decke.
    Ein Königreich für feste Stiefel. Von Handschuhen oder einer Thermojacke ganz zu schweigen.
    Irgendwo hier mußte das Stummelschiff niedergegangen sein. Beim Gedanken an den Landeplatz entwickelte ich regelrechte Panik. Was, wenn sich unserem Blick eine weitere Wüste darbot? Diesmal nicht in Basalt oder sandsteinfarben, sondern eine Ebene in Weiß?
    „Da vorne, Perry ..."
    „Ja, Alter. Ich seh’s."
    Ich warf die Seile und die Haken fort. Wir überwanden eine letzte Steigung, und dahinter kam genau das zum Vorschein, was ich zu sehen gehofft, aber nicht zu erwarten gewagt hatte.
    Im Licht des grauen Morgens erstreckte sich vor uns eine Stadt. Trotz der Kälte schien sie von pulsierendem Leben erfüllt.
    Blieb nur zu wünschen, daß es in der Stadt keine Albinos und kein einziges Paar Segelohren gab.
    Andernfalls, so überlegte ich, wären wir wohl nicht gerettet, sondern endgültig am Ende.
     
    *
     
    Foremon erreichte den Rand der Ebene, nachdem er den Dom gesäubert hatte. Hinter ihm lagen das Morphen und ein Gewaltmarsch. Sein körperlicher Ladungszustand konnte nur als schlecht beschrieben werden.
    Aber daran gewöhnte er sich mittlerweile. Seit die Fremden auf den Plan getreten waren, kannte er es nicht mehr anders.
    Er überlegte lange Zeit, wo die Mörder des vierten Boten steckten. Hätten sie nochmals die Ebene betreten, es wäre ihm kaum verborgen geblieben.
    Natürlich bestand ein Rest Gefahr; möglich, daß sie ihn in weitem Bogen umgangen hatten. Dann standen sie jetzt vor dem Dom und flüchteten, ohne daß er eine Chance hatte, sie jemals wiederzufinden.
    Aber er hielt eine solche Variante für unwahrscheinlich. Foremon nahm an, daß Perry und Bully ein völlig anderes Ziel verfolgten: Gaalo, Herz-FÜNF, das Hochplateau mit seinen Landefeldern.
    Sie besaßen nur keine Aussicht, es auch zu erreichen. Den ganzen Tag hoffte er, irgendwo auf ein Leichenpaar zu treffen. Egal wie es dazu kam, er wollte einfach nur das Passantum.
    Am frühen Nachmittag erkannte Foremon seinen Irrtum. Ohne erklärtes Ziel streifte er am Dschungelgürtel entlang. Irgendwo hier, so überlegte er gerade noch, mußten sie sich wohl befinden.
    In der Steilwand bewegte sich etwas. Seine Augen arbeiteten nicht sehr präzise, doch Foremon, der ewige Wächter der Ebene, begriff sofort, was das zu bedeuten hatte.
    Die Fremden kletterten empor! Sie hingen mitten in der Wand, von hier nicht mehr als zwei kriechende Punkte auf einer schwarzen Fläche.
    Ob sie ihr Ziel erreichen würden, das wußte er nicht. Er hatte jedoch keine Wahl, als vom schlimmsten aller Fälle auszugehen.
    Daß er sie vor dem Betreten der Stadt stellen konnte, war ausgeschlossen. Klettern war nicht seine Sache. Daß er sie ziehen ließ, war ebenso wenig vorstellbar.
    Demnach
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