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1809 - Werwolf-Falle

1809 - Werwolf-Falle

Titel: 1809 - Werwolf-Falle
Autoren: Jason Dark
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auf.
    Es war ein Laut, der Helene durch Mark und Bein schnitt, besonders deshalb, weil sich das Maul der Bestie so nah an ihrem Ohr befand. Das Heulen drückte all das aus, was diese Kreatur empfand. Es war der Sieg. Der Mensch hatte verloren, das Böse hatte gewonnen, und genau das freute ihn.
    Sein Jaulen verstummte allmählich. Dann senkte sich der Kopf des Werwolfs, das Maul stand offen, aber noch biss die Bestie nicht zu.
    Helene Schneider schloss die Augen. Sie wusste, dass sie sich nicht mehr wehren konnte. Ihre Lippen bewegten sich. Kaum hörbar formte sie ihre Worte.
    Es waren Gebete. Sie bat Gott, sie zu beschützen. Es waren einfache und schlichte Kindergebete.
    Dem Werwolf war es egal. Er hörte nicht hin. Ihn beherrschten andere Gedanken. Ein Diener wie er war dem Bösen geweiht, und daran musste er sich halten.
    Helene Schneider dachte an nichts mehr. Nicht an ihre Umwelt, denn sie hielt die Augen geschlossen, und auch Gebete sprach sie nicht mehr.
    Dafür wurde sie gepackt.
    Jemand drehte sie auf die Seite.
    Sie wusste ja, wer es war, aber sie wollte nicht mehr daran denken. Bis sie plötzlich einen irrsinnigen Schmerz verspürte, der ihren gesamten Körper durchzuckte und sie hinein in die ewige Dunkelheit zerrte …
    ***
    »Was haben wir erreicht?«, fragte ich.
    »Nichts«, gab Harry Stahl zu. »Es gibt einen toten Förster und eine Frau, die mit dem Verschwinden ihrer Tochter nicht mehr zurechtkommt. Wir sind keinen Schritt weiter gekommen. Hast du eine Idee?«
    Ich sah seinen Blick auf mich gerichtet und legte meine Stirn in Falten. Mit leiser Stimme sagte ich: »Die hätte ich. Aber sie wird dir vielleicht nicht gefallen.«
    »Sag sie mir trotzdem.«
    »Wir müssen uns benehmen wie früher die Marshals im Wilden Westen. Durch den Ort patrouillieren und darauf hoffen, dass etwas passiert und die andere Seite die Initiative ergreift.«
    »Der Werwolf?«
    »Wer sonst?«
    Harry winkte ab. Es sah aus, als hätte er sich die Fingerkuppen verbrannt. »Das ist unwahrscheinlich. Warum sollte er uns vor die Mündungen unserer Pistolen laufen?«
    »Weiß ich auch, Harry, aber hast du einen besseren Vorschlag. Dann raus damit.«
    Er dachte einen Moment nach, bevor er den Kopf schüttelte. »Nein, habe ich auch nicht.«
    »Okay, dann bleibt es dabei.« Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Außerdem hat der Abend erst begonnen. Es wird eine lange Nacht werden. Eine Nacht auch für ihn, den Werwolf. Denn dass es ihn gibt, daran habe ich keine Zweifel mehr. Außerdem musst du daran denken, was mit dem Förster passiert ist. Der hat sich bestimmt nicht selbst getötet. Hier im Harz ist jemand unterwegs.«
    »Genau. Unterwegs und verschwunden«, sagte Harry.
    Ich wusste, worauf er hinaus wollte. »Du denkst dabei an diese Helene Schneider?«
    »Ja, an wen sonst?«
    Ich wiegte den Kopf. »Stimmt, Harry. Aber ich weiß nicht, ob sie unterwegs ist und als was sie unterwegs ist.«
    Harry zuckte leicht zusammen. »Moment mal, jetzt noch mal von vorn. Das kann doch nur heißen, dass du sie nicht mehr als harmlos einstufst.«
    »Daran habe ich gedacht.«
    »Als was dann?«
    Ich sagte erst mal nichts und hob die Schultern an. Danach gab ich meine Meinung bekannt. »Vielleicht ist sie dem Werwolf bereits in die Quere gekommen. Ich will damit sagen, dass wir uns auf alles einstellen sollten. Auch auf die schlimmsten Dinge.«
    Harry pfiff durch die Zähne. »Oh, daran habe ich noch gar nicht gedacht.«
    »Es ist auch nicht schön, daran zu denken, aber wir müssen es tun. Sorry.«
    »Ja, das sehe ich auch so. Ich hoffe nur, dass wir uns irren.«
    »Da sagst du was.«
    »Und jetzt?«
    »Spielen wir Town Marshal und Deputy. Wir bleiben im Ort und spielen den Lockvogel.«
    »Zu Fuß oder im Auto?«
    »Beides. Wir werden zuerst mit dem Wagen eine Runde drehen und uns mit den Gegebenheiten vertraut machen. Dann versuchen wir es zu Fuß. Das würde ich vorschlagen.«
    »Einverstanden.«
    So richtig überzeugt waren wir von unserer Aktion nicht. Aber besser, so zu agieren, als gar nichts zu tun …
    ***
    Der Schmerz!
    Er war der Begleiter, den Helene Schneider erlebt hatte, als sie in diesen dunklen Tunnel gezerrt worden war. Der Schmerz war wie ein Feuer gewesen, das sich durch ihren gesamten Körper gefressen hatte.
    Dann war es erloschen.
    Und sie wusste nicht mehr, wie es zu diesem Schmerz gekommen war. Denn für alles gab es einen Grund.
    Sie dachte an den Werwolf. Er war es gewesen. Er war über sie gekommen und hatte den
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