Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1809 - Werwolf-Falle

1809 - Werwolf-Falle

Titel: 1809 - Werwolf-Falle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
jungen Mann ungläubig an. Sie konnte es nicht fassen, dass dieser sonst so ruhige Junge ihr Kidnapper sein sollte.
    »Du – Justus?«
    »Ja.«
    »Aber das ist unmöglich. Du kannst doch nicht mein Kidnapper sein, verstehst du?«
    »Ach, ich kann noch viel mehr.«
    »Schön. Dann lass uns jetzt nach Hause gehen. Ich schweige auch über das, was geschehen ist und was ich gesehen habe.«
    »Was hast du denn gesehen?«
    »Du hast dich auf schlimme Art und Weise verändert.«
    »Wie denn?«
    »Ich weiß es noch nicht. Aber vor Monaten hättest du es sicher noch nicht gewagt, mich zu entführen.«
    »Das stimmt.«
    »Warum hast du dein Gesicht hinter eine Maske versteckt?«
    »Das hat seine Gründe gehabt. Und jetzt brauche ich sie nicht mehr. Das Schicksal hat mir einen Stoß gegeben.«
    »Was meint du damit?«
    »Ich gehe jetzt andere Wege und werde jeden, der sie stört, gnadenlos fertigmachen.«
    »Mich auch?«
    »Ja, auch dich. Du bist die Erste in meinem Kreis. Mit dir werde ich ihn eröffnen.«
    »Wie denn? Was soll ich tun? Was willst du denn von mir? Du hältst mich hier fest. Du – du – ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Das ist auch besser für dich.«
    Sie wollte sich aus dem Sessel erheben. Sie wollte ihm an den Kragen, und trotzdem tat sie nichts. Sie fieberte innerlich, aber sie kam nicht hoch. Es war alles anders geworden. Die erste Erleichterung war verschwunden. Allmählich schlich sich wieder die Angst heran.
    Er nickte ihr zu. »Es ist alles auf uns beide abgestimmt worden, und dabei bleibt es auch.«
    »Wieso auf uns beide?«
    »Das werde ich dir noch erklären. Ich hätte mir auch eine andere Person aussuchen können, aber ich habe mich für dich entschieden.«
    »Für mich?«
    »Ja.«
    Sie lachte und schüttelte zugleich den Kopf. »Wie kommst du dazu, dich für mich zu entscheiden?«
    »Das ist ganz einfach, weil ich dich haben will. Nicht mehr und nicht weniger. Du bist diejenige gewesen, auf die ich schon immer ein Auge hatte. Aber du hast mich nicht gesehen, ich war dir gleichgültig. Ich war dir nicht sportlich oder cool genug, ich war der Sohn des Försters, mit dem man in den Wald ging, um Blumen zu pflücken.«
    »Aber das ist doch gar nicht wahr. Das stimmt nicht. Du erzählst hier Mist.«
    »So? Was stimmt denn?«
    »Das will ich dir sagen.«
    »Ich warte darauf.«
    Helene wusste nicht, wie sie anfangen sollte. Es stimmte ja, was er ihr vorgeworfen hatte. Sie hatte sich nicht für ihn interessiert. Da hatte es andere Jungen im Ort gegeben und gab es noch. Der Sohn des Försters lief außer Konkurrenz. Sich überhaupt mit ihm zu beschäftigen, war ihr nie in den Sinn gekommen.
    Er sah weiß Gott nicht aus wie ein Adonis. Er hatte einen schlaksigen Körper, der alles andere als attraktiv war. Das Gleiche galt auch für sein Gesicht. Seine Ohren standen ab, seine hohe Stirn, die kleine Nase und der ebenfalls kleine Mund darunter machten ihn nicht eben schöner.
    Nicht nur sie war der Meinung, sondern auch andere Mädchen aus dem Ort. Aber das alles hatte sie längst vergessen, sie waren ja noch halbe Kinder gewesen.
    Noch immer suchte sie nach der passenden Antwort und hatte sie bald gefunden.
    »Ja, es stimmt, du hast dich immer zurückgehalten, daran kann ich mich erinnern. Deshalb konnte ich auf dich nicht aufmerksam werden, so ist es gewesen.«
    Er lachte. Erst leise, denn immer lauter, und zwar so laut, dass Helene schon Angst bekam. Abrupt stoppte das Gelächter. Danach schüttelte Justus den Kopf.
    »Nein«, sagte er, »so leicht mache ich es dir nicht. Das auf keinen Fall, meine Liebe. Es hätte schon Möglichkeiten gegeben, aber die hast du sausen lassen. Das ist auch nicht weiter tragisch, denn nun ist die Zeit gekommen, da sich alles ändern kann.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du wirst es sehen. Ich werde mich mit dir beschäftigen. Du wirst diejenige sein, die mir den Weg frei macht. Und ich werde meinen Spaß mit dir haben.«
    »Willst du mich vergewaltigen?« Es hatte Helene schon Mühe gekostet, die Frage zu stellen.
    »Nein, das nicht, obwohl ich es gern getan hätte.«
    Er kam auf sie zu. Dicht vor ihr blieb er stehen. Sie schaute hoch, er nach unten. Sein Blick bohrte sich in den ihren, und Helene erkannte auch seine Augenfarbe.
    Sie war anders geworden, so kalt, so hell und dabei grünlich schimmernd. Das war nicht die eigentliche Augenfarbe des jungen Mannes, nein, auf keinen Fall. Etwas musste passiert sein, dass die Augen eine andere Farbe angenommen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher