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1809 - Werwolf-Falle

1809 - Werwolf-Falle

Titel: 1809 - Werwolf-Falle
Autoren: Jason Dark
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diesem Tag schien sie noch langsamer zu vergehen. Die Gefangene konzentrierte sich auf das Fenster. Dahinter meldete sich die Dämmerung allmählich ab.
    Im Käfig befand sich auch eine kleine Stehlampe, deren Kugel sich erhellte, als Helene auf einen Schalter drückte.
    Ja, das war besser. Das Licht tat ihr gut. Sie hasste es, im Dunkeln zu hocken und nur ins Leere zu stieren. Sie brauchte Umgebung und Dinge, an denen sie sich festhalten konnte.
    Im Moment saß sie da und tat nichts. Sie schaute in Richtung Tür, die noch immer offen stand.
    Er würde bald kommen.
    Er würde auch zu hören sein.
    Er war motorisiert. Er fuhr ein Motorrad, das auch geländetauglich war. Eine Enduro, so hieß die Maschine wohl. Jetzt wartete Helene darauf, das Geräusch dieser Maschine zu hören.
    Und tatsächlich kam sie.
    Sie war noch recht weit entfernt, als das Geräusch die Ohren der jungen Frau erreichte. Jetzt stieg ihre Spannung noch weiter an.
    Es dauerte nicht mehr lange, dann hatte der Mann auf der Enduro die Fahrt durch den Wald hinter sich und sein Ziel erreicht.
    Einmal leuchtete der Strahl eines Scheinwerfers kurz in das Haus hinein. Dann war er wieder verschwunden, aber nicht der Fahrer des Motorrads.
    Er kam. Es war wie immer. Er ging langsam und ließ sich Zeit. Er schälte sich aus der Dunkelheit hervor als er die Tür erreicht hatte.
    Dort blieb er stehen und schaute ins Haus hinein. Er war groß, wirkte aber etwas schlaksig, und wieder jagten sich die Gedanken hinter Helenes Stirn.
    Wo hatte sie ihn schon mal gesehen?
    Er trat jetzt vor. Sein Gesicht verbarg sich hinter diesem alten Kaffeewärmer. So jedenfalls kam ihr die Maske vor. Schlitze für die Augen waren hineingeschnitten worden. Auch eine Öffnung in Höhe des Mundes, und als er stehen blieb, da flüsterte er: »Okay, ich bin da.«
    Helene hätte ihn an der Stimme erkennen müssen, was aber auch jetzt nicht der Fall war. Durch das Flüstern war die Stimme zu sehr entstellt.
    »Und was ist jetzt?«
    »Heute ist es so weit.«
    »Was meinst du damit?«
    »Heute werde ich dich in mein Geheimnis einweihen und dich mit auf die Reise nehmen.«
    »Auf welche Reise?«
    »Das wirst du noch erleben.«
    Sie lauschte seiner Stimme und dachte nach. Sie hatte nicht den Eindruck, dass er sie umbringen wollte. Der Maskierte hatte etwas anderes mit ihr vor. Auch auf eine Vergewaltigung deutete sein Verhalten nicht hin. Ihre Angst war plötzlich wie weggeblasen.
    Wie kam das?
    Es lag am Benehmen dieses Typen mit der Maske.
    Er tat das, was er bei jedem Besuch getan hatte. Er öffnete die Zellentür und zog sie schnell wieder hinter sich zu. Den Schlüssel behielt er bei sich. Er hatte ihn immer in seine linke Hosentasche gesteckt, und das tat er auch jetzt.
    Er schaute sie an, nachdem er noch einen Schritt auf sie zu gegangen war.
    Jetzt nur keine Angst zeigen. Sich nur nicht verrückt machen lassen!, hämmerte sie sich ein. Lass dich nicht von dieser seltsamen Maskerade blenden.
    »He, was ist los?« Ihre Frage hatte frech geklungen, und sie erschrak vor ihrem eigenen Mut.
    Der Kapuzenmann ging nicht darauf ein. Er sprach durch das Loch in der Maske.
    »Heute ist dein Tag.«
    »Wie – wieso?«
    »Ich sage es dir. Heute ist dein Tag oder dein Abend. Man kann auch Nacht sagen …«
    Abend – Nacht. Sie war schon leicht irritiert und wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
    »Wieso soll das mein Abend werden oder meine Nacht?«
    »Das wirst du bald sehen. Die Zeit ist reif. Du wirst mein wahres Gesicht erleben.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Noch normal.«
    »Kenne ich dich denn?« Sie wurde wieder mutiger.
    »Bestimmt.« Er kicherte hinter dem Stoff.
    Und Helene fiel auf, dass er seine Stimme nicht mehr verstellte. Das musste etwas zu bedeuten haben. Er wollte seine Identität nicht mehr unbedingt verbergen.
    Er blieb breitbeinig vor ihr stehen. Eine Art von Macho-Pose.
    »Ja, du wirst mich gleich sehen!«, flüsterte er und hob seinen rechten Arm.
    War es ein Bluff? War das keiner? Sie wusste es nicht zu sagen. Er lachte leise, denn griff er in den Stoff – und zerrte seine Kapuze vom Kopf weg.
    Er schaute sie an.
    Sie schaute ihn an.
    Ihr stockte der Atem, denn sie kannte den jungen Mann nur allzu gut.
    »Na …?«
    »Du?«
    »Ja, ich, damit hast du wohl nicht gerechnet, wie?«
    Nein, das hatte sie nicht, denn vor ihr stand Justus Baum, der Sohn des Försters …
    ***
    Sprechen konnte sie nicht, weil sie einen trockenen Mund bekommen hatte. Helene starrte den
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