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1803 - Der Riese Schimbaa

Titel: 1803 - Der Riese Schimbaa
Autoren: Unbekannt
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vor dem kommenden Unwetter gewarnt worden. Doch sie scherten sich einen Dreck darum. Die Stadtbahn karrte unaufhörlich neue Pilger zum Tempelplatz; außerhalb der Stadt quälten sich immer neue hoffnungslos überfüllte Züge heran. Moond platzte bald aus allen Nähten.
    Bruno Drenderbaum meldete sich über Funk. Er war mit seiner Korvette am jenseitigen Stadtrand gelandet und mit einer Handvoll Männer und Tak Takkar in die Höhlen der Freiatmer eingedrungen. Leider vergeblich.
    „Ich hatte es schon befürchtet", ließ er den Kommissar wissen. „Bechner und seine Leute sind ausgeflogen. Nur noch eine Handvoll Herreach hält sich in den Höhlen auf. Das Erdbeben hat sie erschreckt.
    Offenbar haben sie durch einen Erdrutsch sogar Tote zu beklagen; so genau scheint das aber niemand zu wissen."
    „Gibt es Hinweise, wohin Bechner sich gewandt hat?"
    „Er wollte zum Tempel. Mehr weiß offenbar keiner."
    „Er war hier", sagte Khan ironisch.
    Eine tief hängende, grauschwarze Wolkenwand wälzte sich heran. Sie wirkte in der Tat wie eine gigantische Walze, die alles unter sich begrabend näher kam.
    Als die Sonne verschwand, verstummten die Gebete der Herreach. Sie waren schon so allgegenwärtig gewesen, daß es Khan nicht einmal sofort auffiel.
    Die Schwärze griff um sich. Die oberen beiden Drittel des Bohrkopf-Tempels verschwanden von einer Sekunde zur anderen, und die bläulichen Energieentladungen im unteren Bereich traten als Gittermuster deutlicher hervor. Auch die PAPERMOON wurde von der wogenden Finsternis verschluckt.
    Übergangslos prasselte der Hagel herab, Eiskörner so groß wie ein Daumenglied droschen auf die Millionenstadt ein. Im Nu watete Cistolo Khan bis zu den Knöcheln im Eis. Doch im Gegensatz zu ihm waren die Herreach dem Unwetter schutzlos ausgeliefert. Tausende auf dem Tempelplatz und noch weitaus mehr in den angrenzenden Straßen hätten sich bei einer Panik nur gegenseitig niedergetrampelt.
    Die ersten Prallfelder wurden umfunktioniert, bildeten in wenigen Metern Höhe einen Schutz gegen den Hagel. Doch die zur Verfügung stehenden Projektoren reichten nicht aus, auch nur die Hälfte des Platzes abzuschirmen.
    Dann kam der Sturm, fegte heulend über die Stadt hinweg und begrub sie unter einer dicken Schicht aus schwerem, nassem Schnee. Hausdächer hielten der Last nicht stand, Telegrafendrähte zerrissen, und massive Masten knickten wie Streichhölzer.
    Ein Blizzard tobte über Moond hinweg, wie Trokan ihn seit weit über 250 Millionen Jahren nicht erlebt hatte.
     
    *
     
    Der große Fernbahnhof lag ein Stück außerhalb von Moond. Gleise aus allen Himmelsrichtungen trafen hier zusammen, ein beachtliches Areal, das vor allem dem Güterumschlag diente. Feldfrüchte, Baumaterialien, Braad-Ziegel für die Beheizung, in endlos anmutender Reihe türmte sich das Frachtgut, das so gut wie nie besonderen Witterungseinflüssen ausgesetzt gewesen war. Deshalb fehlten große Lagerhallen ebenso wie nur einfache Überdachungen. Teile des Warenumschlags wurden mit vierrädrigen, von rinderähnlichen Tieren gezogenen Karren bewerkstelligt.
    Seit zwei Tagen traf kaum noch Frachtgut ein, sondern ein lawinenartig anschwellender Zustrom von Pilgern. Zwischen den stinkenden, rußenden Zügen hindurch wälzten sie sich der Stadt entgegen. Von Organisation war nichts zu spüren. Alles wirkte chaotisch, lief nach unbekannten Gesetzmäßigkeiten ab.
    „Wie die Lemminge", murmelte Sibyll Norden. „Ohne Rücksicht auf sich selbst und andere folgen sie nur ihrem Instinkt."
    Vom Bahnhof aus war der Bohrkopf als einsames Monument zu sehen. Sandsteinfarben zeichnete er sich vor dem dunkler werdenden Himmel ab. Die Stadt blieb im Dunst verschwunden.
    Kaum jemand beachtete die drei Terraner, die sich in den Schutz einiger hundert Kubikmeter aufgeschichteter Braad-Ziegel zurückzogen. Von da aus konnten sie ungestört einen Teil des Bahnhofs überblicken.
    Mirco Adasta hielt. die Szenerie eindrucksvoll im Bild fest, und Bechner kommentierte sofort: „Die Dampfzüge, primitive, stinkende, lärmende Transportmittel, sind für die Herreach das Nonplusultra ihrer Technik. In diesen Zügen werden die Pilger unter katastrophalen Umständen herangekarrt. Alle wollen sie dabeisein, wenn Gott Kummerog den Tempel verläßt.
    Aber nicht nur die Herreach fiebern diesem Schauspiel entgegen, auch die Zuschauer von Terrania News Report werden einen Logenplatz erhalten.
    Wer oder was ist Kummerog?
    Jeder, der den Report von TNR auf
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