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1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne
Autoren: Unbekannt
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sich weiter, schienen ihn durchbohren zu wollen. Und der Nasenrüssel wirkte plötzlich wie ein zusammengeknülltes Stück Folie.
    „Ich bin Cistolo Khan, mein kleiner Freund. Verrätst du mir deinen Namen?"
    Vorsichtig streckte er die Arme aus. Das Kind zögerte zwar, griff dann aber doch zu und tastete mit spitzen Fingern über den SERUN. Erst jetzt erkannte der Kommissar, daß diese Wesen über zwei Finger und zwei Daumen an jeder Hand verfügten, mit denen sie überaus geschickt zupacken konnten.
    Die kleinen Hände glitten über den Helm, versuchten vergeblich, die Konturen des menschlichen Gesichts nachzuzeichnen.
    „Bist du krank?"
    Deutlich nuanciert schwang das Zögern in der Übersetzung mit.
    „Ich fühle mich ganz gesund", antwortete Khan. „Wie kommst du darauf?"
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Immerhin schien das Eis gebrochen zu sein. Mehrere Trokaner kamen auf ihn zu. Obwohl sie sich langsam bewegten, schienen sie kaum Furcht zu empfinden.
    „Dein Nas-Organ", sagte das Kind, „ist geschrumpft und dunkel. Du brauchst Heilmittel."
    Wieder der Versuch, durch den Helm hindurchzugreifen. Der Junge - oder handelte es sich um ein Mädchen, gab es überhaupt geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Trokanern? - schien den Widerstand unbedingt durchdringen zu wollen.
    „Meine Nas... mein Nas-Organ ist nicht krank", versetzte Cistolo Khan amüsiert.
    „Doch krank", krächzte das Kind und warf sich herum.
    „Warte!" rief Khan. „Ich Die Trokaner waren heran, bevor er sich wieder erheben konnte. Zehn, zwölf der haarlosen, durchscheinenden Wesen umringten ihn. Angespornt durch das Beispiel des Kindes, streckten sie ihre Arme aus. Zögernd zwar, aber sie griffen nach ihm.
    Sie wollen begreifen, was ich bin, dachte Khan. Sie sind selbst noch wie Kinder, die ihre Umwelt erst kennenlernen müssen.
    „Keine Abwehrmaßnahmen!" befahl er dem Pikosyn.
    Langsam richtete er sich aus der Hocke auf. Einige Gesichter waren ganz nahe vor ihm, sie wirkten fremd und doch vertraut.
    Die Köpfe waren eiförmig und saßen mit der Spitze nach unten auf einem sehr dicken, muskulösen Hals.
    Wie beim Menschen nahm das Gesicht den unteren Teil des Schädels ein, die obere Hälfte war jedoch stark ausgebuchtet. Eine wuchtige, dicke Schädelplatte schützte das Gehirn gegen äußere Einflüsse.
    Die Augen waren geschlitzt und einfarbig grün, sie standen deutlich schräg im Gesicht. Dominierend war dennoch die Nase. Sie erinnerte den LFT-Kommissar an den verkleinerten Rüssel eines See-Elefanten und war mindestens ebenso beweglich. Der Mund darunter wirkte klein und schmal. Khan zweifelte an, daß die Trokaner Nahrung zu sich nehmen konnten, die größer war als etwa eine irdische Walnuß.
    Die gegenseitige Musterung verlief schweigend. Khan glaubte, die ungeheure Anspannung der Trokaner zu spüren. Für einen Moment bedauerte er, ausgerechnet Bruno Drenderbaum mit der Jagd nach den Reportern beauftragt zu haben. Der Empath hätte ihm sagen können, was die Eingeborenen fühlten.
    Einer der Trokaner warf den Köpf in den Nacken und schaute hinauf in den Nachthimmel, in dem die Sterne, kaum daß sie erschienen waren, schon wieder verblaßten. Wolkenschleier zogen auf, und hinter ihnen breitete sich ein irrlichterndes Flackern zunehmend weiter aus.
    Der Eingeborene reckte seine vierfingerigen Hände in die Höhe.
    „Du kommst aus dem Himmel?" fragte er unvermittelt. „Die winzigen Punkte in dem lichtlosen Meer - sind das die Kugeln aus Feuer und Hitze, von denen es sehr viele geben soll? Ist es wahr, daß alle diese Kugeln den Himmel in eine strahlend helle und eine dunkle Hälfte verwandeln?"
     
    *
     
    „Trokan, die Welt der Geister", ächzte Mirco Adasta bedeutungsschwer. „Was um alles in der Welt waren das für Erscheinungen?"
    „Warum fragst du mich?" erwiderte Gloom Bechner gereizt. „Sind wir Wissenschaftler oder Reporter?
    Also kümmere dich darum, daß du das Zeug im Kasten hast, aber stell keine Fragen, die wir ohnehin nicht beantworten können. Wir brauchen Sensationen, nichts anderes."
    „Zumindest sollten wir uns fragen, ob die Schüsse auf der PAPERMOON angemessen wurden", wandte Sibyll Norden ein.
    Bechners Züge entgleisten prompt. Ihm war anzusehen, daß er genau daran nicht gedacht hatte.
    „Und wennschon", fuhr die Frau achselzuckend fort. „Das hier ist eine Millionenstadt. Falls wir uns nicht gerade saublöd anstellen, kriegen die uns nie."
    Ihr Scheinwerfer erhellte einen langen,
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