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1802 - Stiefkinder der Sonne

Titel: 1802 - Stiefkinder der Sonne
Autoren: Unbekannt
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Milchstraße, gehörte nicht mehr der Menschheit allein.
    Ab heute hatten andere ebenso Anspruch darauf, Sol als ihr Muttergestirn zu bezeichnen. Und sie hatten Anspruch auf die Schätze der übrigen Planeten, darauf, sich ungehindert zu bewegen und ...
    Cistolo Khan schluckte schwer. Ein schaler Geschmack lag auf seiner Zunge, den er nicht mehr los wurde.
    Selbst ihm wurde erst allmählich die ganze Dimension der bevorstehenden Veränderungen offenbar.
    Und der ungeheure Zündstoff, der sich darin verbarg. Nicht nur die instabile politische Lage innerhalb der Milchstraße würde künftig für Brisanz sorgen; mit Trokan war ein Pulverfaß vor der eigenen Haustür entstanden.
    Die Entwicklung auf dem vierten Planeten war nicht natürlich verlaufen. Und genau dieser Punkt würde ungeheuer schmerzvoll werden.
    Ein Zufall wäre dabei noch leichter zu verkraften gewesen als eine von außen gesteuerte Entwicklung.
    Von wem gesteuert und warum? Cistolo Khan glaubte nicht an einen Zufall.
    Nach wie vor redete er, ohne sich Gedanken darüber zu machen, was er wirklich sagte. Er mußte die Trokaner animieren, ihm zu antworten, alles andere war egal.
    Die Zahl der Eingeborenen, die ihm entgegenblickten, die aber auch immer wieder - furchtsam? neugierig?- die PAPERMOON musterten, schien in den wenigen Minuten größer geworden zu sein.
    Nun würde auch auf den Forschungsschiffen im Orbit ihr Aussehen registriert werden. Die syntronunterstützten Optiken besaßen ein derart hohes Auflösungsvermögen, daß aus der Umlaufbahn zu erkennen war, wenn er grüßend den Arm hob. Daß Aufnahmen der Eingeborenen nicht eher vorgelegen hatten, lag schlicht und einfach daran, daß sich nach dem Zusammenbruch des Zeitrafferfelds die meisten wohl fluchtartig in ihre Häuser zurückgezogen hatten. Zweifellos hatte das Sonnenlicht ihnen Angst eingejagt, und erst allmählich siegte die Neugierde über den Selbsterhaltungstrieb.
    Zumindest ein vertrauter Charakterzug.
    Ein orangefarbenes Flackern lief über den Himmel und zeichnete unwirkliche Schatten. Khan erwartete einen nachfolgenden Donner, doch alles blieb ruhig. Die Nacht über Trokan wirkte zeitlos und geheimnisvoll.
    Er unterbrach die Außenübertragung.
    „Wie sieht es aus, Myles, besteht die Gefahr, daß das Zeitrafferfeld von neuem aktiv wird?"
    Ein verhaltenes Hüsteln antwortete ihm.
    „Bisher keine derartige Feststellung. Das Wetterleuchten hat ‘nichts mit mehrdimensionalen Vorgängen zu tun, dabei handelt es sich um eine erste Reaktion auf die Umstellung der klimatischen Bedingungen. In den nächsten Tagen müssen wir allerdings mit heftigeren Symptomen rechnen."
    Bastarde, durchzuckte es Cistolo Khan siedend heiß. Viele werden sagen, daß die Eingeborenen Bastarde sind. Weil ihr Planet nicht wirklich aus dem Sonnensystem stammt.
    Die Zukunft würde erweisen, ob solche Stimmen wieder verstummten oder ob sie ein gefährliches Feuer entfachten. Wie dem auch sei, der Mars-Ersatz konnte quasi über Nacht zum Prüfstein für die kosmische Gesinnung der Menschheit werden.
    In den Reihen der Trokaner entstand Bewegung. Zuerst konnte der LFT-Kommissar die Ursache dafür nicht erkennen, doch schon im nächsten Moment zwängte sich eine kleine Gestalt in den Vordergrund.
    Ein Kind?
    Khan reagierte nicht sofort. Verblüfft sah er zu, wie das Kind - es war nicht größer als einen Meter zwanzig torkelnd näher kam. Einen Schwall krächzender, heiserer Laute ausstoßend, gestikulierte es mit den langen Armen, im Gegensatz zu den Erwachsenen nahm der zuckende, fleischige Nasenrüssel nahezu das ganze Gesicht ein.
    Vereinzelte Rufe im Hintergrund, die Phalanx begann sich aufzulösen.
    „Keine Angst, Leute, niemandem geschieht ein Leid." Khan ließ sich in die Hocke nieder, um mit dem Kind auf eine Höhe zu kommen.
    Immer noch krächzte es, verhielt aber unvermittelt fünf Meter entfernt seine Schritte. Der Rüssel zuckte nach oben und gab einen schmalen, zahnlosen Mundschlitz frei. Unter der noch weitgehend transparenten Haut war das hastige Schlagen des Herzens deutlich zu ahnen. Fast schien es, als zeichne sich jeder Pulsschlag mit rötlichem Schimmer ab.
    „... was habt ihr getan?"
    Der Translator reagierte. Die Syntronsteuerung war endlich in der Lage, die Grundzüge der unbekannten Sprache zu analysieren und ihr Muster aufzunehmen.
    „Warum schickt ihr das grelle Licht? Und die Finsternis? Und die Kälte?"
    „Das waren wir nicht", erwiderte der Terraner.
    Die Schlitzaugen verengten
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