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18 - Orangen und Datteln

18 - Orangen und Datteln

Titel: 18 - Orangen und Datteln
Autoren: Karl May
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Teufel und allen bösen Engeln gejagt?“
    Er hatte diese Fragen, während er weit nach vorn gebeugt vor mir stand und mich mit seinen blitzenden Augen verbrennen zu wollen schien, mit großer Hast hervorgestoßen. Er befand sich in einem Zustand, der ihn zu jeder Gewalttat fähig machte, dennoch antwortete ich ruhig:
    „Wie hätte ich das gekonnt, da ich ihm nicht unrecht geben kann. Ich bin ja selbst ein Christ.“
    „Du – du – du ein Christ?“ Diese Worte schienen ihm nicht aus dem Mund zu wollen; seine Augen traten drohend hervor, und sein Gesicht färbte sich dunkelrot, während er, wie eine Schlange zischend, fortfuhr: „Und du hast es gewagt, zu mir zu kommen, den man den Einsiedler nennt, zu mir, der ich der Oberste der ‚Ganz Strengen‘ bin? Du bist mit mir bei der Einweihung der heiligen Fahne – – – hinaus mit euch, augenblicklich hinaus!“
    Er wartete nicht ab, ob wir dieser Aufforderung Folge leisten würden, sondern rannte an uns vorüber und hinaus. Wir hörten, daß er die Hunde rief.
    „Um Gottes willen, wehre dich!“ forderte mich sein Sohn erschrocken auf, indem er sein Messer zog. „Wenn er diese Teufel auf uns hetzt, schonen sie selbst mich nicht.“
    Und der Alte hetzte sie wirklich auf uns; ich hörte sie kommen und hatte kaum noch Zeit, mein Gewehr, welches an der Wand lehnte, zu ergreifen. Da kamen sie lechzend hereingestürzt, alle drei, einer hinter dem andern, die riesigen Tiere. Es gab kein Besinnen, kein Bedenken, keine Wahl; so wie sie kamen, schoß ich die beiden ersten nieder und schmetterte den dritten mit dem Kolben zu Boden. Da erschien der Alte und stürzte sich, als er die toten Hunde sah, auf mich. Er mußte wie ein gefährlicher Wahnsinniger behandelt werden; ich empfing ihn auch mit einem Kolbenhieb, der ihn gerade so niederstreckte wie seinen Hund. Hinter uns erhob sich ein Wehgeschrei. Die Frau war da, herbeigelockt durch meine Schüsse. Sie durfte sich vor mir, dem Fremden nicht sehen lassen; ich ging also hinaus, sattelte mein Pferd und wartete, bis der Kysrakdar nachfolgen werde. Er kam nach einiger Zeit und meldete:
    „Ich habe die Mutter beruhigt. Der Vater ist nicht verletzt, sondern nur ohnmächtig. Wir müssen fort, ehe er erwacht.“
    Er öffnete das Tor und führte mich gegen die Stadt hin nach einer Stelle, wo ich auf ihn warten sollte, denn er mußte gehen, um sein Pferd zu holen. Nach seiner Rückkehr ritten wir nach der Stadt, um jenseits derselben auf den Weg nach Kaisarijeh zu kommen. Noch hatten wir die ersten Häuser nicht erreicht, so kamen wir an zwei Reitern vorüber, welche am Weg hielten und bei unserer Annäherung zur Seite wichen, so daß wir sie nicht betrachten konnte, fast aber schien es mir, ab ob es unsere beiden Arnauten gewesen seien. –

III
    Der Kysrakdar hatte sich wirklich an Feldmelonen gesättigt; mich aber hungerte, und so suchte ich, als wir in die Stadt kamen, den einzigen Bäcker, den es dort gab, auf, um mir etwas Eßbares zu kaufen. Die Pilger hatten seine Vorräte so in Anspruch genommen, daß eigentlich nicht mehr zu haben war; glücklicherweise aber hatte er mich an der Seite des Einsiedlers gesehen, und da er mich für einen Freund desselben hielt, so ließ er mir aus reiner Gefälligkeit ein orientalisches, daß heißt fast unverdauliches Kuchenbrot ab. Dann ging es weiter, denn mein Begleiter wollte sich in Urumdschili natürlich nicht aufhalten.
    Ich wäre sehr gern unterwegs über Nacht geblieben; er aber schlug mir vor, direkt bis Kaisarijeh zu reiten, weil er hier überall bekannt war und Unannehmlichkeiten vermeiden wollte, und ich gab aus Rücksicht für ihn meine Zustimmung:
    Der Weg beträgt sechs deutsche Meilen, was keine geringe Aufgabe für unsere Pferde war, welche für diese Nacht eigentlich der Ruhe bedurften, und ging, wie schon erwähnt, über den Kizil Irmak, wobei man sich der Fähre zu bedienen hatte.
    Als wir am Fluß ankamen, war der Fährmann wach. Er hatte ein Feuer am Ufer brennen, weil die ganze Nacht hindurch Pilger kamen, welche übergesetzt werden mußten. Andere lagerten gruppenweise am Fluß, um schlafend den Morgen zu erwarten. Die Fähre bestand aus aufgeblasenen Häuten, welche mit Rohr bedeckt waren. Es stiegen mit uns eine Anzahl Pilger ein, und eben wollte der Fährmann vom Ufer stoßen, da rief einer derselben:
    „Halt! Wollt Ihr Allah und den Propheten beleidigen, indem ihr mit es Sabbi, dem Verfluchten, fahrt? Da steht er mitten unter euch! Allah verdamme
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