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18 Geisterstories

18 Geisterstories

Titel: 18 Geisterstories
Autoren: Manfred Kluge
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Stil­le ei­nes Ho­tel­zim­mers ver­mut­lich gar nichts aus den Oui­ja-Sit­zun­gen ma­chen wür­den.
    Props – das ist un­ser Re­qui­si­ten­meis­ter Bil­ly Simp­son – war fas­zi­niert von der Be­ses­sen­heit un­se­rer Da­men, so wie er von je­der Neu­ig­keit fas­zi­niert ist, und er wä­re durch­aus im­stan­de ge­we­sen, un­ser Sha­ke­s­pea­re-Ta­bu zu durch­bre­chen und die drei He­xen auf sie her­ab­zu­be­schwö­ren, wenn Props auch nur das ge­rings­te Ge­spür für die Spra­che Sha­ke­s­pea­res ge­habt hät­te. In der Tat ist Props der ein­zi­ge in un­se­rer Trup­pe, der nie­mals auch nur die kleins­te Rol­le über­nimmt. Er wür­de nicht ein­mal einen stum­men Speer auf die Büh­ne tra­gen. Aber Props hat an­de­re Ta­len­te, die die­sen Man­gel spie­lend aus­glei­chen – er kann in zwei Stun­den ei­ne Büs­te von Pom­pe­jus aus Papp­ma­che an­fer­ti­gen oder einen ka­put­ten Reiß­ver­schluß re­pa­rie­ren. Da­mit sind sei­ne Ta­len­te noch nicht ein­mal er­schöpft.
    Was mich selbst be­trifft, so war ich sehr ver­dros­sen we­gen des lä­cher­li­chen Oui­ja-Bret­tes, da es fast die gan ze Frei­zeit von Mo­ni­ca Single­ton zu be­an­spru­chen und ih ren stets re­gen Hun­ger nach Er­leb­nis­sen vollauf zu be­frie­di gen schi­en. Ich ver­such­te da­mals ge­ra­de ei­ne Ro­man­ze mit ihr an­zu­fan­gen – ei­ne lan­ge Sai­son auf Tour­nee wirkt mit der Zeit töd­lich lang­wei­lig und oh­ne ei­ni­gen Her­zens­kit zel recht frus­trie­rend – und für ei­ne Wei­le sah es so aus, als mach­te ich Fort­schrit­te. Aber als dann das Oui­ja auf­kam, fühl­te ich mich wie ein lä­cher­li­cher Gül­dens­tern, der sich nach ei­ner un­er­reich­ba­ren und un­sicht­ba­ren Ophe­lia ver­zehrt. Und ge­nau das wa­ren die Rol­len, die ich und sie in Ham­let spiel­ten.
    Ich ver­fluch­te das idio­ti­sche Brett mit sei­nen kin­di schen Eck­fi­gu­ren, grin­sen­den Son­nen und schmun­zeln den Mon­den und windzer­zaus­ten Geis­tern, aber dann ent­frem­de­te ich mich Mo­ni­ca noch mehr, als ich sie frag­te, warum es nicht Nein-Nein- Brett an­statt Ja-Ja-Brett hieß? Hieß es so, drang ich wei­ter in sie, weil al­le Spi­ri­tis­ten stets das Po­si­ti­ve be­to­nen und sich wie ein Pack schwan­zwe­deln­der Ja-Sa­ger be­neh­men? – Ja, wir sind hier; ja, wir sind Ihr On­kel Har­ry; ja, wir sind glück­lich in die­sem Flug­zeug; ja, wir ha­ben einen Dok­tor un­ter uns, der den Schmerz in Ih­rer Brust dia­gno­s­ti­zie­ren wird, und so wei­ter.
    Da­nach sprach Mo­ni­ca ei­ne Wo­che lang nicht mehr mit mir.
    Ich wä­re so­gar noch de­pri­mier­ter ge­we­sen, wenn nicht Props mir er­klärt hät­te, daß sich kein Mann aus Fleisch und Blut mit den Geis­tern in der Ein­bil­dung ei­nes Mäd chens mes­sen kön­ne, da ein­ge­bil­de­te Geis­ter al­le Vor­zü ge und Voll­kom­men­hei­ten be­sä­ßen, von de­nen ein Mäd­chen träumt. Aber al­le Mäd­chen wür­den ei­nes Ta­ges der Gei ster mü­de, viel­leicht nicht in ih­rer Fan­ta­sie, aber ganz ge­wiß um ih­res Kör­pers wil­len. Dies ge­sch­ah, der Gott­heit sei Dank, in mei­nem und Mo­ni­cas Fall recht bald, je­doch erst in dem Au­gen­blick, da wir ei­ne schreck­li­che, haar­sträu­ben­de Er­fah­rung mach­ten – ei­ne Nacht des Ent­set zens vor der Nacht der Lie­be. Bis da­hin flo­rier­te das Oui ja. Der Prin­zi­pal und die rest­li­chen Mit­glie­der un­se­rer Trup pe muß­ten auf die ei­ne oder die an­de­re Art und Wei­se da­mit fer­tig wer­den, bis dann je­ner drei­tä­gi­ge Auf­ent­halt in Wol­ver­ton kam, wo das glei­cher­ma­ßen trau­rig und un­heim­lich an­mu­ten­de al­te Thea­ter un­se­re drei Oui­ja-Da­men in Ver­su­chung führ­te, das Brett zu be­fra­gen, wer nun ei­gent­lich der Geist wä­re, der den ge­spens­ti­schen Ort heim­such­te: die Plan­chet­te buch­sta­bier­te den Na­men S.H.A.K.E.S.P.E.A.R.E …
    Aber ich grei­fe den Er­eig­nis­sen vor­aus. Ich ha­be au­ßer Mo­ni­ca, Props und dem Prin­zi­pal noch nicht ein­mal un­se­re Trup­pe vor­ge­stellt – und ich ha­be auch noch nicht den letz­ten der drei cha­rak­te­ri­siert. Wir nen­nen Gil­bert Us­her aus rei­ner Ach­tung und Zu­nei­gung den
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