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1793 - Das Omen aus der Hölle

1793 - Das Omen aus der Hölle

Titel: 1793 - Das Omen aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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zu wechseln.
    Ich wurde an das Bett herangewinkt. Der Patient bewegte seine Augen, damit er mich erkennen konnte. Obwohl ich bereits mit ihm gesprochen hatte, gab er kein Zeichen des Erkennens von sich.
    Egal, ich musste versuchen, ihn zum Reden zu bringen, und sprach ihn mit leiser Stimme an.
    »Paul Banham, hören Sie mich?«
    »Ja.«
    »Wunderbar. Können Sie mich auch sehen?«
    »Nicht gut.«
    Das ließ sich ändern, das Kopfteil des Bettes war beweglich. Man konnte es hochstellen und auch wieder sinken lassen. Hochgestellt war es besser, denn jetzt schaute er mir in die Augen und ich blickte in seine.
    Es war nicht der Blick eines Menschen, der in einem normalen Zustand lebte. Man sah den Pupillen schon an, dass der Mann unter einem bestimmten Einfluss stand. Irgendwie wirkte der Blick wie weggetreten.
    Ich sagte erst mal nichts, lächelte und wartete darauf, dass der Mann reagierte. Er kannte mich ja, ich hatte ihn allerdings unter anderen Umständen verhört, und jetzt war ich gespannt, ob er mir das nachtrug.
    Nein, das war zu sehen. Er stemmte sich nicht gegen mich. Er blieb ruhig und schien darauf zu warten, dass ich ihm Fragen stellte, was ich gern tat.
    »Sie erinnern sich an mich, Mister Banham?«
    Er überlegte noch. Dann nickte er und flüsterte: »Ja, Sie sind mir erinnerlich.«
    »Das ist gut.«
    »Aber was wollen Sie? Ich habe es vergessen. Bitte, seien Sie mir nicht böse …«
    »Nein, nein, das bin ich auf keinen Fall.« Ich wunderte mich über sein Verhalten. Es stand im krassen Gegensatz zu dem, was ich mit ihm erlebt hatte.
    »Wir hatten über Sie und Ihre Erlebnisse gesprochen, Paul.«
    »Ja und?«
    »Da wollten Sie mir noch etwas sagen.«
    »Ach – tatsächlich?«
    »Ja.« Ich tastete mich langsam an das eigentliche Thema heran. »Sie wollten mir etwas über Ihr Erlebnis mit dem Totenschädel erzählen. Können Sie sich erinnern?«
    Jetzt dachte er nach. Ich sah es ihm an. Auf seiner Stirn tat sich etwas. Manchmal legte er sie in Falten, dann wieder zog sie sich glatt. An den Rändern seiner Lippen erschienen Speichelbläschen.
    »Habe ich das?«, fragte er.
    »Ja, das haben Sie.«
    »Aber wieso?«
    »Das müssen Sie wissen.«
    Er war jetzt still. Aber er machte nicht den Eindruck, als hätte er sein Pulver verschossen. So dachte auch die Ärztin, die mich über das Bett hinweg anschaute. Ihr Blick sprach Bände. Sie glaubte daran, dass wir noch einen Schritt weiter kamen.
    Sie stand mir auch zur Seite. »Wenn Sie sich erinnern, dann sollten Sie jetzt reden, Paul.«
    »Ja, ja …«
    »Versuchen Sie es. Gibt es irgendetwas, wobei wir Ihnen vielleicht helfen können?«
    »Nein, nicht. Es ist begraben. Es ist nicht mehr da. Es liegt in der Tiefe …«
    »Können Sie es nicht hervorholen?«, fragte Dr. Clinton. »Sie würden uns einen Gefallen tun.«
    »Ja, das mache ich.«
    »Dann lassen Sie sich Zeit.« Die Ärztin strich über die Hände des Mannes, die auf seiner Brust lagen. Wir sahen ihm an, dass ihm die Berührung gut tat, denn plötzlich zeigte sein Mund sogar ein Lächeln. Wenn jetzt noch die Erinnerung zurückkehrte, war alles super. Da konnte ich uns nur die Daumen drücken.
    Bei Gesprächen dieser Art musste man dem Gegenüber Zeit lassen, sich zu sammeln. Erst recht, wenn es sich um so brisante Themen handelte.
    »Können Sie sich noch an den Schädel erinnern? Sie haben viel von ihm gesprochen. Er war der Mittelpunkt in Ihren Erzählungen, aber Sie waren noch nicht zu einem Ende gekommen, und das möchten wir gern hören, wenn Sie sich erinnern.«
    »Ja, das tue ich.«
    »Wie schön …«
    Wieder hieß es abwarten und Geduld haben. Ich glaubte fest daran, dass ich hier einen Schritt weiter kam. An so etwas Einschneidendes musste er sich einfach erinnern.
    In seinen Augen bewegte sich etwas. Ich hatte den Eindruck, dass er wacher wurde. Das konnte auch eine Täuschung sein, aber man würde sehen.
    »Was war das noch?«
    Dr. Clinton gab die Antwort. »Der große Schädel.«
    »Ja«, flüsterte er, »ja, der Schädel. Der Totenkopf, der so hoch wie ein Haus ist. So hell mit einem großen Maul. Er ist faszinierend, und ich sah ihn.«
    »Ist das alles gewesen?«
    »Wieso?«
    »Haben Sie sich nicht mit dem Schädel beschäftigt? War es nicht so, Paul?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe es mir denken können.«
    Er schmunzelte. »Ja, das ist gut«, erklärte er dann. »Das ist wirklich gut …«
    »Was ist genau passiert, als Sie den Schädel gesehen haben?«
    »Ich musste ihn
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