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1793 - Das Omen aus der Hölle

1793 - Das Omen aus der Hölle

Titel: 1793 - Das Omen aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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sah ich haselnussbraune Augen.
    Sie setzte sich auf den zweiten Stuhl und deutete auf meinen Becher. »Hat der Kaffee geschmeckt?«
    Ich schaute sie von der Seite her an. Sie brauchte nur meinen Blick zu sehen und entschuldigte sich für die Frage.
    »Daran kann ich auch nichts ändern. Es liegt am Automaten, der macht, was er will.«
    »Ja, ja, das Problem kenne ich von anderen Automaten, aber die Pause war nötig.«
    »Das trifft zu.« Die Ärztin nickte. »Ich habe Paul selten so erlebt. Er drehte regelrecht durch. Er war ja gut zu verstehen. Da haben wir beide uns nicht getäuscht, und ich sage Ihnen, dass dieser Totenschädel eine zentrale Rolle spielt. Um ihn dreht es sich. Ich kann natürlich mit dem Schädel etwas anfangen, schaffe es aber nicht, ihn in einen Kontext zu setzen. Schädel ist für mich Schädel, verstehen Sie? Und mit einem überdimensionalen kann ich nichts anfangen. Davon spricht er ständig.«
    »Ich weiß.«
    »Klar, Sie haben es selbst immer wieder gehört. Aber können Sie damit auch etwas anfangen?«
    »Noch nicht.«
    Dr. Clinton schaute mich scharf an. »Wie meinen Sie das genau?«
    »Eben, dass ich zu wenig weiß, ich muss noch mal mit ihm reden, das ist alles.«
    »Und Sie glauben an einen Erfolg?«
    »Ich weiß es nicht, möchte aber alles versuchen.«
    »Hm – ja, wenn ich recht darüber nachdenke, gehen Sie davon aus, dass es diesen überdimensionalen Totenschädel gibt.«
    »Da liegen Sie nicht falsch.«
    Dr. Clinton schluckte. Sie schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Fassen kann ich das noch immer nicht.«
    »Wieso?«
    »Ja, glauben Sie denn an einen riesigen Totenschädel, der sogar begehbar ist?«
    Ich lächelte und wich einer direkten Antwort aus. »Zumindest beschäftige ich mich damit. Warum sitze ich hier? Man hat mich geholt. Ich war einem Ihrer Mitarbeiter bekannt, weil ich hier schon früher einen Fall habe lösen können …«
    »Da habe ich noch nicht hier gearbeitet.«
    »Okay, ich denke, dass man sich erst mal alles anhören soll, um dann zu einem Ergebnis zu kommen.«
    »Ja, das müssen Sie mir nicht extra sagen. Aber dieser Totenschädel …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.«
    »Klar, es klingt verrückt. Dagegen sage ich auch nichts. Aber seien Sie versichert, dass ich nicht ohne Grund hier sitze.«
    »Da mögen Sie recht haben. Es ist nur schwer für mich, das alles zu begreifen.«
    »Das verstehe ich.« Ich kam wieder zur Sache. »Als ich Paul verließ, hat er getobt. Da stand er kurz vor dem Durchdrehen. Haben Sie dagegen etwas unternehmen können?«
    »Selbstverständlich. Er ist wesentlich ruhiger. Und wir haben ihn noch fixiert.«
    »Kann ich mit ihm reden?«
    »Ja. Die Dosis war nicht sehr hoch. Gerade so, dass wir ihn verhören können.«
    »Das ist gut.« Ich schaute in meinen Pappbecher und beschloss, den Rest der Brühe nicht mehr zu trinken. Dafür stand ich auf und nickte der Ärztin zu.
    »Gehen wir?«
    Doris Clinton nickte. »Ja, und ich bin sehr gespannt, ob Sie etwas herausfinden.«
    »Ich bin es auch.«
    Auf dem Flur fragte mich die Ärztin: »Können Sie sich denn vorstellen, dass es überdimensionale Totenschädel gibt?«
    »Vorstellen kann ich mir alles.«
    Sie lachte und schlug gegen meinen Rücken. »Dann wollen wir mal hoffen, dass Sie nicht enttäuscht werden …«
    ***
    Paul Banham war fünfunddreißig Jahre alt, von Beruf Geologe. In seinem Gesicht wucherte ein grauschwarzer Bart, der seine hohlen Wangen bedeckte. Augen mit dunklen Pupillen starrten gegen die Decke. Uns nahm der Mann nicht wahr.
    Er trug die Kleidung der Klinik. Ein hemdähnliches Gewand, das ihm bis zu den Knöcheln reichte. Aufstehen konnte er nicht, weil ihn ein Band, das quer über seinen Körper gespannt war, daran hinderte.
    Draußen schien die Sonne. Man konnte von einem wunderbaren Herbstwetter sprechen, aber diese Helligkeit drang nicht durch das Fenster, weil es von einem Rollo geschützt wurde.
    Ob uns der Patient gehört hatte, stellten wir nicht fest. Er reagierte nicht, und die Ärztin bat mich durch einen Blick, erst mal im Hintergrund zu bleiben.
    Den Gefallen tat ich ihr. Doris Clinton sprach mit Paul Banham, und ich wunderte mich, dass sie auch eine Antwort erhielt. Es konnte an dem Medikament liegen, das er bekommen hatte, aber auch an der samtweichen Art der Ärztin, die ich so bei ihr nicht erwartet hatte. Sie kam gut mit dem Mann zurecht, der sich auch einverstanden zeigte, mit mir ein paar Sätze
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