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1768 - Das Schattenmonster

1768 - Das Schattenmonster

Titel: 1768 - Das Schattenmonster
Autoren: Jason Dark
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verstanden. Wann soll ich los?«
    »So schnell wie möglich. Unterlagen liegen bereits auf Ihrem Schreibtisch. Es sind nicht sehr viele. Sie werden Sie schnell durchgelesen haben.« Becker stand auf und nickte Harry zu. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    Harry Stahl nickte und murmelte: »Ja, du mich auch...« Danach machte er sich auf den Weg zu seinem Büro.
    ***
    Der Fall hatte sich in einem Ort zwischen Nürnberg und Neumarkt ereignet, aber dort war Harry nur kurz gewesen, um sich ein Hotel zu suchen, das im Nachbarort in einer ruhigen Gegend lag. Dann war er nach Nürnberg gefahren, weil er dort einen Besuch machen wollte.
    Gegen die Mörder war der Prozess noch nicht angestrengt worden, sie saßen noch in Untersuchungshaft, und da wollte Harry zunächst mal einen Mann namens Franz Hartmann befragen. In der Akte hatte einiges über ihn gestanden, sodass Harry nicht unvorbereitet war.
    In der Anstalt führte man ihn durch einen längeren Gang, dann eine Treppe hinunter und in einen Anbau, wo die Zellen der Untersuchungshäftlinge lagen.
    Es gab einen Besucherraum, der durch eine Kamera überwacht wurde, und Harry musste dort warten. Nach etwa fünf Minuten wurde die zweite Tür geöffnet, und der Gefangene trat ein. Begleitet von einem Beamten, der mehr wie ein Bodybuilder aussah und Harry Stahl erklärte, dass er in der Nähe bleiben würde.
    »Ja, das können Sie.«
    Harry nickte Franz Hartmann zu und deutete danach auf einen freien Stuhl, der dem seinen gegenüberstand. Jetzt befand sich nur noch ein Holztisch zwischen ihnen.
    Harry schaute sich den Mann genau an. Und bei ihm traf wieder der Spruch zu, dass ein Mörder nicht wie ein Mörder aussieht. Hartmann war um die fünfzig Jahre alt. Er trug normale Kleidung, sein graues Haar war kurz geschnitten, er war rasiert, machte einen gepflegten Eindruck, und nichts wies darauf hin, dass man es bei ihm mit einem Mörder zu tun hatte. Auch der Blick seiner rauchgrauen Augen nicht, der offen und klar war.
    Harry stellte sich vor. Er sprach mit leiser Stimme und bat den Busfahrer, ihm von dieser alles entscheidenden Nacht zu berichten, obwohl er die Aussage schon aus den Akten kannte.
    Er hörte gespannt zu und stellte fest, dass Hartmann in seiner jetzigen Aussage von der schriftlich festgehaltenen nicht abwich. Sie kam ihm fast wie auswendig gelernt vor.
    Harry fragte dann: »Aber Sie wissen schon, was Sie getan haben?«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Und wie denken Sie darüber? Ich weiß, es ist eine blöde Frage, aber ich musste sie einfach loswerden.«
    »Nein, nein, sie ist nicht blöde. Sie ist schon okay. Ich habe sie mir auch gestellt, was mich dazu gebracht hat, so etwas zu tun. Denn ich liebe meine Frau.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht fassen.« Er wurde noch bleicher, musste schlucken und wischte über seine Augen. »Ich würde alles dafür geben, es wieder rückgängig machen zu können.«
    »Ja, das glaube ich Ihnen sogar. Aber es ist leider nicht möglich. Nur gehe ich davon aus, dass kein Verbrechen ohne Motiv geschieht, und mich würde interessieren, welches Motiv Sie gehabt haben.«
    »Keines.«
    Harry Stahl hatte die spontane Antwort gehört und sagte: »Ich glaube Ihnen sogar, dass Sie kein Motiv gehabt haben. Trotzdem ist es passiert. Warum?«
    Hartmann musste lachen. Er legte den Kopf zurück und schickte das Gelächter gegen die Decke. »Genau das haben mich die Psychologen auch immer wieder gefragt. Aber ich habe ihnen keine konkrete Antwort geben können. Und wenn ich etwas sagte, dann haben sie mir nicht geglaubt und es als Schutzlüge abgetan.«
    Harry nickte. »Das habe ich in Ihren Akten gelesen.«
    »Wunderbar, und wer hat Sie geschickt? Sind Sie der neue Psycho-Klempner, der meine Seele erforschen will?«
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Wer oder was sind Sie dann?«
    »Ich bin Polizist.«
    »Auch gut. Und weiter?«
    Harry Stahl öffnete sich ein wenig. »Ich interessiere mich nur für Dinge und Vorgänge, bei denen andere Menschen passen, weil sie denken, dass nicht sein darf, was auch nicht sein kann.«
    »Aha.« Hartmann zeigte zum ersten Mal ein Lächeln. »Sie haben mich neugierig gemacht.«
    »Das wollte ich auch. Ich interessiere mich für eine bestimmte Aussage, die von anderen Menschen einfach übergangen wurde. Das ist die erwähnte schwarze Wolke oder schwarze Wand. Sie wissen, was ich meine, Herr Hartmann.«
    »Und ob ich das weiß.«
    »Sehr gut. Es hört sich an, als könnten wir uns
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