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1768 - Das Schattenmonster

1768 - Das Schattenmonster

Titel: 1768 - Das Schattenmonster
Autoren: Jason Dark
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verantwortungsbewusster Mensch und genau der richtige Mann für den Posten. Er dachte nicht nur an sich, sondern immer auch an die Mitmenschen, und das war auch in diesem Fall so. Seine Mitmenschen waren ihm wichtig. Er hatte seine Fahrgäste nicht gezählt, aber mehr als ein Dutzend waren es nicht. Eher weniger. Und keiner von ihnen war ausgestiegen. Also waren sie noch da.
    Franz Hartmann tat so, als wäre die Finsternis gar nicht vorhanden. Auf seinem Sitz drehte er sich um und schaute in den Bus hinein. Das wäre normal gewesen, in diesem Fall verdeckte die absolute Dunkelheit aber alles.
    Er lauschte. Er wollte wissen, was die Fahrgäste taten. Er rechnete damit, dass sie sich unterhielten, dass sie sich gegenseitig ihre Ängste gestanden. Doch dies war nicht der Fall. Sie taten nichts, er hörte zumindest nichts und hatte das Gefühl, dass die Finsternis um ihn herum noch dichter wurde und sich sogar mit einem bestimmten Druck gegen seinen Körper presste.
    Deshalb hob er auch die Hand an und griff nach vorn. Er bekam nichts zu fassen, es blieb finster und auch leer.
    »Das gibt es nicht«, flüsterte er, »das ist alles verrückt und völlig daneben. Ich kann es nicht glauben.« Aus seinem Mund drang ein Lachen, obwohl es nicht den geringsten Grund dafür gab. Trotzdem musste er es loswerden.
    Er hörte es.
    Oder hörte er es nicht?
    Franz Hartmann war sich nicht sicher. Doch, er hatte gelacht, aber warum war dieses Lachen nicht zu hören gewesen? Das war die große Frage.
    Er versuchte es noch mal und konzentrierte sich darauf. Ja, er hörte es, aber mehr in seinem Mund, so glaubte er. Das Lachen drang kaum nach draußen. Es wurde sofort verschluckt, als hätte die Finsternis es aufgesaugt.
    Danach tat Hartmann eine Weile nichts mehr. Er saß auf seinem Platz und wunderte sich schon darüber, dass es ihm gelang, weiterhin zu atmen. Genau das war für ihn nicht normal. Die andere Seite war verdammt stark, sie konnte sicherlich auch dafür sorgen, dass die Luft knapp wurde und sie alle erstickten.
    Noch war davon nichts zu spüren. Er konnte normal atmen, und das blieb auch so in den folgenden Sekunden. Die Zeit allerdings war für ihn nicht mehr vorhanden. Zumindest hatte er das Gefühl für sie verloren. Die Dunkelheit hatte alles geschluckt. Sie war so wahnsinnig präsent und schien durch die Hautporen auch in das Innere des Fahrers einzudringen.
    Ihm wurde plötzlich kalt...
    Durch seinen Kopf schoss ein Vergleich, der ihm Angst einjagte. War das etwa schon die Kälte des Todes?
    Möglich war es, und als er daran dachte, spürte er plötzlich einen starken Druck in seinem Innern. Es war ihm gelungen, die tiefe Angst zurückzudrängen, doch nun befand sie sich plötzlich zum Greifen nahe bei ihm.
    Der Tod nahte. Das Ende seines Lebens war gekommen. Und dabei war er erst knapp über fünfzig Jahre alt. Er wollte nicht sterben, er wollte leben und bei seiner Familie sein.
    Die Gedanken ließen sein Herz wieder schneller schlagen. Er spürte auch, wie ihm der Schweiß ausbrach, der kalt war und auf seiner Haut klebte. Es fühlte sich an wie kaltes Fett, und er ballte die Hände zu Fäusten. Er wollte sich selbst Mut einreden, was ihm in dieser verdammten Finsternis aber nicht gelang.
    Franz Hartmann stöhnte auf. Wenigstens den Laut hörte er, und das machte ihn irgendwie zufrieden. Zugleich kam ihm eine bestimmte Idee in den Sinn. Es war vielleicht nicht gut, wenn er an seinem Platz blieb. Es gab noch eine andere Möglichkeit. Dass er aufstand und durch den Bus ging. Es war für ihn kein Problem, denn er kannte das Fahrzeug in- und auswendig und brauchte kein Licht.
    Er stand auf. Das klappte normal, war aber auch mit dem Zittern seiner Knie verbunden, und dann stand er vor dem Sitz. Er musste sich nach rechts drehen, um von ihm wegzukommen. Dort befand sich auch die Tür mit der Glasscheibe, aber da war nichts zu sehen, auch nichts von den nahen Fenstern.
    Die Finsternis hatte alles verschluckt. Nichts gab sie frei. Nichts war zu sehen. Nicht mal ein Umriss, und diese Dunkelheit, so dachte der Fahrer, war für ihn nicht normal, so etwas gab es auf der ganzen Welt nicht, zumindest nicht in den Regionen, in denen sie lebten. Die konnte einen völlig anderen Ursprung haben, aber wer war schon in der Lage, ihn herauszufinden?
    Er kannte die Antwort nicht, aber Franz blieb bei seinem Plan. Er bewegte sich von seinem Platz weg und ging scharf nach rechts, um in den Mittelgang zu gelangen. Es war der Weg zu den
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