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1763 - Einer sieht alles

1763 - Einer sieht alles

Titel: 1763 - Einer sieht alles
Autoren: Jason Dark
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nicht, wer sie war. Sie hatte bestimmt einen Namen, doch der war Jane nicht gesagt worden oder sie hatte ihn vergessen, das wäre auch möglich gewesen.
    Und dann gab es ihn. Das Auge.
    Einer sah alles.
    Das Auge gehörte und gehorchte ihm. Wobei er als Mensch nicht sichtbar war. Nur das Auge, und das auch nicht so oft.
    Jane überlegte. Sie wollte wissen, was geschehen war und hinter ihr lag. Sie suchte nach einer Erklärung, doch immer wieder wurden ihre Gedanken durch das Auge gestört, das dann vor ihrem geistigen Auge erschien.
    Es sagte nichts.
    Es stand nur da.
    Es schaute.
    Und der verfluchte Blick traf sie mitten in die Seele und löschte so viel aus.
    Aber das Ausgelöschte kehrte zurück. Ihr Wissen und ihr Wille waren noch vorhanden. Sie erinnerte sich, was passiert war, und der Name Nancy Wilson fiel ihr wieder ein. Zugleich erlebte sie, dass auch die Dunkelheit schwand und der neue Tag seine Fühler ausstreckte.
    Die Helligkeit um sie herum wischte die alten Visionen zur Seite. Sie erlebte ihr neues Zuhause. Es war ein kleines Zimmer mit einem Fenster, einer Liege und einem schmalen Schrank, der nahe der Liege stand und eine geschlossene Tür aufwies.
    Jane saß auf der Liege und schaute sich um. Sie spürte auch ihre leichten Kopfschmerzen und drückte beide Hände gegen ihre Schläfen.
    Sie war da, sie war okay, und doch stand sie unter einem gewaltigen Druck, der an ihren Nerven zerrte. Etwas stimmte nicht mit ihr. Sie fühlte sich gedanklich eingeschränkt.
    Das Auge war immer da. Sein Blick traf sie gnadenlos. Es sah alles, es leuchtete bis zu ihrer Seele hin und nahm sie regelrecht gefangen.
    Jane stöhnte auf. Beide Hände schlug sie gegen ihr Gesicht. Sie wusste nicht, was da ablief. Etwas hatte sich gegen sie gestellt. Sie würde kämpfen müssen, um wieder zur Besinnung zu kommen, aber das würde schwer werden.
    Sie hörte etwas klopfen, es war ihr Herz. Sie empfand es beinahe wie eine Folter und sie suchte nach einer Erklärung.
    Möglicherweise versuchte das Echte sich gegen den Angriff zu wehren. Aber was war das Echte?
    Die Erinnerung!
    Plötzlich war sie wieder da. Das glich einem Sprung zurück ins alte Leben, und so etwas konnte für sie nur eine große Freude bedeuten.
    Etwas war zerrissen. Das Band der Fessel hielt nicht mehr, und sie hatte wieder freie Bahn.
    Jane schaute sich um. Ihre Umgebung hatte sich zwar nicht verändert, aber sie sah sie jetzt mit anderen Augen an. Sie war viel klarer geworden, und Jane Collins fing an, darüber nachzudenken, wo sie sich befand. In einem Zimmer, das stand fest. Es hatte ein Fenster mit einer recht dicken Scheibe. Es war auch warm zwischen den vier Wänden, denn die Hitze strahlte von einem Rohr ab, das an der Wand entlanglief.
    Die Detektivin war nicht gefesselt. Deshalb konnte sie sich normal bewegen und ging zum Fenster, um einen Blick nach draußen zu werfen.
    Viel sah sie nicht. Häuser standen jedenfalls nicht in der Umgebung, die ihr den Blick hätten nehmen können. Sie sah eine große Mauer, über die sie auch nicht hinwegschauen konnte. Aber auf der anderen Seite wurde die Mauer von einem anderen Bau überragt, der die Form eines Kastens hatte.
    Auch damit hatte sie ihre Probleme. Jane versuchte sich zu erinnern. Wie war das noch in der Nacht gewesen, als es die Toten gegeben hatte? Sie kannte die Mörderin, aber sie hatte nichts gegen sie unternommen, denn da war plötzlich das Auge gewesen.
    Einer sieht alles!
    Diesen Satz hatte sie sich gemerkt. Es gab auch einen, der alles sah, daran glaubte sie fest, aber sie wusste nicht, wer es war. Nur das Auge hatte sich gezeigt – nur das Auge. Und es besaß eine große und gefährliche Macht.
    Gab es denn nichts, was sie hätte dagegensetzen können? Darüber dachte sie ebenfalls nach, und es fiel ihr nichts ein. Dabei wollte sie wieder zurück in ihr altes Leben, aber das war auch nicht möglich. Im Moment konnte sie nichts tun, aber die alte Kraft kehrte zurück und allmählich auch die Erinnerung. Die Wirkung dieses verdammten Blicks ließ langsam nach.
    Sie suchte nach etwas Positivem, dachte nach, grübelte, ließ noch mal alles vor ihren Augen abspulen, was sie gestört hatte. Das klappte auch perfekt, und sie hatte sich bis zu einem Anfang durchgearbeitet.
    Dann war der Name da.
    John Sinclair!
    Das war genau die Erinnerung, die hatte zurückkehren müssen. Auf ihren Lippen lag plötzlich ein Lächeln. Die Augen fingen an zu leuchten, und sie würde sich auf den Weg machen, um den
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