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1761 - Konfrontation auf Connox

Titel: 1761 - Konfrontation auf Connox
Autoren: Unbekannt
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Dan-Sandin? Er hat zugesagt, zur Konferenz zu erscheinen."
    Radan-Mech besaß eine beeindruckende Stimme, laut, volltönend und überall gut zu verstehen.
    Der Oberpriester war ganz eindeutig ein Mann, der sich auf öffentliche Auftritte verstand.
    „Dan-Sandin hält sein Wort", verkündete Radan-Mech. „Er ist anwesend, überall und zu jeder Zeit, nach seinem erhabenen Belieben."
    „Wir können ihn aber nicht sehen", beharrte Assyn-Stey. „Ist er noch an Bord?"
    „Dan-Sandin wird an der Konferenz teilnehmen, wie er es gelobt hat", ließ sich Radan-Mech vernehmen. „Und er wird sprechen zu euch, erhabene Worte, durch meinen Mund."
    Ich sah, daß einige der Anführer verärgert waren. Sie waren gewisse Risiken eingegangen und hatten einige Unbequemlichkeiten in Kauf genommen, um an dieser wichtigen Konferenz teilnehmen zu können, und nun wagte es Dan-Sandin, lediglich einen Stellvertreter zu schicken.
    „Du bist sein Bevollmächtigter?"
    Radan-Mech zeigte ein hochmütiges Lächeln.
    „Ich bin mehr", sagte er. „Ich bin sein Leib an diesem Ort, seine Stimme, sein Ohr, sein Körper.
    Er wird durch mich sprechen, denn er hat mich kraft seines Willens beseelt."
    „Laß den Unfug, Radan-Mech", mischte sich Eser-Furron von den Mangion ein. „Du weißt so gut wie wir, daß zu diesem Treffen persönliches Erscheinen vereinbart ist. Davon gibt es keine Ausnahme, auch nicht für Dan-Sandin!"
    Die Stimme von Radan-Mech änderte sich auf einmal. Sie wurde tiefer, kehliger und gebieterisch.
    „Wer wagt es, einem Dan-Sandin Vorschriften zu machen?" tönte es in die Runde. „Er ist es, der die Gesetze aufstellt, wie es seinem erhabenen Willen gefällt. Wisset, daß Dan-Sandin nie mehr persönlich reist oder sich von Ort zu Ort begibt wie gewöhnliche Kreaturen, die dem Verfall und der Verderbnis anheimgegeben sind. Er bedient sich eines Gastkörpers, und das ist soviel wert, als befände sich der Erhabene körperlich unter euch. Dan-Sandin lenkt diesen Körper seines Dieners, lenkt diese Gedanken; er spricht durch meinen Mund und verkündet so göttliche Weisheit."
    Ich sah, daß Coram-Till schauderte, und suchte seine Nähe.
    „Was beeindruckt dich derart?" fragte ich leise.
    „Ich kenne Dan-Sandin nicht persönlich", murmelte Coram-Till mit belegter Stimme. „Aber ich kenne seine Stimme, und das, was wir jetzt gehört haben, waren ganz klar Worte aus Dan-Sandins eigenem Mund. Es scheint zu stimmen, er bedient sich Radan-Mechs als eines Gastkörpers."
    „Die Frage ist, ob wir das überhaupt anerkennen können!" ließ sich Assyn-Stey vernehmen.
    „Dieser Vorgang ist gänzlich ohne Beispiel in der Geschichte unserer Stämme!"
    „Ich werde euch die Vollmachten zeigen, die mir der göttliche Dan-Sandin mitgegeben hat", verkündete Radan-Mech. Er zeigte sich von den Einwänden der Rebellen nicht im mindesten beeindruckt. „Und nun macht den Weg frei. Wer will, kann morgen, vor der Konferenz, an einer heiligen Versammlung an Bord meines Schiffes teilnehmen ..."
    Ich hätte diesen Tempel gern einmal gesehen, ahnte aber, daß man uns keinen Zutritt gewähren würde. Und ich war mir sicher, daß wir für unsere Bemühungen in Radan-Mech einen weiteren Gegner gefunden hatten.
    Coram-Till wandte sich an mich, noch immer ergrimmt.
    „Er verspottet uns", knurrte er. „Aber er wird wohl damit durchkommen. Wenn Dan-Sandin diesem Oberpriester tatsächlich weitreichende Vollmachten gegeben hat, werden die anderen es akzeptieren."
    „Und auf welcher Seite steht Radan-Mech?" fragte Ronald Tekener.
    Coram-Till machte eine Geste der Ratlosigkeit.
    „Bestimmt nicht auf unserer", sagte er halblaut. „Wahrscheinlich wird er nur seine eigenen Interessen im Sinne haben, genauer gesagt, die von Dan-Sandin. Man wird sehen."
    Die Menge, die sich zum Empfang von Dan-Sandin am Portal von El-Eidan versammelt hatte, zerstreute sich wieder. Coram-Till schloß sich dem Aufbruch an. Tek und ich wechselten einen raschen Blick, dann verließen wir unauffällig das Gebiet von El-Eidan.
    Wir machten einen langen Spaziergang rund um die Anlage der Oase, die ruhig und friedlich unter dem funkelnden Sternenhimmel lag. Es war kaum ein friedlicheres Bild vorstellbar als dieses.
    Wir erreichten wieder das Portal und machten uns auf den Weg für eine zweite Runde; wo genau Cecill-Ber uns treffen wollte, hatte er dem Boten nicht anvertraut, und die Zeitangabe „heute abend" war auch nicht ein Muster an Exaktheit.
    Nach einigen hundert Metern sahen wir,
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