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173 - Der Dämonen-Henker

173 - Der Dämonen-Henker

Titel: 173 - Der Dämonen-Henker
Autoren: A.F.Morland
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Wagenschlüssel und begab sich mit dem Höllenschwert in die Garage, in der ein betagter Ford Escort stand.
    Obwohl beide Elternteile arbeiteten – Mutter als Krankenschwester, Vater als Leiter eines Supermarkts –, leisteten sie sich kein neues Auto, weil das in Dads Augen Verschwendung gewesen wäre. Solange es der Escort noch einigermaßen tat, stand ein neuer Wagen nicht zur Diskussion. Kleine Macken (wie zum Beispiel sporadisch auftretende Startschwierigkeiten) nahm Burt Bellamy dabei großzügig in Kauf.
    Mel öffnete nervös die ächzende Tür auf der Beifahrerseite und legte das Schwert auf die Sitzbank im Fond.
    Das Garagentor hatte er noch nie langsamer und vorsichtiger aufgemacht. Als es endlich offen war, kehrte er zum Wagen zurück und stieg ein.
    Er schob den Schlüssel ins Zündschloß und wollte den Motor anlassen. Hoffentlich gibt es damit diesmal keine Probleme, dachte er, bebend vor Aufregung.
    Leise würde der Startvorgang nicht sein, aber wenn der Motor sofort ansprang, würde Mel fort sein, bis sein Vater in der Garage erschien.
    Bevor er den Schlüssel jedoch drehen konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Mels Vater knurrte ziemlich böse: »Würdest du mir bitte erklären, was das soll, Junge!«
    ***
    Am nächsten Tag waren von Niaroc nur noch die Knochen übrig.
    Chrysa hätte nicht zum Fenster hinauszuschauen brauchen, um das zu erfahren. Sie hatte in der Nacht die Ghouls gehört.
    Langsam schoben sich die Gebeine, die den Boden bedeckten, auf den Knochenturm zu. Sie schienen auf einem Förderband zu liegen, das sich fast unmerklich bewegte, aber doch niemals stillstand, und der grausame Oggral sorgte ständig für Knochennachschub. Bei kleinsten Vergehen drohte einem schon die Todesstrafe.
    Man ließ Chrysa darben, gab ihr weder zu essen noch zu trinken.
    Wozu sollte man noch Nahrung an sie verwenden, wo sie doch bald ihren Kopf verlieren würde.
    Als sie am Nachmittag Schritte hörte, krampfte sich ihr Herz zusammen.
    Sie kommen, dich zu holen! dachte sie und hob unglücklich den Blick.
    Die Tür wurde geöffnet, und zwei kräftige Männer traten ein. In ihren Augen war Chrysa eine Verrückte. Wie anders war es zu erklären, daß sie es gewagt hatte, Oggral in mörderischer Absicht anzugreifen?
    »Aufstehen!« befahl einer der beiden Männer.
    Kälte und Feuchtigkeit hatten ihre Gelenke steif gemacht, deshalb konnte sie nicht so schnell aufstehen, wie es erwünscht war.
    Außerdem hatte sie keine Veranlassung, sich rasch zu erheben, schließlich erwartete sie nicht die Freiheit, sondern der Tod.
    Die Männer packten ungeduldig zu und zerrten sie brutal hoch.
    Dabei zerrissen sie ihr Büßerkleid, aber was machte das schon?
    Die Männer griffen sich die Ketten und führten Chrysa hinaus.
    Mehrmals stolperte die weiße Hexe, denn die Männer gingen zu schnell. Zweimal wäre sie beinahe gestürzt, doch darum kümmerten sich die Schergen nicht.
    Sie verließen den Kerkertrakt durch ein massives Gittertor und führten Chrysa zum Richtblock.
    Oggral erwartete sie noch nicht, aber er würde bald erscheinen, darauf konnte sie sich verlassen.
    »Auf die Knie!« wurde ihr befohlen, und ein kräftiger Stoß half nach. Glühende Schmerzen durchzuckten ihre Knie, und sie schluchzte auf, doch die Schergen hatten kein Mitleid.
    Neben ihr lagen die bleichen Skelette, vor ihr befand sich das blutgetränkte Holz des Richtblocks. Sie hatte ihre schreckliche Zukunft ganz nah vor sich, und sie wünschte sich in diesem Augenblick der totalen Verzweiflung, Oggral möge mit seinem Henkersbeil erscheinen und dieser seelischen Folter ein gnädiges Ende bereiten. Doch so sah Oggrals Strafe nicht aus.
    Deshalb ließ er sich auch noch nicht blicken.
    Noch lange nicht!
    Man kettete Chrysa zwischen Skeletten und Richtblock an. Sie sollte tausendmal bereuen, was sie getan hatte.
    Die Schergen ließen sie allein, und sie war sicher, daß Oggral sie heimlich beobachtete. Er wollte sie innerlich zerbrechen sehen, bevor er sie erlöste.
    Es zog sich lange hin bis zum Abend, und die Dämmerung, so kam es Chrysa vor, dauerte länger als sonst. Schließlich wurde es dunkel. Eine schwarze, schattenlose Nacht breitete sich über die grausige Richtstätte, die Chrysa, da sie angekettet war, nicht verlassen konnte.
    Sie sank in sich zusammen, war unendlich traurig, aber Reue empfand sie nicht, würde sie niemals empfinden, selbst wenn sie hier noch Wochen auf den Tod warten mußte.
    Sie hatte sich nichts vorzuwerfen.
    Außer
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