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1728 - Luzifers Botin

1728 - Luzifers Botin

Titel: 1728 - Luzifers Botin
Autoren: Jason Dark
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ihn vom Boden hochzureißen, um eine andere Sphäre zu erreichen.
    Raniel war klar, was das bedeutete. Er sollte in die andere Welt geschafft werden, wo Lilith das Sagen hatte und er zu einer Beute der verfluchten Hure werden konnte, die tatsächlich mal seine Geliebte gewesen war.
    Raniel kämpfte dagegen an. Er hätte nur sein Schwert loslassen müssen, und alles wäre für ihn wieder normal geworden. Das wollte er nicht. Er durfte die Waffe nicht von sich geben. Sie war der einzige Gegenstand, auf den er sich verlassen konnte, und so hielt er sich weiterhin an ihrem Griff fest.
    Aus kurzer Distanz schauten sich die beiden so unterschiedlichen Personen in die Gesichter. Jamila war anzusehen, dass sie litt. Das Schwert steckte tief in ihr. Sie war nicht in der Lage, es zu verbrennen. Um die Einstichstellen herum hatte sich ein Licht ausgebreitet. In den Augen funkelte es. Das leicht kindliche Gesicht war nur noch eine Grimasse, und sie bewegte heftig den Mund, als sie bestimmte Worte keuchte.
    »Du wirst sterben. Du musst sterben, Lilith will es so. Ich als ihre Tochter werde es übernehmen! Du musst vergehen. Keiner will dich mehr!«
    »Meinst du?« Der Gerechte lachte und warf einen Blick in die Tiefe. Der Boden lag bereits gut drei Meter unter ihm. Wie weit er noch bis nach oben hatte, wusste er nicht, ihm war nur klar, dass er dort nicht hin wollte.
    Und dagegen musste er etwas tun.
    Er überlegte, ob er sein Schwert aus dem Körper ziehen sollte. Dann war die Verbindung zwischen ihnen gekappt. Jeder konnte wieder so handeln, wie er wollte. Noch war die Gelegenheit günstig, weil Lilith nicht eingriff. Waren sie erst in ihrer Nähe, würde sich das ändern.
    Jamila gab nicht auf. »Alle warten auf dich. Alle freuen sich auf deine Vernichtung, und genau das bleibt mir überlassen.« Sie riss den Mund auf, um ihren Triumph hinauszuschreien, und genau das war für Raniel der Punkt, einzugreifen.
    Ein besserer Plan war ihm nicht eingefallen. Er musste sein Schwert aus dem Körper ziehen, und das tat er mit einem heftigen Ruck.
    Damit hatte Jamila nicht gerechnet. Jetzt wäre sie in der Lage gewesen, die Flügel zu bewegen und die Flucht zu ergreifen, doch das tat sie nicht, weil sie zu überrascht war. So fiel sie mit großer Geschwindigkeit zu Boden, bevor sie ihre Flügel einsetzen konnte.
    Sie landete auf dem Rücken. Sie schrie vor Wut. Ihre Flügel waren durch den Fall eingeklemmt, und Raniel wusste, dass dies nur Sekunden dauern würde. Trotz der tiefen Wunde war sie nicht tödlich verwundet, es rann auch kein Blut hervor wie bei einem normalen Menschen. Das alles nahm er wahr, als er sich ebenfalls auf den Weg nach unten befand.
    Er kam normal auf.
    Jamila lag vor ihm.
    Sie wollte weiterhin kämpfen und richtete sich auf, auch weil sie ihren Flügel befreien wollte.
    Nicht nur sie hörte das zischende Geräusch, auch Raniel hatte es wahrgenommen. Es stammte von seinem Schwert, mit dem er zugeschlagen hatte und dessen Klinge jetzt die Luft durchschnitt. Sie war auf ein Ziel gerichtet, das sie auch traf.
    Raniel schrie auf, als er Jamila den Kopf abschlug. Es war sein Sieg, es war seine Gerechtigkeit, er zog sie durch, und er hatte den Eindruck, auf einer Insel zu stehen, auf der es nur ihn und Liliths Tochter gab.
    Der Kopf flog durch die Luft, als hätte ihn jemand weggeschleudert. Er sah dabei ihr Antlitz, dessen Ausdruck sich nicht verändert hatte.
    Noch immer war der Mund geöffnet, noch immer strahlte ihm der Hass entgegen, aber das änderte sich schnell, denn plötzlich verlor das Gesicht seinen Ausdruck. Es wurde leer – leblos. Und es war kein Feuer, was diese Züge zerstörte, sondern ein scharfes, gleißendes Licht, das wie ein Messer wirkte.
    Der gesamte Kopf zerfiel, als wäre er von hellen Streifen zerschnitten worden. Er wurde nicht zu Staub, die Einzelteile blieben liegen, aber sie veränderten sich.
    Raniel musste einfach hinschauen, denn was er da zu sehen bekam, war ein Phänomen. Die Reste verglasten, sie wurden spröde. Das Licht der Waffe hatte dafür gesorgt. Nichts bewegte sich mehr an den Stücken, sie waren starr, und sie blieben starr, und wer sie endgültig vernichten wollte, der hätte sie zertreten müssen.
    Der Gerechte hatte gewonnen. Aber auch an ihm war dieser Kampf nicht spurlos vorbei gegangen. Er stand da und hielt den Kopf gesenkt. Das Schwert berührte mit der Spitze den Boden, sodass er sich auf dem Griff abstützen konnte.
    Jamila war tot.
    Nein, das traf nicht ganz
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