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172 - Der Sturm

172 - Der Sturm

Titel: 172 - Der Sturm
Autoren: Stephanie Seidel
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seine letzte Etappe –Thaland – und an den Ritt auf halbwilden Yakks bis hinunter nach Bankogg. Endlose Tage voller Gefahren, einsame Nächte am Lagerfeuer. Rulfan hatte den Gefährten unterwegs so manches erzählt und eigentlich keine Lust, das Ganze wieder aufzukochen. Aber Tanaya hatte Recht: Es war langweilig an Bord! Es gab einfach nichts zu tun; man hatte nur die Wahl zwischen Schweigen und Reden. Rulfan entschied sich für Letzteres.
    Er schilderte seine Eindrücke vom Bombeninferno am Kratersee im letzten Oktober, für das die Daa'muren verantwortlich waren. Es hatte einen elektromagnetischen Impuls ausgelöst, dem die gesamte Technik zum Opfer fiel. Kein EWAT funktionierte mehr, kein Sender – nichts. Die Kommunikation war zusammengebrochen, und niemand wusste, wie es jetzt in den Communities von Salisbury und London aussah mit all den Menschen dort, die wegen ihrer Immunschwäche auf technische Hilfe angewiesen waren.
    »Warum bist du nicht nach Britana gereist? Dein Vater lebt doch auch in diesen Bunkern«, unterbrach ihn Tanaya. Wind zauste ihre braunen Locken.
    »Das wollte ich. Aber unterwegs ist mir klar geworden, dass ich weder ihm noch den Technos helfen könnte. Was hätte es genützt, mir Gewissheit über sein Schicksal zu verschaffen?« Rulfan senkte den Kopf. »Ich habe einen guten Freund verloren: Commander Matthew Drax. Das ist Kummer genug!«
    »Und so bist du stattdessen dieser Aruula gefolgt.«
    Tanaya lächelte ihn an. »Wer ist die Frau, von der du so ungern erzählst?«
    »Eine Freundin.«
    »Ja, sicher!« Die Telepathin beugte sich vor. »Du hattest was mit ihr, stimmt's?«
    Rulfan fuhr herum. »Hast du gelauscht?«
    »Nein, nur geraten. Aber Danke für die Bestätigung!«
    Tanaya lachte. Das Bugspriet kam hoch und warf ein paar Wassersträhnen ab. »Wie willst du Aruula eigentlich finden?«
    »Sie ist Telepathin und folgt der selben Vision wie du! Also werde ich ihr spätestens am brennenden Felsen begegnen.«
    Wenn sie noch lebt!, fügte Rulfan in Gedanken hinzu.
    Der Albino war vom Kratersee Richtung Süden gewandert und kannte die Gefahren dieser Strecke. Er hatte Schneestürme in den Steppengebieten der ehemaligen Mongolei erlebt und gegen Wüstenpiraten gekämpft.
    »In Ne'pa sind mir dann die Telepathen aus Doyzland begegnet.« Rulfan streckte die Hände aus, als Chira an ihm vorbei lief. Sie hatte nasse Pfoten von der Gischt, die der anhaltende Westwind inzwischen auf das Vordeck warf. Die Lupa war unruhig. Einen Moment legte sie sich hechelnd hin, im nächsten sprang sie wieder auf und rannte davon.
    Rulfan berichtete von der geheimen Bruderschaft in Nepal, der Geeros Gefährten zum Opfer gefallen waren.
    Es war eine düstere, unheimliche Geschichte. Tanaya und Sha'mii, die inzwischen zurückgekehrt war, ließen sich in ihren Bann ziehen – und schrien entsprechend auf, als plötzlich ein Donnerschlag krachte.
    Chira spurtete heran und flüchtete sich in die starken Arme ihres Herrn. Rulfan hob den Kopf: Der Himmel hatte sich zugezogen! Die dunkle Wolke, von der der Matrose gesagt hätte, sie würde es nicht bis hierher schaffen, breitete sich über den ganzen Horizont aus.
    Tropfen klatschten auf Deck.
    »Wir sollten nach unten gehen«, meinte Rulfan.
    »Wenigstens bis der Wind nachlässt. Hier wird es ein bisschen ungemütlich!«
    Eine Stunde später war aus Ungemütlich eine gefährliche Situation geworden. Heftige Böen heulten über das Südchinesische Meer, warfen Regen in die Segel und Gischt auf das Deck.
    Tapfer kämpfte sich die Culloden durch die aufgewühlte See. Sie war ein gutes Schiff und sturmerprobt, deshalb galt die Sorge ihres Kapitäns eher den Passagieren als dem Segler. Ajib hatte die Culloden in Bankogg mit Liitsa (Reis) und feinen Stoffen beladen, das hätte gereicht, um die Weiterfahrt nach Sii'land profitabel zu machen. Doch in letzter Zeit suchten immer mehr Leute eine Passage nach Südosten. Jayms O'Needin hatte darauf reagiert und alle Kapitäne der Ost-Induu-Gesellschaft angewiesen, zusätzlich zu ihrer Ladung auch Passagiere mitzunehmen. Käpt'n Ajib hatte fünf an Bord.
    Auf der Treppe zum Deck hielt er einen seiner Männer an.
    »Wie geht es den Leuten?«, fragte er.
    Der Seemann grinste. »Kotzen sich die Seele aus dem Leib, und der Lupa hat keine Stimme mehr, wenn wir Ausala erreichen. Hör dir nur das Geheul an!«
    Käpt'n Ajib nickte: »Sorg dafür, dass sie unter Deck bleiben!« Er zögerte. »Ist die Fracht
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