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1718 - Die Messerkatze

1718 - Die Messerkatze

Titel: 1718 - Die Messerkatze
Autoren: Jason Dark
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denken, wo sie zu finden war. Versteckt in diesem Karton, und ich dachte daran, dass wir schon oft ungewöhnlichen Besuch in diesem Büro empfangen hatten, aber eine tote Katze hatte uns noch niemand präsentiert.
    Da sie ein Band um den Karton gewickelt hatte, musste es erst aufgeschnitten werden, um den Karton öffnen zu können. Ich gab ihr eine Schere. Dabei schauten wir der Frau zu und sahen, dass ihre Finger zitterten.
    Schließlich war es geschafft. Jetzt musste sie den Karton nur noch aufklappen, was ihr allerdings nicht leichtfiel. Zwar hatte sie die Hände auf ihn gelegt, aber sie traute sich noch nicht.
    »Darf ich Ihnen helfen?«, fragte ich.
    »Nein, Mister Sinclair. Das schaffe ich schon. Ich bin im Moment nur etwas nervös.«
    »Natürlich.«
    »Es war einfach zu grauenhaft, was ich erlebt habe.«
    Aus ihrer Stimme hatte eine Ehrlichkeit gesprochen, die nicht zu überhören war, und jetzt machte sie sich daran, den Karton aufzuklappen, und als sie es geschafft hatte, gelang uns allen der Blick in den Karton, denn auch Glenda Perkins war näher an den Schreibtisch herangetreten.
    Auf eine tote Katze schauten wir nicht. Im Karton lag ein Bündel, das in ein weißes Tuch gehüllt war, das allerdings einige rote Flecken aufwies.
    Mary Slater sagte kein Wort, als sie anfing, das blutbefleckte Tuch zur Seite zu schlagen.
    Wir schauten tatsächlich auf eine tote Katze.
    Sie lag auf dem Rücken, sodass der aufgeschlitzte blutige Bauch zu sehen war …
    ***
    In den folgenden Sekunden sprach niemand ein Wort. Selbst Glenda hielt sich zurück.
    Bis Mary Slater das Schweigen unterbrach. »Das ist Lizzy«, klärte sie uns auf, »und man hat sie auf eine grausame Art und Weise getötet, wobei ich als Zeugin zuschauen musste.«
    Wir nickten und gaben zunächst keinen Kommentar ab. Bis auf Glenda Perkins, die leise fragte: »Wer tut denn so etwas?«
    Sie erhielt keine Antwort, und auch Mary Slater hob nur die Schultern.
    Man hatte dem armen Tier wirklich Böses angetan. Es war gequält worden. Obwohl die Wunden teilweise verkrustet waren, erkannten wir, dass sie doch eine gewisse Tiefe hatten. Und sie sahen aus wie Bahnen, die von einer Seite des Körpers zur anderen gezogen worden waren. Das Tier war an dieser grausamen Quälerei gestorben.
    Mary Slater musste wieder auf ihren Liebling schauen. Doch sie konnte den Anblick nicht ertragen und fing wieder an zu weinen. Dabei presste sie ihre Hände gegen die Augen.
    Es war völlig normal, dass sie so reagierte. Mittlerweile dachte ich, dass es doch nicht so verkehrt gewesen war, sie zu empfangen. Auch wenn es kein dämonisches Motiv gab, das hinter dem Tod der Katze steckte, ging ich davon aus, dass wir diese bestialische Tierquälerin fangen mussten. Das war für uns einfach eine Sache der Ehre. Sicherlich dachte Suko ebenso wie ich.
    Aber uns fehlten noch Informationen, und es gab nur eine Person, die sie uns geben konnte.
    Mary Slater hatte sich wieder gefangen. Sie atmete tief durch, tupfte Tränen von ihrem Gesicht, dann entschuldigte sie sich für ihr Verhalten.
    Glenda ging auf sie zu. »Nein, nein, das brauchen Sie nicht. Ihr Verhalten ist völlig normal. Keine Sorge, wir haben volles Verständnis.«
    »Danke, Miss Perkins.« Sie schluckte. »Aber meine Lizzy so zu sehen, das ist nicht leicht für mich. Obwohl ich sie ja in diesen Karton gelegt habe.«
    »Noch mal, wir verstehen Sie voll und ganz.«
    »Danke.«
    Ich hatte die beiden Frauen miteinander reden lassen, musste aber jetzt zur Sache kommen, was nicht leicht für Mary Slater sein würde, denn wir mussten wissen, wie sich die Dinge ereignet hatten und wie es zum Tod der Katze gekommen war. Denn nur darum ging es in diesem schlimmen Fall.
    Behutsam sprach ich unsere Besucherin auf dieses Thema an und erkundigte mich zuvor, ob sie überhaupt reden wollte.
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Alles, Miss Slater. Fangen Sie am besten ganz von vorn an. Bitte, lassen Sie nichts aus. Jedes Detail kann wichtig sein.«
    Sie nickte, schluckte, reckte dann aber entschlossen ihr Kinn vor.
    »Ich will es versuchen«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Gut.«
    Wir warteten, denn sie musste sich erst sammeln. Als sie anfing zu sprechen, nahm sie die leere Kaffeetasse in beide Hände und drehte sie, als wollte sie dort einen Halt finden. Den Blick hielt sie nach wie vor gesenkt.
    Wenig später hörten wir eine unglaubliche Geschichte. Diese rothaarige und für Mary Slater fremde Person war in ihre Wohnung eingedrungen,
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