Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1716 - Die Hantel des Somers

Titel: 1716 - Die Hantel des Somers
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wissenschaftlichen Sektoren.
    Das Projekt lief unter dem Kommando DORADO, benannt nach dem Sternbild, in dem - von Terra aus gesehen - die Große Magellansche Wolke lag. Boris Siankow ließ es sich nicht nehmen, die Arbeiten an diesem wichtigen Projekt selbst zu koordinieren. „Achtung, wir beginnen mit der Tastung. Alle Schutzprogramme sind aktiviert. Bitte richtet euch darauf ein, daß es im Notfall zur Beschränkung eurer Bewegungsfreiheit durch Schutzund Transportfelder kommen kann."
    Seine Stimme klang konzentriert und gleichmäßig. Kein bißchen der Erregung war ihm anzumerken, die ihn in ihren Klauen hielt, seit sich der Kristall in seinem Besitz befand. Wie ein rohes Ei hatte er ihn hierher in den Laborbereich von UREO Vgetragen. Überall wiesen Leuchtschriften darauf hin, daß sich der Sektor von seiner Umgebung abgeriegelt hatte. Wer nicht unmittelbar am Experiment beteiligt war, erhielt keinen Zutritt.
    Die meisten Insassen der Forschungsanlage waren gar nicht informiert, worum es in UREO Vzur Zeit ging.
    Aroff Bowler nickte bedächtig und aktivierte durch Zuruf einen der syntrongesteuerten Automaten. Sie versuchten es zunächst mit einer herkömmlichen Abtastung auf optischem Weg. Dazu diente ihnen ein kalter Laser, der die Garantie bot, daß sich der atomare und molekulare Energiehaushalt des Speicherkristalls nicht veränderte. „Vorsicht!" warnte der Nexialist. „Nichts überstürzen! Kein Teil des Speicherinhalts darf beschädigt werden oder verlorengehen."
    Er warf einen flüchtigen Blick auf die Folie mit den Ergebnissen der chemischen Untersuchung. Bei dem Material des zwei Millionen Jahre alten Kristalls mit dem Bauplan der Porleyter handelte es sich um eine unbekannte Substanz, die sich von den herkömmlichen Speicherkristallen der Galaktiker durch eine deutlich höhere Dichte unterschied. Allein dieses Ergebnis war Grund genug, den terranischen Wissenschaftlern allen Respekt und alle denkbare Vorsicht aufzuerlegen.
    Einen halben Tag lang arbeitete das Team unter Hyperphysiker Bowler an den Tastungen.
    Dann lagen die ersten Ergebnisse vor. Für Siankow als Stellvertreter von Myles Kantor lasen sie sich fast schon wie ein halber Sieg. „Das ist gut. Das ist sehr gut." Siankow sah Aroff Bowler erleichtert an. „Der Kristall kann auf diese Weise kein Schaden nehmen. Das Material hält sogar einem herkömmlichen Desintegratorschuß stand. Den Porleytern muß damals sehr viel daran gelegen sein, daß die Baupläne an die richtige Adresse gelangten und umgesetzt wurden. Von dem Mißerfolg haben sie offensichtlich nichts mehr mitbekommen, oder es war ihnen schon egal."
    „Wir können bislang keine Angaben über Struktur und Inhalt des Speichers machen", warf Bowler ein. „Vielleicht sollten wir eine Denkpause einlegen." Wuchtig und alle anderen überragend stand der Wissenschaftler mitten im Hauptlabor von UREO V. „Am besten wäre, wir ziehen NA-THAN hinzu."
    „Das hieße, die Mondsyntronik mit Belanglosigkeiten zu belasten", hielt Siankow ihm entgegen. „Die Kapazität des kleinen Labor-Syntrons reicht für die Analyse des Kristalls völlig aus. Später schalten wir den Titan-Syntronverbund dazu. NATHAN benötigen wir nicht."
    Sie machten weiter. Ununterbrochen setzten sie 4-D-, später dann 5-D-Geräte ein. Am Abend des ersten Tages nach dem Eintreffen des Kristalls auf Titan schlössen sie die Untersuchung des Trägermediums ab.
    Boris Siankow gönnte dem Team eine sechsstündige Erholungspause, blieb aber selbst im Labor und rechnete zusammen mit dem Syntron verschiedene Möglichkeiten der Speicherung in einem solchen Kristall durch. Schließlich handelte es sich nicht um einen Bauplan für einen Gleiter, einen Roboter oder ein Haushaltsgerät. Mit hoher Wahrscheinlichkeit mußten systembedingte Regeln eingehalten werden, um den Inhalt des Speichers nicht durcheinanderzubringen oder gar unwiderruflich zu zerstören. Etwas Schlimmeres als das hätte den Terranern in der jetzigen Situation nicht widerfahren können.
    Siankow arbeitete die ganze Nacht daran. Er versuchte Strukturen zu erkennen, ließ die Taster nach identischen Kodes suchen, die sie in die gewohnten Bitmuster übersetzen konnten, und versuchte so, dem System der Abspeicherung auf die Spur zu kommen.
    Gleichzeitig diktierte er die Wege seiner Gedanken und Untersuchungen für Bowler und die anderen Mitarbeiter in einen Speicher.
    Spät nachts fielen ihm die Augen zu, und er ging in seinen Kabinentrakt. Dort fiel er in sein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher