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1714 - Die Beausoleils

Titel: 1714 - Die Beausoleils
Autoren: Unbekannt
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verunstaltet wurde. Seinen Schädel umrahmte ein grauer Haarkranz, der aufgesetzt wie eine Clownperücke mit Glatze wirkte. Unter den dichten, ebenfalls wie angepappt wirkenden Augenbrauen leuchteten listige blaue Augen, die, ebenso wie der unter dem Schnauzer halb versteckte Mund, stets zu lächeln schienen.
    Alex hatte bei seinem ersten Kampfeinsatz im Daffish-System, als die BASIS über dem Passageplaneten Noman stationiert war, jedoch auch schon einen anderen Ausdruck in diesen blauen Augen gesehen. Joseph konnte kämpfen wie kein anderer, und er riß mit seinem Draufgängertum seine Leute mit. Damals war selbst Alex’ Kampfgeist geweckt worden, und er hatte hinterher über sich selbst am meisten gestaunt.
    Aus dem sicherheitsbetonten Nachläufer war damals ein einsatzfreudiger Kämpfer geworden. Das hatte Josephs Charisma fertiggebracht.
    Joseph und einige seiner Leute hatten ihre Wurzeln auf der Pionierwelt Lafayette. Seine Eltern waren von dort mit anderen Lafayettern nach Monos’ Sturz zur Erde gezogen. Hier kam Joseph im Jahre 1160 in New Orleans zur Welt.
    Die Lafayetter waren mit einer der ersten terranischen Siedlerwellen irgendwann im
     
    21.
     
    oder 22. Jahrhundert auf diesen unwirtlichen Sumpfplaneten verschlagen worden. Aus irgendwelchen nicht mehr nachvollziehbaren Gründen nahmen die Lafayetter die Tradition der längst nicht mehr existierenden Cajuns auf. Sie begannen wie Cajuns zu denken, sprachen wie sie und übernahmen ihre Folklore, Lebenslust und Musik.
    Cajuns nannte man einst bretonische Siedler, die 1755 A. D. von den Engländern ins Mississippi-Delta verjagt wurden und dort wegen ihres katholischen Glaubens und ihrer fremden Sprache angefeindet und isoliert wurden. Beim Widerstand gegen die Engländer hatte sich ein Mann namens Joseph Broussard hervorgetan. Er wurde unter dem Namen „Beausoleil" zum Volkshelden der Cajuns. Diesem verdankte Joseph seinen und den Namen seiner Einsatztruppe.
    Musik und Geselligkeit lagen den Cajuns im Blut. All das hatten Josephs Eltern auch ihrem Sohn in die Wiege gelegt. Joseph wuchs mit diesem Wissen auf und begann sich, zusammen mit einigen Freunden gleicher Abstammung, wie ein Cajun zu fühlen.
    Daran änderte sich auch nichts, als er die Raumakademie besuchte, sein Diplom machte und in den Dienst der Kosmischen Hanse trat. Als die zweite Coma-Expedition vorbereitet wurde, da setzte Joseph alles daran, diese mitzumachen. Und er schaffte es. Zusammen mit seinen engsten Freunden Michael Doucet und Dewey Balfa bildete er den ursprünglichen Kern der „Beausoleil"-Truppe.
    In ihrer Freizeit machte das Trio auch Cajun-Musik. Aber sie produzierten nicht irgendwelche durch High-Tech verstärkten Klänge, sondern spielten „unplugged" auf traditionellen Instrumenten wie Gitarre, Akkordeon und Waschbrett. Joseph hatte zum
     
    50.
     
    Geburtstag eine echte Geige geschenkt bekommen. Seit damals ließ ihn die Musik nicht mehr los.
     
    *
     
    Joseph und Alex stiegen durch eine Mannschleuse aus und schwebten zur Spitze der unzugänglichen Felsnadel hinauf.
    Die Felsnadel wurde von einer eindeutig künstlich geschliffenen Plattform von ungefähr 40 Quadratmetern Größe abgeschlossen. Darauf stand ein massives fünf Meter hohes Dreibein, aus dem eine zwanzig Meter hohe Antenne ragte, daneben ein Gebäude mit einer Seitenlänge von drei und einer Höhe von drei Metern. Dieser Klotz war aus einem Guß. Es gab eine bogenförmige, mannshohe Öffnung, die in einen einzigen völlig kahlen Raum führte.
    „Wo ist der Funker, mon Ami?" fragte Joseph und blickte Alex dabei aus seinen listigen, blauen Augen fragend an.
    „Für eine Funkstation ist diese Anlage etwas zu karg ausgefallen, meinst du nicht auch, Joseph?" antwortete Alex.
    Aber Joseph hatte, wie stets, eigene Vorstellungen, und er sprach sie auch aus.
    „Nicht für einen Missionar." Er deutete in die Tiefe, wo die Wilden rings um die EVANGELINE das Gelände bevölkerten; sie sahen wie emsige Ameisen aus. „Die Dogues zu bekehren, das könnte durchaus die Aufgabe für einen frommen, selbstlosen Missionar sein. Belizaire wäre ein Mann von solchem Schlag gewesen. Dazu braucht es keine Technik, nur die Willensstärke eines aufrechten Mannes."
    Belizaire war eine - vermutliche fiktive - Legendenfigur der Cajuns.
    Joseph wurde es nicht müde zu erzählen, wie Belizaire immer wieder dem Strick entrann, die Mädchen reihenweise betörte und immer gegen das überall auf die Cajuns lauernde Böse in Gestalt der
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