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1710 - Im Bann der schönen Keltin

1710 - Im Bann der schönen Keltin

Titel: 1710 - Im Bann der schönen Keltin
Autoren: Jason Dark
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sah, dass sie tränenfeucht waren. Er wollte etwas sagen, bewegte seine Lippen, aber es wurde nicht mehr als ein Flüstern, und ich verstand nicht, was er wollte.
    »Übernimm du ihn, Purdy«, sagte ich. »Ich kümmere mich um die drei anderen.«
    »Geht klar.« Sie fasste den Bärtigen an und führte ihn behutsam zur Seite.
    Es befanden sich noch drei Personen in dem Versteck. Sie hatten mitbekommen, dass ihrem Leidensgenossen nichts passiert war, und kamen mir jetzt durch ihre Reaktion entgegen, denn sie alle streckten ihre Arme aus.
    Ich holte zuerst die Frau hoch. Sie war dunkelhaarig und hatte so etwas wie ein Cape um ihren Körper geschlungen. Sie zitterte am ganzen Körper. Ich musste noch unter ihre Arme greifen, dann hatte sie es geschafft. Ohne mich weiterhin anzusehen, lief sie auf den älteren Mann zu und warf sich in seine Arme.
    Wir wussten nicht, wie lange die Menschen in dem Versteck ausgeharrt hatten, aber sie waren schon recht erschöpft und drängten sich nach ihrer Befreiung wieder dicht zusammen, um uns mit ängstlichen Blicken anzuschauen.
    Ich wusste nicht, in welcher Zeit wir gelandet waren, aber für die vier Menschen hier mussten wir wie Fremdkörper wirken, denn wir waren anders gekleidet.
    Ich war froh, dass sich Purdy mit ihnen beschäftigte. Sie stand vor der Gruppe und lächelte. Mit dieser Geste wollte sie die Kruste der Angst aufweichen.
    »Es ist alles okay«, sagte die Staatsanwältin. »Ihr müsst keine Angst mehr haben.«
    Die Worte waren verstanden worden, das sahen wir an ihren Reaktionen. Sie schauten sich gegenseitig an, flüsterten und schickten den Mann mit dem Bart vor. Der ging einen Schritt auf uns zu. Wir sahen, dass er helle Augen hatte.
    Es dauerte noch seine Zeit, bevor er anfing zu sprechen, und es begann mit einer Frage.
    »Wer seid ihr? Wo kommt ihr her? Bitte, ihr seht so fremd aus. Ich begreife nichts …«
    Purdy gab die Antwort, und sie sprach dabei mit einer weichen Stimme. »Ihr müsst euch keine Sorgen machen, es ist alles in Ordnung. Aber wir wissen leider nicht, wo wir sind.«
    »Seid ihr nicht mit dem Boot gekommen?«
    »Nein.«
    Der Mann war irritiert. Er dachte kurz nach und sprach davon, dass wir uns an der Küste aufhielten.
    »An welcher?«
    »Irland. An der irischen.« Danach verfiel er in eine andere Sprache.
    Die verstanden wir zwar nicht, doch am Klang hörte ich heraus, dass es nur gälisch sein konnte. Die irische Küste war recht groß. In unserem Fall war es egal, wo wir uns befanden. Fremd war es allemal.
    Der Mann unterhielt sich wieder mit seinen Leuten. Erneut verstanden Purdy und ich nichts. Wahrscheinlich sprach nur der Ältere mit der Mütze unsere Sprache.
    Aber die drei anderen Gefangenen entspannten sich. Sogar erleichtert lächeln konnten sie, und sie nickten uns mehrmals zu.
    »Meine Freunde möchten wissen, woher ihr kommt. Ihr seid so anders als wir.«
    Purdy gab die Antwort, ohne den Mann aufzuklären. »Das mag sein, es ist auch nicht wirklich wichtig für euch. Denkt einfach daran, dass wir gekommen sind, um euch zu helfen. Wir haben euch in einem Versteck gefunden. Jetzt seid ihr frei.«
    Der Mann nickte. Er überlegte noch einen Moment, dann streckte er uns seine rechte Hand entgegen. »Ich bin Trebane«, sagte er mit fester Stimme. »Meine Freunde und ich sind die letzten Menschen hier im Dorf.«
    »Und wo sind die anderen Bewohner?«, fragte ich.
    Die Antwort schockte uns schon. »Geflohen oder tot. Viele sind tot …«
    Purdy und ich schauten uns an. Das hörte sich nicht gut an. Und wenn wir darüber nachdachten, was wir bisher erlebt hatten, dann konnte das durchaus zutreffen. Von Beginn an hatten wir die Befürchtung gehabt, hier kaum noch Menschen zu finden. Der Ort hatte einen sehr verlassenen Eindruck gemacht.
    »Warum seid ihr hier geblieben?«
    Der Mann schaute mich an. »Wir wollten nicht fliehen. Wir haben uns versteckt. Wir haben gebetet und hofften so, dass man uns vergessen würde.«
    »Wer sollte euch denn vergessen?«
    »Ihr kennt sie nicht – oder?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Es ist die Verstoßene, die grausame Druidin. Die Heidin, die immer wieder Menschen sucht, um sie zu Opfern zu machen. Versteht ihr?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Sie ist zu einer bösen Herrscherin geworden. Sie kennt keine Gnade. Sie hat viele von uns geopfert und dem großen Ungeheuer übergeben.«
    Allmählich ging mir ein Licht auf. »Sprichst du von dem Meeresungeheuer?«
    »Ja, davon rede ich.«
    »Und ihm werden Menschen
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