Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Augenblick durch einen atomaren Sprengsatz zerstört worden. Von ihr würden nicht einmal identifizierbare Trümmer übrigbleiben, die dem Gegner dienen konnten.
    Alles, was - wenn überhaupt - von der ODIN bleiben würde, war eine Erinnerung.
     
    9.
     
    Reginald Bull lehnte mit dem Rücken am Metall der Kabinenwand und hielt die Augen geschlossen. Michael Rhodan stand neben dem Bett und blickte hinab auf den ausgezehrten Körper, der auf dem Bett lag.
    Die letzten Stunden, erinnerte sich Reginald Bull, waren spannend gewesen. Riskante Manöver, Verfolgungsjagden, Tricks und Finten - unter normalen Umständen hätte er sicher seinen Spaß daran gehabt.
    Die ATLANTIS und ihre sechs Tenderschiffe hatten sich erfolgreich gegen die Schneeflocken durchgesetzt. Sie hatten Thyssan verlassen, sie hatten Schäden durch die Schneeflocken vermieden, und sie waren mit heiler Haut aus dem gefährlichen Sonnensystem entkommen.
    Reginald Bull hatte von diesen Ereignissen so gut wie nichts mitbekommen. Es hatte ihn nicht interessiert. Ihn nicht, auch nicht Michael. Und ganz besonders nicht Gucky.
    Seltsam. Ausgerechnet der Ara. Er war einer der Ältesten an Bord gewesen, und auf Thyssan hatte er an seinen Kräften Raubbau getrieben.
    Aber er war der letzte von der ODIN.
    Zuletzt hatte Gucky den Planeten verlassen, eine knappe Stunde nach allen anderen, mit einem Teleportersprung, der ihn an Bord der ATLANTIS gebracht hatte. Was er in dieser Stunde auf Thyssan empfunden und erlebt hatte, blieb das Geheimnis des Mausbibers. Er hatte jedenfalls sehr ernst gewirkt und außerordentlich müde.
    Müde waren sie alle drei, trotz Unsterblichkeits-Chip. Das Geschenk einer überlegenen Technologie mochte hervorragend dazu taugen, körperliche Abnutzungserscheinungen zu verhindern und die Kräfte zu regenerieren, aber es half wenig gegen seelische Ermüdung. Und die Seelen dieser drei waren so matt, daß sie kaum noch etwas in ihren Körpern hielt.
    Gucky kam in die Krankenstation, durch die Tür. Normalerweise hätte Bully einen Witz darüber gemacht, über Guckys leicht watschelnden Gang.
    „Hallo, alter Freund!" grüßte Reginald Bull leise. Michael Rhodan nickte nur kurz.
    „Wir sind auf dem Rückflug zum Treffpunkt mit Moira", sagte Gucky ruhig. Per Telekinese zog er einen Stuhl heran. Er setzte sich unmittelbar neben das Bett. „Hat er noch etwas gesagt?"
    Reginald Bull schüttelte den Kopf. „Nichts", murmelte er. „Nichts, was wir hätten verstehen können. Aber er scheint bei klarem Bewußtsein zu sein..."
    Gucky blickte auf das hagere, eingefallene Gesicht des Wissenschaftlers. Magkues Augen waren geschlossen, aber die Augäpfel bewegten sich hinter den geschlossenen Lidern.
    Gucky sah den ausgezehrten Körper an.
    „Er scheint zu träumen", sagte der Mausbiber leise. „Oder angestrengt nachzudenken." Über die Züge des llts huschte ein schemenhaftes Lächeln. „Der Unterschied ist nicht so recht auszumachen."
    „Nachzudenken?"
    „Formeln, Strukturen und dergleichen", antwortete Gucky. „Er ist noch immer mit dem Problem beschäftigt, warum die anderen sterben mußten. Sein Denken wird immer wieder durchbrochen von Bildern, die ihm diese Menschen zeigen. Er muß die Frauen und Männer der ODIN, soweit er sie gekannt hat, sehr gemocht haben.
    Reginald Bull senkte den Kopf und nickte.
    Michael Rhodan lächelte schwach. „Und an sich denkt er nicht? Daß er sehr bald sterben wird?"
    Gucky schüttelte den Kopf.
    „Nicht für eine Sekunde", sagte er leise. „So wirkt es jedenfalls auf mich."
    Seltsamerweise wußte, außer einem Telepathen selbst, niemand genau, wie es war, die Gedanken eines anderen Menschen zu lesen.
    Die meisten stellten sich vor, es sei wie das Betrachten eines Filmes oder das Abhören einer Funkverbindung, mit einer säuberlichen Trennung zwischen dem Horcher und dem Belauschten, dessen Gedanken dabei so leicht hörbar waren wie ein heimlich aufgenommenes Selbstgespräch. Und ebenso klar gegliedert und säuberlich erkennbar.
    Andere, mit etwas mehr Phantasie, stellten sich vor, man schlüpfe in das Denken und Empfinden einer anderen Person hinein, wie in einem Traum, den man nicht mehr steuern kann. Man denkt und fühlt und weiß, was man tut, man spürt den jeweiligen Körper, aber es bleibt ein eigentümliches Gefühl von Fremdheit dabei übrig, das dem Telepathen bewußtmacht, wer er selbst ist und wer sein Opfer.
    In Wirklichkeit war es eine Mischung aus diesen Phänomenen, für Außenstehende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher