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1705 - Auf der Welt der Kristalle

Titel: 1705 - Auf der Welt der Kristalle
Autoren: Unbekannt
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erinnert; sie waren von ähnlicher Form gewesen wie dieser Kristall. Aber sie hatten nicht diese Perfektion aufzuweisen gehabt, nicht diese Regelmäßigkeit, das vollkommene Ebenmaß aller Teile und Proportionen.
    Einzelheiten konnte man nicht erkennen, immer nur für Sekundenbruchteile offenbarte der Kristall einen Teilaspekt seines Aussehens. Er schwebte in der Luft und drehte sich langsam um seine vertikale Achse, ohne einen Laut zu verursachen, und Boro Shufman wußte plötzlich, wem er gegenüberstand: dem zu Kristall gewordenen Tod.
    Er begann sich zu bewegen, er konnte nicht anders.
    So schrecklich anzusehen dieses Gebilde war, es hatte etwas an sich, das Boro Shufman nirgendwo sonst auch nur näherungsweise gesehen oder erlebt hatte.
    Dieses Gebilde war perfekt.
    Er wußte es, spürte es in seinem ganzen Körper. Er hatte nicht den geringsten Zweifel: Dieser schwarzstrahlende Kristall, dieser frostige Tod, war auf seine Weise vollkommen.
    Tod und Vollkommenheit - zwei Begriffe, die Boro Shufman niemals miteinander zu verbinden gewagt hätte. Aber es war so, er konnte es sehen und spüren, und er konnte nicht anders handeln.
    „Zurück!" rief jemand, aber Shufman nahm die Stimme kaum wahr.
    Der Terraner wußte. daß er diesen Weg jetzt gehen mußte. Wenn die anderen den Pfad vor sich nicht sahen. kein Auge hatten für die Perfektion des Bildes, dann war es ihr Problem. Er wußte, was er zu tun hatte ...
     
    8.
     
    Aktet Pfest stieß einen wüsten Fluch aus, glücklicherweise in einem lokalen Springer-Dialekt, den nicht jedermann verstand.
    Der erste Anflug auf Thyssan war mißglückt, weil sich drei der Schneeflocken in einen Hinterhalt gelegt hatten. Der Versuch einer handstreichartigen Überraschung war damit gescheitert, von nun an waren die Schneeflocken gewarnt und auf solche Manöver vorbereitet.
    Man durfte sie nicht zu nahe herankommen lassen.
    „Was nun?" fragte der Kommandant. „Noch einmal durch die Mitte, aber dieses Mal mit Gewalt?"
    Ronald Tekener schüttelte sofort den Kopf.
    „Kommt nicht in Frage", widersprach er laut.
    „Dort unten", meldete sich jemand aus dem Hintergrund, „dort unten auf Thyssan verrecken unsere Leute. Sie sterben wie die Fliegen - Gucky hat es gesagt, und wir alle haben es gehört." Tekener hob die rechte Hand. Er schüttelte ablehnend den Kopf.
    „Wir sind hier nicht einmal in Feindesland", sagte er. „Wir wissen nicht, mit wem oder was wir es zu tun haben. In dieser Lage wie ein Wilder zum Sturmlauf anzusetzen würde den Schaden noch vergrößern.
    Wir können nicht jedesmal, wenn sich die Dinge nicht nach unserem Gusto entwickeln, aus allen Rohren jeden Widerstand und jedes Hindernis zusammenschießen.
    .Dann müssen wir uns etwas einfallen lassen...", bemerkte Dao-Lin-Hay gelassen. „Etwas Raffiniertes."
    „An Transmitter ist nicht zu denken", warf Julian Tifflor ein. „Gucky hat berichtet, daß der Transmitter der ODIN nicht einsatzklar ist und auch nicht in angemessener Zeit repariert werden kann."
    „Dann soll Gucky doch die Überlebenden hochschaffen", schlug jemand vor. „Er ist doch Teleporter, oder?" Julian Tifflor nickte.
    „Ein naheliegender Gedanke", gab er zu. „Und ich bin sicher, Gucky würde sein Äußerstes tun. Es gibt trotz aller Todesfälle noch Hunderte von Überlebenden. Bis wir die alle miteinander auf diese Weise an Bord gebracht haben, vergehen zwei Tage."
    „Wieso das?"
    „Es gibt zwei Möglichkeiten", gab Tifflor zu bedenken. „Wahl eins: Wir bleiben in sicherer Entfernung. Dann muß Gucky aber bei jedem Transport mehrere astronomische Einheiten überwinden, und das ist selbst für ihn eine Strapaze. Wahl zwei: Wir gehen näher heran. Dann müßte Gucky uns quasi im Vorbeiflug erwischen. Für ihn mit seinem Können wahrscheinlich machbar und weniger strapaziös, aber wir müßten jeweils für zwei oder drei Gerettete einen neuen Anflug unternehmen. Schließlich werden die Schneeflocken unseren Manövern nicht stillschweigend zusehen. In diesem Fall werden wir Tage für das Manöver brauchen."
    „Und wenn Gucky einen tragbaren Transmitter runterschafft und zusammenbaut?"
    „Haben wir uns auch schon überlegt, das bliebe als letzte Rettung. Mit einem solchen Not-Transmitter gehts aber nur langsam, und einige der Verwundeten oder Kranken würden diesen Transport kaum überleben."
    Aktet Pfest griff zum Mikrophon. „Wie steht ihr dazu, unten auf Thyssan?"
    Reginald Bulls Stimme klang aus dem Lautsprecher. Julian Tifflor
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