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1701 - Templer-Mirakel

1701 - Templer-Mirakel

Titel: 1701 - Templer-Mirakel
Autoren: Jason Dark
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noch alle da, wie ich auf den ersten Moment sah. Es reichte mir aus und sorgte dafür, dass mein Erinnerungsvermögen wieder aktiviert wurde. Ich kam mir vor wie damals, und ich erkannte, dass sich hier nichts, aber auch gar nichts verändert hatte.
    Noch immer wirkten die steinernen Gestalten wie blank geputzt, die auf den Platten lagen. Steinerne Wächter, die darauf warteten, dass irgendwann einmal das Jüngste Gericht über sie kommen würde, um dann alles zu richten.
    Obwohl die Kirche nicht besonders groß war, überkam mich der Eindruck einer gewissen Größe und Gewaltigkeit, was jedoch nichts mit den Ausmaßen zu tun hatte, denn ich dachte mehr daran, welche Bedeutung diese Kirche hatte.
    Hier war Geschichte geschrieben worden, hier lagen die Templer, die für ihre Sache gekämpft hatten.
    Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem. So lautete der vollständige Name, der auf den Gründer des Ordens, Hugo von Payens, zurückführte.
    Vieles hatte man den Templern angedichtet. Ketzerei, Geheimbündelei, Verschwörungen. Die Sucht nach Reichtum und Macht, und so war der Orden sehr mächtig geworden, ein mächtiger Staat im Staate. Und es war dem Orden auch erlaubt, mit Sünden belastete Ritter aufzunehmen, damit sie sich im Kampf reinwaschen konnten. Ihr erstes Hauptquartier hatten die Templer auf dem Jerusalemer Tempelberg errichtet, auf dem heute noch die Al-Aksa-Moschee zu besichtigen ist.
    Immer mächtiger wurden die Templer, was dem König Philipp IV. nicht gefiel. Er sammelte Anklagepunkte gegen den Orden. Zusammen mit Papst Clemens V. sammelte er Beweise gegen die Templer. Weil es sie nicht gab, wurden sie geschaffen. Es ging um Ketzerei, Götzenkult und Unzucht, und damit begann eine gnadenlose Jagd.
    Die Templer wurden nicht alle vernichtet. Viele konnten fliehen, aber der Orden war zerschlagen. Inoffiziell lebte er jedoch weiter, und das bis zum heutigen Tag.
    Und es lag noch nicht lange zurück, da war er von der Kirche rehabilitiert worden. Als der Vatikan sein Geheimarchiv öffnete, fand man dort ein 700 Jahre altes Dokument. Es war das »Pergament von Chinon«. Dort erteilte Papst Clemens V. den Templern die Absolution. So waren sie auch damals keine Ketzer gewesen. Unter dem Druck des französischen Königs hatte der Papst es nicht gewagt, das Dokument zu veröffentlichen. Leider war die Rehabilitation siebenhundert Jahre zu spät erfolgt.
    »Sie sind so still, Sinclair.«
    »Das weiß ich.«
    »Und warum?«
    »Weil ich nachdenke.«
    »Darf ich den Grund wissen?«
    Ich schaute nach rechts, wo Aubry stand. Er war mehr eine Schattengestalt, weil ich ihn nicht anleuchtete.
    »Es geht mir um die Templer allgemein. Ich habe soeben über ihr Schicksal nachgedacht und welche Fehler dabei in der Vergangenheit passiert sind.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Und jetzt frage ich mich, warum wir beide hier stehen. Ich sehe keinen Grund. Mich interessiert, ob es tatsächlich einen gibt.«
    »Sonst stünden wir nicht hier.«
    »Dann sagen oder zeigen Sie ihn mir!«
    Er gab mir keine Antwort. Ich erhielt trotzdem eine, denn dort, wo es noch dunkel war, weil der Lichtschein nicht hinreichte, hörte ich eine Männerstimme, die mich ansprach.
    »Willkommen im Reich der Vergangenheit, John Sinclair.«
    Die Stimme hinterließ in der Kirche einen Hall. Es war klar, das ich über die Worte nachdachte und vor allen Dingen über die Stimme, die mir allerdings nicht bekannt vorkam.
    Deshalb folgte ich meinem inneren Drang und fragte: »Wer sind Sie?«
    Ich hörte ein Lachen. »Ich glaube Ihnen, dass Sie unter Anspannung stehen. Sie wollen meinen Namen wissen. Gut, ich werde ihn Ihnen verraten. Ich heiße William Harding.«
    Jetzt hatte ich den Namen gehört, war aber ebenso schlau wie vorher. Der Name sagte mir nichts.
    »Harding?«, wiederholte ich. »Sorry, Mister, aber müsste ich Sie kennen?«
    »Nicht unbedingt. Aber ich kenne Sie. Sie sind in gewissen Kreisen sehr bekannt.«
    »Ja, das kann ich nicht ändern. Aber noch mal, Mister Harding, was treibt Sie hierher?«
    »Von treiben kann kaum eine Rede sein, ich sehe diese Kirche als meine zweite Heimat an.«
    »Aha. Dann gehören Sie zu den Templern oder fühlen sich ihnen verbunden?«
    »Das kann man wohl behaupten. Ich bin der Letzte der Bruderschaft, die sich in dieser Kirche getroffen hat. Es liegt schon lange zurück, aber es könnte sein, dass Sie sich daran erinnern.«
    Ich erinnerte mich tatsächlich. Schwach, aber immerhin. »Sie
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