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1701 - Templer-Mirakel

1701 - Templer-Mirakel

Titel: 1701 - Templer-Mirakel
Autoren: Jason Dark
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sie ihm dieses Gefühl nicht ab. Es war eine Maske, die sie gedanklich einschläfern sollte.
    Aber sie hatte Zeit, sich ihn genau zu betrachten. Er war recht groß. Von seinem Körper war nicht viel zu sehen, weil der Umhang ihn verdeckte. Allerdings lag sein Kopf frei, und der war schon besonders. Völlig haarlos und auch nicht rund, sondern mehr eckig. Als wäre er verwachsen. Sie sah die Stirn, die etwas nach vorn geschoben war, die hellen Brauen und die Augen darunter, die sich allerdings in zwei Höhlen versteckten.
    In dem Gesicht gab es keine einzige Falte. Die Haut wirkte wie glatt über die Knochen gezogen. Auch das glatte Kinn war kantig wie der ganze Kopf.
    Die Wangenknochen sprangen schärfer hervor als bei einem normalen Menschen. Auch die Nase sah knochig aus, und wer den Mund sehen wollte, musste schon genau hinschauen, weil die Lippen zu dünn und auch zu blass waren, sodass sie sich kaum von der Gesichtsfarbe abhoben.
    Sophie schaute in die Augen des Mannes. Die Pupillen zeigten ein helles Blau, wie Sophie es noch nie gesehen hatte. Man konnte es als ein Himmelblau bezeichnen, doch sie glaubte nicht, dass dieser Mann etwas mit dem Himmel zu tun hatte. Eher mit dem Gegenteil davon, der Hölle.
    »Es freut mich, dich hier in meiner Welt zu sehen, Sophie. Uns hat eine schöne Frau gefehlt.«
    Sie hörte die Worte, ohne auf sie einzugehen. Sie prallten an ihr ab. Ihr schoss ein anderer Gedanke durch den Kopf, und sie musste die Frage einfach loswerden.
    »Wer sind Sie?«
    Jetzt lächelten die dünnen Lippen. Es wurde auch eine Antwort gegeben, die ihr allerdings banal vorkam.
    »Soll ich sagen, dass ich dein Schicksal bin?«
    Sophie lachte auf. »Soll ich das glauben?«
    »Ich denke schon.«
    »Dann darf ich wohl fragen, welche Beziehung wir miteinander haben. Wenn jemand mit mir von meinem Schicksal spricht, dann muss dies so sein. Verstehen Sie?«
    »Sicher. Ich brauche keine Belehrung, es ist tatsächlich so. Ich bin dein Schicksal. Und nicht nur deines, auch das deines Mannes Godwin de Salier.«
    »Das soll ich glauben?«
    »Du musst es glauben.« Die nächsten Sätze klangen ironisch. »Dein Mann ist ein wahrer Held, der für seine Frau durchs Feuer geht. Da kann ihn niemand aufhalten. Er denkt an nichts anderes. Er will es, und er tut es auch.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung«, erwiderte sie lässig und wusste selbst, dass nichts, aber auch gar nichts in Ordnung war. Dass dieser Mensch so von Godwin gesprochen hatte, ließ darauf schließen, dass er mehr wusste.
    »Gut, dass du es einsiehst.«
    »Nur habe ich ein Problem, Monsieur.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Wie heißen Sie? Da Sie meinen Namen kennen, möchte ich gern den Ihren erfahren.«
    »Kann ich verstehen«, erwiderte er. »Ich heiße Cassel. Pierre Cassel.«
    Das hatte sich Sophie schon gedacht. » Der Cassel?«, fragte sie. »Derjenige, der Fast Food verkauft?«
    »Genau der. Auch ohne Bio-Siegel laufen meine Geschäfte gut. Da musst du dir keine Gedanken machen. Ich leite einen großen Konzern, aber das ist mir nicht genug. Ich bin so weit gekommen, dass ich mich jetzt um die wahren Dinge des Lebens kümmern muss, und die liegen nicht offen auf dem Tisch, sondern blühen im Verborgenen. Ich aber habe sie daraus hervorgeholt, und ich bin sehr stolz darauf, denn ich habe das Ziel schon so gut wie erreicht. Ich muss nur noch den allerletzten Schritt gehen.« Er rieb die Hände mit den langen Fingern gegeneinander. »Das heißt, eigentlich bin ich ihn schon gegangen.«
    »Sie meinen mich?«
    »Du gehörst dazu. Und natürlich Godwin de Salier. Er ist so etwas wie ein Joker. Ihm müsste ich eigentlich dankbar sein.«
    Sophie hatte ihn reden lassen. Ihre Gedanken waren dabei auf die Wanderschaft gegangen. Sie dachte daran, was Godwin ihr über seinen Traum erzählt hatte oder über diese plötzliche Erinnerung, die ihn überfallen hatte.
    Er war mit seinem Freund auf den Hügel Golgatha geritten. Er hatte die Felsenbirne gesehen. Er hatte die Früchte geerntet. Er hatte sie in der Hand gehalten, um sie auszudrücken. Er hatte den Saft in das Gefäß tropfen gesehen, und dann hatte ihn der Schlag getroffen und in die Tiefen der Bewusstlosigkeit gestürzt.
    Der Mann, dem er dies zu verdanken hatte und der damals an seiner Seite geritten war, hieß Jerome Cassel.
    Sophie wollte es auf eine Konfrontation ankommen lassen und flüsterte den Namen vor sich hin.
    Sie hatte ihn noch nicht richtig ausgesprochen, da zuckte Cassel
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