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1700 - Hüter der Apokalypse

1700 - Hüter der Apokalypse

Titel: 1700 - Hüter der Apokalypse
Autoren: Jason Dark
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ständiger Begleiter war.
    Immer weiter und höher kamen sie. Leider war es noch zu dunkel, sodass sie die Kuppe nicht sahen, aber wenn sich der Ball der Morgensonne im Osten zeigen würden, hatten sie es geschafft. Mussten sie es geschafft haben, denn es gab noch einen Rückweg und auch den Abbau des Lagers.
    Der Templer spürte die Spannung in sich. Es war wie ein Feld, das sich ausbreitete und die Nervenbahnen erfasste. Er kannte dieses Gefühl. Es stellte sich bei ihm immer ein, wenn große Veränderungen bevorstanden.
    Jerome Cassel, der Mann aus der Bretagne, ritt an seiner Seite. Er drehte den Kopf, um Godwin anschauen zu können. Der größte Teil des Kopfes war unter dem Helm verschwunden. Nur das Gesicht lag frei, und auch da störte der Nasenschutz.
    »Was denkst du, Godwin?«
    »Wir schaffen es, Jerome. Wir sind auserwählt. Wir werden der Legende auf den Grund gehen, das schwöre ich dir. Ich will den Baum endlich sehen, ich will wissen, ob er wirklich Früchte trägt, wie es heißt. Ansonsten kannst du mit einem Felsenbirnbaum nichts anfangen. Er eignet sich nur als Brennholz.«
    »Und du bist sicher, dass er blüht?«
    »Ja. Er ist etwas Besonderes. Haben wir nicht erfahren, dass das Kreuz des Erlösers aus dieser Felsenbirne bestand? Die Römer wollten ein möglichst wertloses Holz einsetzen und ihn damit noch mehr beleidigen. Wir aber werden dafür sorgen, dass die Felsenbirne zu einem Baum wird, den man verehrt.«
    »Ja, dafür sind wir hier.« Jerome schaute wieder nach vorn. »Ich hoffe nur, dass wir sie finden.«
    »Darüber musst du dir keine Gedanken machen. Wenn die Sonne aufgeht und ihre Strahlen in den frühen Morgen hineinschickt, wird die Kuppe des Hügels erhellt und wir werden alles überdeutlich sehen. Ich gehe davon aus, dass dieser Baum besonders hervorsticht.«
    »Meinst du nicht, dass die Ungläubigen ihn schon gefällt haben könnten?«
    »Nein, Jerome, deine Gedanken sind falsch. Die Ungläubigen wissen nicht, was dieser Baum für uns bedeutet, und deshalb werden wir ihn finden – auch seine Blüten oder sogar Früchte.«
    »Er hat Früchte getragen?«
    »Ja, so erzählt man sich. Als die Heilige Stadt Jerusalem zum ersten Mal durch die Ungläubigen zerstört wurde, trug der Baum Früchte, und sie sind das Wichtigste.«
    »Warum?«
    »Das wirst du noch erleben, Jerome.«
    »Dann gehst du davon aus, dass der Baum auch jetzt noch Früchte trägt?«
    »Ja. Sonst hätte unser Kampf keinen Sinn.«
    Jerome Cassel sagte nichts. Er war nicht so sehr davon überzeugt, aber er wollte Godwin nicht widersprechen, denn er war derjenige, der sie bisher gut geführt hatte. Es war alles das eingetreten, was er vorausgesagt hatte, und doch kamen Jerome Zweifel.
    Er schaute nach Osten.
    Dort malte sich bereits ein heller Streifen ab, der eine rötliche Farbe zeigte. Die Sonne würde sich auf ihrem Weg nicht aufhalten lassen. Schon jetzt begrüßte sie den Tag, und das hatte auch Godwin de Salier gesehen.
    Er hob die rechte Hand. Die Männer hinter ihm verstanden das Zeichen. Sie zügelten ihre Pferde und warteten darauf, was ihnen ihr Anführer zu sagen hatte.
    Godwin sprach so laut, dass auch der Letzte seiner Getreuen es hörte. »Wir haben unser Ziel beinahe erreicht. Ich sehe die Kuppe des Hügels bereits vor mir. Den letzten Rest des Wegs werden Jerome Cassel und ich allein reiten. Sollten wir das Geheimnis finden, werden wir euch Bescheid geben. Wir reiten danach den Hügel wieder herab und begeben uns ins Lager, aus dem wir aufbrechen und uns bis nach Accra durchschlagen, von wo aus wir ein Schiff besteigen, das uns zurück ins Abendland bringt.« Er reckte den Kopf. »Muss ich noch mehr sagen?«
    Keiner widersprach. Godwin war zufrieden. Er schärfte ihnen noch ein, besonders wachsam zu sein, dann drehte er sein Pferd um die Hand und ritt los.
    Jerome Cassel folgte ihm in einem angemessenen Abstand. Die Fahne der Templer hielt er hoch. Sie flatterte im Wind, und sie sollte auf dem Hügel gehisst werden.
    De Salier schaute stur geradeaus. Auf dem letzten Stück der Strecke überkamen ihn starke Gefühle. Was nun vor ihm lag, war sein großes Lebensziel, und für ihn würde sich ein Traum erfüllen. Er war aufgewühlt. Im Innern spürte er das Zittern, das Blut floss schneller durch seine Adern, denn dieser Sieg würde den Templern gehören.
    An einen Angriff durch die Ungläubigen dachte er nicht mehr. Dieser heilige Hügel gehörte ihnen, und als er die letzten Meter zurücklegte, da hatte
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