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17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut

Titel: 17 - Im Schatten des Grossherrn 06 - Der Schut
Autoren: Karl May
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Feigling bin?“
    „Nein. Du mußt leider mit; deine Ehre gebietet es dir. Aber laß Kara Ben Halef bei mir zurück!“
    „Nein, Effendi. Er soll ebensowenig wie ich feige genannt werden. Hadschi Halef Omar läßt seinen Namen nicht schänden. Wenn wir sterben sollten, so grüße meine Hanneh, die Rose unter den Blumen, und sage ihr, daß wir nicht vor dem Tod gezittert haben. Tröste die Gute, und lebe auch du wohl, mein lieber, lieber Herr!“
    Er eilte fort. Omar Ben Sadek war bei uns geblieben.
    „Nun, und du?“ fragte ich ihn.
    „Ich halte zu dir, denn ich bin nicht verrückt“, antwortete er. „Mögen sie mich für feige halten; mein Stolz hört nicht auf solche Leute!“
    „Du hast recht. Übrigens wirst du wohl Gelegenheit finden, auch zu zeigen, daß du Mut besitzest. Kommt, wir wollen fort!“
    Wir nahmen unsere Pferde bei den Zügeln und gingen. Als wir die Enge hinter uns hatten, war von den Haddedihn schon nichts mehr zu sehen; sie konnten nicht schnell genug ins Unglück gelangen. Unten im Tal angekommen, stiegen wir auf und ritten ihren Spuren nach. Wir sahen, wo die Bebbeh gelagert hatten. Die Hufstapfen ihrer Pferde führten von da aus nach Norden um den Berg herum, dessen westlicher Fuß in eine Ebene überging, deren Breite wohl über eine englische Meile betrug.
    Eben bogen wir, dem Tal folgend, nach Westen ein, da hörten wir Schüsse und ein wildes Geschrei. Der Kampf hatte begonnen. Wir ritten rascher. Das Schießen dauerte fort.
    „All devils!“ rief der Lord, dessen sich das Kampffieber zu bemächtigen schien. „Die Kurden schlachten unsere Haddedihn bis auf den letzten Mann ab, wenn wir nicht schneller machen. Vorwärts, vorwärts!“
    Er gab seinem Pferd die Sporen und flog im Galopp davon. Omar und ich folgten ebenso rasch hinterher. Jetzt hatte das Schießen aufgehört, aber das Schreien war stärker geworden. Da öffnete sich das Tal nach der genannten Ebene, und wir sahen den Kampfplatz vor uns liegen. Hier hatten die Bebbeh gelagert; der Überfall war, wie ich vorausgesehen hatte, vollständig mißlungen. Wir sahen Tote und Verwundete liegen; diejenigen Haddedihn, welche davongekommen waren, flohen draußen über die Ebene; sie wurden von den Bebbeh verfolgt; natürlich waren diese ebenso zu Pferde. Links sah ich Amad el Ghandur auf seinem Schimmel dahinstürmen; fünf Kurden waren hinter ihm her. Der Vorderste von diesen ritt eine prächtige persische Rappstute. Das war der Scheik Ahmed Azad. Grad vor uns floh der kleine Kara Ben Halef, verfolgt von einem Kurden, der auf einem persischen Fuchs saß; auch dieses Pferd war hochedel, wie ich auf den ersten Blick sah. Hart hinter diesem ritt Halef, um seinen Sohn zu schützen, doch war sein Pferd nicht schnell genug, den Fuchs einzuholen. Auf die übrigen Reiter achtete ich nicht, denn ich sah, daß Kara Ben Halef verloren war, wenn der kräftigere Kurde ihn einholte; ich mußte ihm zu Hilfe kommen.
    „Dem Knaben nach!“ rief ich den Gefährten zu. „Rih, Rih, kawahm, kawahm – schnell, schnell!“
    Wir flogen an dem Kampfplatz vorüber. Die wenigen Kurden, welche dort mit den Verwundeten beschäftigt waren, wollten auf uns schießen, hatten aber keine Kugeln in den Läufen. Ich sauste, ohne nach Omar und Lindsay zurückzublicken, an schreienden Kurden vorbei, die sich auf der Verfolgung befanden, achtete aber gar nicht auf sie, denn ich hatte nur den Knaben im Auge, dem der Perserfuchs immer näher kam.
    Grad vor uns wurde die Ebene von einem bewaldeten Berg begrenzt, an dessen Fuß sich links ein breites Tal öffnete. In diesem verschwand jetzt Amad el Ghandur; Ahmed Azad war hart hinter ihm. Dorthin lenkte Kara Ben Halef auch, gefolgt von dem Kurden und dann von seinem Vater. Ich kam dem letzteren schnell näher. Er hörte mich kommen, drehte ich im Sattel um und rief, als er mich sah, mir zu:
    „Sihdi, rette meinen, Sohn! Mein Pferd ist nicht schnell genug.“
    „Hat er das Geheimnis schon angewendet?“
    „Nein.“
    „Dann ist ja alles gut. Folge mir, und bekümmere dich um weiter nichts!“
    Bei diesen Worten schoß ich an ihm vorüber. Es war, wie wenn ein Eilzug an einem langsamen Güterzug vorübersaust. Jetzt war das Tal erreicht. Jede Sekunde brachte mich dem Fuchs näher; bald war ich nur noch wenige Pferdelängen hinter ihm. Der Reiter drehte sich um, sah mich und schrie mir hohnlachend zu:
    „Bist du es, Giaur! Hole mich ein, wenn du kannst! Ich bin Nizar Hared, Gasahl Gaboyas zweiter Sohn!“
    Er zog
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