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1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

Titel: 1693 - Letzte Zuflucht: Hölle
Autoren: Jason Dark
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wieder atmen würde.
    Ich richtete mich auf.
    Sofort fiel mein Blick auf Dina Corner. Sie stand auf der Treppe und wirkte wie festgenagelt. Wenn der Begriff stumm vor Entsetzen je auf eine Person zugetroffen hatte, dann auf sie.
    Aber sie würde zusammenbrechen, und das wollte ich vermeiden, als ich zu ihr ging und sie abstützte. Wenig später schob ich sie auf das Haus zu und hörte hinter mir Mary Kendricks Stimme.
    »Ich habe einen Arzt …«
    »Nein, keinen Arzt mehr. Rufen Sie bitte einen Leichenwagen an. Mr Corner ist tot …«
    ***
    Auch die örtliche Polizei war erschienen. In Melrose gab es eine Polizeistation. Sie war mit zwei Leuten besetzt. Man hatte den Weg zum Haus abgesperrt, und ich hatte mich ausgewiesen und praktisch die Arbeit hier übernommen.
    Natürlich gab es Fragen über Fragen, aber die Antworten waren alles andere als leicht. Man hatte Fred Corner umgebracht, heimtückisch in den Rücken gestochen, doch einen Hinweis auf seinen Mörder hatte er mir nicht mehr geben können.
    Es stand nur fest, dass der kleine Lucas erneut entführt worden war. Ein Arzt befand sich ebenfalls auf dem Gelände. Er hatte sich besonders um Dina Corner kümmern und sie durch Spritzen ruhig stellen müssen.
    Sie lag im Schlafzimmer und war für einige Zeit nicht ansprechbar. Auch der örtliche Bestatter war eingetroffen. Die Leiche konnte abtransportiert werden. Hier brauchten wir keine Mordkommission und auch keine Spurensicherung.
    Ich hatte mich ins Haus zurückgezogen und einen Platz gefunden, an dem ich in Ruhe nachdenken konnte. Noch fühlte ich mich wie am Anfang. Ich musste unbedingt nachdenken und alles in eine Reihe bringen.
    Kinder im Babyalter wurden entführt und nach kurzer Zeit wieder freigelassen und ihren Eltern zurückgegeben. Die waren froh, um dann zu erleben, dass die Kleinen noch mal entführt wurden.
    Warum? Was ergab das für einen Sinn? Und was war mit den Kindern geschehen, die nur so kurz weg gewesen waren? Was hatte man mit ihnen angestellt?
    Es war etwas mit den Kleinen geschehen. Ich wusste auch, wer dahintersteckte. Obwohl mir nicht alle Details bekannt waren, ging ich davon aus, dass die andere Seite die Kleinen beeinflusst hatte. Sie wollte Nachwuchs rekrutieren.
    Der Gedanke daran ließ einen Schauer über meinen Rücken rinnen. Ich musste zunächst mal tief durchatmen, um einigermaßen in die Reihe zu kommen.
    Fest stand, dass der kleine Lucas entführt worden war. Und das am helllichten Tag. Seine Kidnapper waren nicht durch die Rückseite in das Haus eingedrungen, sondern hatten es von vorn betreten, wo auch unser Leihgolf parkte.
    Es war heller Tag. Man konnte nicht davon ausgehen, dass die Bewohner der Häuser in ihren Betten lagen und schliefen.
    Also konnte es unter Umständen Zeugen geben. Wenn ja, dann musste ich sie auftreiben. Das klappte nicht, wenn ich nur im Haus hocken blieb. Ich würde mich draußen umhören, bei den Nachbarn schellen und auf eine Portion Glück hoffen.
    An Mary Kendrick hatte ich nicht mehr gedacht. Sie sah ich, als ich das Haus durch den Vordereingang verließ. Auf der Straße gab es keine Absperrung. Was hier passiert war, das hatte sich blitzartig herumgesprochen. Dementsprechend viele Menschen hielten sich auf der schmalen Straße auf, und mein Gedanke, Zeugen zu finden, wurde immer konkreter.
    Ich sah Mary Kendrick. Sie war so etwas wie der Mittelpunkt einer Gruppe Menschen, die auf der anderen Seite stand. Es wurde nicht nur heftig diskutiert, ich stellte auch fest, dass manche Menschen feuchte Augen hatten.
    Mein Gefühl sagte mir, dass ich dort unter Umständen etwas erfahren konnte. Schon beim Näherkommen schnappte ich einige Gesprächsfetzen auf.
    »Was ist das nur für eine Welt? Auch unser Kind ist wieder weg.«
    »Das darf nicht wahr sein!«
    »In welch einen Teufelskreis sind wir hineingeraten?«
    »Man wird sie uns nicht mehr zurückgeben.«
    »Das ist die Hölle!«, rief eine Frau. »Ja, die Hölle! Niemand hat sich was darunter vorstellen können. Aber ich weiß, wie man in einem Menschen die Hölle entfacht! Indem man ihm das Wichtigste im Leben raubt.«
    Ich hatte die Gruppe inzwischen erreicht und wurde zum Glück auch von Mary Kendrick wahrgenommen. Sie winkte mir zu, und ihre Bewegungen bewirkten, dass sie nicht extra um Ruhe bitten musste, denn die lauten Stimmen verstummten fast ganz.
    Da man die Kindergärtnerin hier im Ort besser kannte, überließ ich ihr gern das Wort. Zudem wusste ich, dass sie keinen Unsinn
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