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1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

1693 - Letzte Zuflucht: Hölle

Titel: 1693 - Letzte Zuflucht: Hölle
Autoren: Jason Dark
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Kinder wieder abgeholt worden?
    Es fiel Wiebke schwer, sich von diesen Gedanken zu befreien und in eine andere Richtung zu lenken, und zwar nach vorn. Die Kinder waren nicht aus Spaß geholt worden. Man hatte etwas mit ihnen vor. Aber was und wo?
    Über das Was konnte sie sich stundenlang Gedanken machen, ohne eine Antwort zu finden. Das Wo war wichtiger, und da musste sie nicht erst groß nachdenken, denn für sie kam nur ein Ort infrage.
    Es war der alte Bahnhof am Ortsende.
    Der alte Benson fiel ihr ein, doch ihn zu finden, war nicht leicht. Und so entschloss sich Wiebke, es allein zu versuchen.
    Sie wollte zum Bahnhof, sie wollte retten, was noch zu retten war. Diese Kinder in den Krallen gewissenloser Geschöpfe zu wissen, das erschien ihr unerträglich, und so gab sie sich einen Ruck und machte sich auf den Weg.
    Dass sie sich dabei in Lebensgefahr begab, war ihr durchaus bewusst. Aber sie war auch an einem Punkt angelangt, wo das nicht mehr zählte.
    Und so schlug Wiebke Hiller den Weg zum alten Bahnhof ein. Sie war vorsichtig, hielt zudem Ausschau nach dem dunklen Lieferwagen, den sie nicht entdeckte.
    In Deckung des Hangs näherte sie sich dem Ziel. Um an den Bahnhof heranzukommen, hatte sie sich einen anderen Weg ausgesucht. Sie näherte sich ihm von der Rückseite her. Und dann sah sie den schwarzen Wagen, der am Fuß des Hanges dort stand, wo dichtes Buschwerk wuchs.
    Also doch!
    Sie hätte jetzt die Chance gehabt, zurück in den Ort zu gehen, um dort Hilfe zu holen. Davon nahm sie Abstand. Sie konnte nicht davon ausgehen, dass man ihr glaubte, und sie fürchtete sich auch davor, dass in der Zwischenzeit etwas passieren könnte.
    Noch ein letztes kurzes Nachdenken, dann hatte sie sich entschieden. Den Rucksack hatte sie beim Pfarrer zurückgelassen, der störte sie nicht mehr, und so glitt sie geschmeidig hoch und sah wenig später den Bahnsteig vor sich.
    Er war leer!
    Wiebke Hiller, die noch geduckt stand, wusste nicht, ob sie darüber froh sein sollte oder nicht.
    Sie ließ auch den letzten Rest der Strecke hinter sich.
    Nichts war zu hören. Zumindest nichts, was ihren Verdacht bestätigt hätte. Es war still um sie herum. Kein Weinen, kein leises Schreien oder Jammern. Nur die normalen Laute.
    Sie schaute nicht zum tiefer liegenden Ort zurück, sondern wandte sich nach rechts. Dort lag das alte Gebäude. Es sah grau und tot aus.
    Eine gewisse Hemmschwelle musste sie schon überwinden, um auf den Bau zuzugehen. Sie bewegte sich dabei so leise wie möglich. Auf ihrem gesamten Körper spürte sie das Kribbeln, als würden zahlreiche Spinnen mit ihren dünnen Beinen über die Haut laufen. Dann hatte sie das Gebäude erreicht und warf einen kurzen Blick durch das Fenster.
    Wiebke hatte Mühe, einen Schrei zu unterdrücken, obwohl sie das sah, was sie eigentlich erwartet hatte.
    Die sechs kleinen Kinder waren tatsächlich hier in den alten Bahnhof geschafft worden. Sie lagen wie aufgereiht nebeneinander auf dem kalten Boden. Im ersten Moment dachte Wiebke daran, dass sie nicht mehr lebten, da sie sich nicht bewegten, doch wenig später wurde sie eines Besseren belehrt. Da sah sie, dass die Kinder hin und wieder zuckten, auch mal ihre Lippen öffneten und leise Geräusche von sich gaben.
    Aber wo steckten ihre Entführer?
    Auf dem Bahnsteig hatte sie nichts von ihnen gesehen, und innerhalb des alten Baus entdeckte sie auch keine Spur.
    Dass sie sich in Luft aufgelöst hatten, daran wollte Wiebke nicht glauben. Sie hielt sich an die Realitäten. Das waren die vor ihr liegenden sechs Kinder, die sie retten musste.
    Sie wusste, dass es ein mehr als schwieriges Unterfangen war, aber sie sah auch keine andere Möglichkeit, und so zog sie wenig später die Tür auf und betrat den Bau.
    Sie hatte kaum einen Schritt nach vorn gesetzt, da spürte sie die Veränderung. Es lag etwas in der Luft. Eine gewisse Kühle umgab sie, und es war eine Kälte, die ihr unbekannt war.
    Sie dachte nicht länger über die Veränderung nach, blieb vor den sechs kleinen Kindern stehen und beugte sich nach vorn. Jetzt erkannte sie, dass die Blicke der Kleinkinder auf sie gerichtet waren.
    Aber konnte man die Augen noch als normal bezeichnen?
    Wiebke war davon überzeugt, dass mit diesen Kindern etwas nicht stimmte. Dass sie beeinflusst worden waren.
    Sie beugte sich noch tiefer. Lucas kannte sie, und ihm streckte sie ihre Hand entgegen. Er würde die Worte nicht verstehen, wenn sie ihn ansprach, doch es war ihr wichtig, dass er den
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