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169 - Der Vampir mit der Maske

169 - Der Vampir mit der Maske

Titel: 169 - Der Vampir mit der Maske
Autoren: A.F.Morland
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suchen.«
    Mr. Silver war damit einverstanden. Er löste die magischen Fesseln von Waite, der sich nie mehr erheben würde. Ein Wesen seiner Art hatte ihm das schwarze Leben genommen. Das kam selten vor. Zumeist fügte ein Vampir dem anderen kein Leid zu, aber Waite war zum Verräter geworden, und dafür hatte ihn Stacc LeVar bestraft.
    Mr. Silver wollte wissen, wo ich mit der Suche beginnen wollte. Ich antwortete nicht sofort, weil mich eine Bewegung irritierte - draußen auf der Straße.
    Dort ging jemand, nein, er lief. Sie lief! Tyne Carrera! Sie näherte sich dem gegenüberliegenden Haus. Na, wunderbar. Sie war noch hungrig und wollte ihren Blutdurst nun an Michael Averback stillen!
    Nach ihrem Vater wollte sie sich den ahnungslosen Nachbarn vornehmen! Durch diese Rechnung wollte ich ihr einen verdammt dicken Strich machen.
    Ich bat Mr. Silver, sich allein im Carrera-Haus umzusehen, sagte ihm, was ich gesehen hatte und was ich plante. Der Ex-Dämon schaute aus dem Fenster, doch Tyne Carrera war nicht mehr zu sehen.
    Sie hatte sich bereits Einlaß in Averbacks Haus verschafft. Ich hoffte für den Mann, daß sie nicht sofort über ihn herfiel. Bei mir hatte sie sich Zeit gelassen, aber das mußte nicht die Regel sein.
    Ich verließ das Carrera-Haus und überquerte Trevor Place. Augenblicke später stand ich vor Nummer 24 und klopfte. Michael Averback erschien. Vorsichtig zog er die Tür auf, nicht sehr weit.
    Sein mißtrauischer Blick musterte mich eingehend. Er handelte völlig richtig. Man darf nicht jedermann sofort vertrauen. Das kann sehr leicht ins Auge gehen.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte der schwarz gekleidete Makler. Wenn ich ihm erzählt hätte, eine gefährliche Vampirin befände sich in seinem Haus, hätte er mir die Tür auf die Nase geschlagen, und das mit gutem Recht.
    Ich mußte lügen. Die Wahrheit wäre für Averback zu unglaubhaft gewesen. Ihm konnte nichts aufgefallen sein, sonst wäre er nicht so ruhig gewesen.
    »Ich bin hinter einem Schwerverbrecher her, Mister…«
    »Averback. Michael Averback, Mr. Ballard.« Der Makler hatte gute Augen, hatte meinen Namen auf der Lizenz gelesen.
    »Ich konnte dem Mann bis zum Ende von Trevor Place auf den Fersen bleiben«, erzählte ich, »aber dann war er auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Die Befürchtung liegt nahe, daß er sich in einem der Häuser versteckt. Mr. Carrera, Ihr Nachbar, war so nett, mir zu gestatten, den Flüchtigen in seinem Haus zu suchen, aber da ist er nicht, deshalb komme ich nun zu Ihnen…«
    Averback nickte eifrig. »Verstehe.« Er öffnete die Tür ganz und forderte mich auf, einzutreten.
    »Der Mann ist äußerst gefährlich«, behauptete ich, und ein Teil meiner Worte entsprach der Wahrheit, denn Tyne Carrera war tatsächlich ungemein gefährlich.
    Sie war nur kein Mann, war ein Wesen, in dem die Abgründe der Hölle beheimatet waren.
    »Sie meinen, er könnte sich Einlaß in mein Haus verschafft haben, ohne daß es mir auffiel, Mr. Ballard?«
    »Halten Sie das für unmöglich?«
    »Durchaus nicht«, antwortete Averback. »Ich hielt mich im Salon auf, war in Gedanken versunken. Wenn der Mann leise war, konnte ich ihn nicht hören.«
    Ich blickte mich um. An den Wänden in der Halle hingen alte Bilder und zwei gekreuzte Säbel, Waffen aus einer Epoche, die noch mit Vorderladern und einschüssigen Pistolen auskommen mußte.
    »Wie werden Sie vorgehen, Mr. Ballard?« erkundigte sich Averback gepreßt. »Was kann ich tun?«
    »Nichts«, antwortete ich. »Bleiben Sie in meiner Nähe.«
    Der Makler nahm einen Säbel in die Hand, seine Miene drückte äußerste Entschlossenheit aus.
    »Versuchen Sie um Himmels willen nicht, den Helden zu spielen, Mr. Averback«, redete ich ihm ins Gewissen.
    Es irritierte mich, daß der Makler sein Gesicht plötzlich zu einem breiten, kalten Grinsen verzog - und dann knurrte er: »Du kommst hier nicht lebend raus, verfluchter Hund!«
    In seiner Stimme schwang soviel Haß mit, daß ich schauderte.
    ***
    Er haßte mich, weil wir nicht auf derselben Seite standen. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Averback gehörte zu den Vampiren, ohne selbst einer zu sein.
    Er war vermutlich Stacc Le Vars Diener. Wenn das stimmte, dann hatte er LeVar sein Haus als Versteck angeboten, und nun wollte er sich die Sympathie des Meisters erwerben, indem er mich tötete.
    Er griff mit einer Wildheit an, die mich erschreckte. Immer wieder surrte der Säbel durch die Luft. »Ich hacke dich in Stücke!«
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