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1681 - Tödliche Fata Morgana

1681 - Tödliche Fata Morgana

Titel: 1681 - Tödliche Fata Morgana
Autoren: Jason Dark
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nicht vorstellen, dass sie meine Sprache verstand.
    Ich sah mein Kreuz an.
    Ja, das Allsehende Auge gab noch immer sein schwaches Leuchten ab, und mir war dadurch klar geworden, dass ich es ziemlich sicher mit einer ägyptischen Magie zu tun hatte. Zudem erlebte ich eine Veränderung an mir selbst, ohne dass ich äußerlich davon betroffen wäre.
    Etwas drang in mich ein und ich hatte das Gefühl, dass es durch das Kreuz gekommen war, denn plötzlich gab es eine Brücke zwischen mir und dieser seltsamen Person, sodass alles Fremde zwischen uns wie weggefegt war.
    Ich saß im Sessel. Ich fühlte mich so wunderbar leicht. Wie entrückt. Ich wartete ab, steckte voller Erwartung und hatte meine Umgebung vergessen. Es gab nur noch die Fremde, das Kreuz und mich.
    Ein anderes und auch wohliges Gefühl war in mir hoch gestiegen. Das Wort Angst oder Furcht war mir fremd geworden und ich wartete darauf, dass sich die Brücke zwischen uns noch mehr festigen würde. Es war bisher zu keiner Kontaktaufnahme gekommen. Dass sich dies ändern würde, darauf wartete ich.
    Tatsächlich kam es dazu. Es war sogar wunderbar. Mir kam es vor, als hätte sich ein weiteres Tor geöffnet, als wären Hindernisse weggeschwemmt worden. Der Geist war frei, er war bereit, alles aufzunehmen.
    Ich wusste nicht, ob meine Besucherin nah vor mir stand oder sich etwas entfernt hatte. Dies war anders geworden, aber ich fühlte mich auch jetzt nicht bedroht. Dann hörte ich ihre Stimme. Sie klang so weich, fast zärtlich, und sie fragte mich: »Wer bist du? Gehörst du zu uns?«
    Ich verstand sie. Es war ein Phänomen, aber die Brücke zwischen uns machte es möglich.
    »Ich weiß nicht, wer du bist«, murmelte ich, »aber ich kann dich verstehen, obwohl wir so verschieden sind.«
    »Ich bin Amara.«
    Jetzt kannte ich ihren Namen, doch ich gab zu, ihn noch nie zuvor gehört zu haben.
    »Wo kommst du her?«
    »Aus einem anderen Reich, das heute nicht mehr existiert.«
    »Ägypten?«
    »Ja, so kannst du unser Land nennen.«
    »Und was hast du mir noch zu sagen?«
    »Ich will nicht, dass der Fluch einer Vergangenheit die Menschen von heute trifft. Man hat mich nicht in Ruhe gelassen. Man hat meinen Körper ausgegraben und ihn hier in dein Land gebracht, aber man hat nicht damit gerechnet, dass es Menschen gibt, die den Tod überwinden können, die es geschafft haben, mit den Göttern einen Pakt zu schließen. Und deshalb bin ich ihre Botin.«
    »Du bist eine Götterbotin?«
    »Ja, so nannte ich mich.«
    »Und weiter?«
    »Ich habe dich getroffen. Ich habe gespürt, dass du ein besonderer Mensch bist. Ich bin nur eine Fata Morgana. Für manche tödlich, für andere nicht. Ich habe mir dich ausgesucht, damit du diejenigen bestrafst, die einen so starken Frevel begangen haben.«
    »Wer hat ihn begangen?«
    »Ein mächtiger Mann. Er heißt Sahib Bandur. Merke dir seinen Namen. Er kennt keine Gnade. Er geht über Leichen. Er ist ein Sammler und er will noch mächtiger werden, indem er in meiner Heimat bestimmte Gräber ausrauben lässt. Ich habe ihm den Kampf angesagt. Für Sahib Bandur zählt nicht, ob jemand schuldig oder unschuldig ist. Er benutzt Menschen und wirft sie danach einfach weg wie Abfall.«
    »Denkst du da an bestimmte Personen?«
    »Ja, ich weiß, dass in dieser Nacht noch jemand sterben soll. Bestimmt sind Bandurs Häscher schon unterwegs. Ich brauche dich jetzt…«
    So einiges hatte ich gehört, aber ich wusste nicht genau, was ich damit anfangen sollte. Deshalb fragte ich: »Ist wirklich jemand in großer Gefahr?«
    »Das ist so.«
    »Und wer?«
    »Einer, der Bandur geholfen hat und jetzt nicht mehr gebraucht wird. Er soll noch in dieser Nacht ausgeschaltet werden. Aber ich möchte nicht, dass er stirbt.«
    In mir keimte ein bestimmter Verdacht hoch. Ich hielt ihn auch nicht lange zurück und fragte mit leiser Stimme: »Ist es Luke Städler?«
    »Ja, er ist es. Du musst zu ihm fahren und ihm zur Seite stehen. Noch ist Zeit…«
    »Und wo muss ich hin?«
    »Denk nach. Dann erfährst du es. Aber beeile dich. Ich werde versuchen, auch dort zu sein…«
    Nach diesem letzten Hinweis zog sich Amara zurück. Ich hatte dabei den Eindruck, als würde sich ein Traum auflösen, in dem ich zuvor eingebettet gewesen war. Jetzt kehrte allmählich die Realität zurück. Ich hatte dabei das Gefühl, von den Zwängen befreit zu werden, die mich für kurze Zeit umgeben hatten. Die andere Magie verschwand, sie gab mir mein normales Dasein zurück.
    Ich saß im
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